Folgen Sie uns F Y T I R

Trumps Friedenspläne und die Angst der Ukrainer auf Mallorca

Warum die Exil-Ukrainer auf der Insel die Verhandlungen des polemischen US-Präsidenten mit wachsendem Misstrauen verfolgen

Sorgt mit seinen Äußerungen zu Friedensverhandlungen für Sorgen unter Mallorca-Ukrainern | Archiv UH

| | Mallorca |

Wenn Donald Trump eines kann, dann ist es Deals zu machen – so behauptet er zumindest. Doch seine Ankündigung, den Ukraine-Krieg auf seine Art zu beenden, treibt vielen Ukrainern, die auf Mallorca leben, die Sorgenfalten ins Gesicht. Zu oft haben sie erlebt, dass vermeintlicher Frieden nur ein anderes Wort für Kapitulation war.

Zwischen Hoffnung und Angst

Anastasia Kvach von der Hilfsorganisation Amar Ucraïna ringt um Worte: „Wir brauchen Zeit. Wir wissen nicht, was passieren wird.“ Seit drei Jahren koordiniert sie Hilfe für Landsleute, die vor Putins Angriffskrieg geflohen sind. Die Aussicht auf ein von Trump ausgehandeltes Abkommen klingt für sie nicht nach einem Ende des Leids – sondern nach einer neuen Bedrohung.

Ihre Sorge teilen viele. „Ich glaube, das wird negative Folgen haben, egal wie es ausgeht“, sagt Lasya Kuznyuk, die sich auf Mallorca für Geflüchtete engagiert. Der Krieg könne in Trumps Amtszeit enden, doch was dann? „Trump wird es auf jede erdenkliche Weise tun, wirtschaftliche Interessen stehen für ihn über allem.“ Sie verweist auf die Unsicherheit, die viele ihrer Landsleute empfinden, die nach Beginn des Krieges auf die Insel kamen.

Ein Deal ohne die Ukraine?

Für Unruhe sorgt vor allem, wie Trump und Putin über den Frieden sprechen – ohne die Ukraine. Vitalii Ivanov, ein Informatiker, warnt: „Ohne Kiew und Europa wird es keinen Frieden geben.“ Die Bedingungen würden vor allem das widerspiegeln, was Russland wolle. Es sei ein Muster, das sich wiederhole: große Mächte entscheiden über die Zukunft kleinerer Staaten, ohne sie einzubeziehen. „Die Ukrainer wollen in ihrem Land unter akzeptablen Bedingungen leben. Sie können nicht unter russischen Gesetzen leben“, betont er mit Blick auf die besetzten Gebiete.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind Trumps wirtschaftliche Absichten. Ivanov verweist auf die reichen Vorkommen seltener Bodenschätze in der Ukraine – strategisch wertvolle Rohstoffe für neue Technologien. Sollten die USA diese sichern wollen, könnte das eine weitere Ebene der Verhandlungen eröffnen. Doch zu welchem Preis? „Trump könnte es als Anreiz verkaufen: wirtschaftlicher Wiederaufbau für die Ukraine im Austausch für Ressourcen“, mutmaßt Ivanov. Ein Szenario, das für die Ukrainer auf Mallorca sowohl Hoffnung als auch Skepsis auslöst.

Erinnerung an die Opfer

Während sich die Weltmächte in strategischen Kalkülen verlieren, bleibt für die Ukrainer auf Mallorca eine bittere Gewissheit: Es geht um Menschenleben. „Das sind keine Spielsteine auf dem Schachbrett“, sagt Kvach mit Nachdruck. „Wir erinnern uns an die Mütter, die ihre Söhne verloren haben. Dieser Widerstand darf nicht vergeblich gewesen sein.“

Ein weiterer Punkt ist die Distanz, die man vom Konflikt genommen hat. „Das einzig Positive an den Äußerungen von Trump ist, dass man sich wieder an uns erinnert“, sagt Kvach. Seinen Berechnungen zufolge sind seit Beginn des Konflikts mindestens tausend Ukrainer auf die Inseln gezogen und kommen immer noch, wenn auch in kleinen Mengen. Doch das ändert nichts an der grundlegenden Unsicherheit: Ist Frieden überhaupt möglich, wenn er von außen diktiert wird?

Zum Thema
Meistgelesen