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Der Schandfleck von Alcanada: Was wird aus dem alten Heizkraftwerk?

Hoteliers drängen auf schnelle Entscheidungen, um das Gelände zu deskontaminieren und eine Neunutzung zu planen, doch die Politik zögert

Kein schöner Anblick: Das alte Wärmekraftwerk von Alcúdia ist seit vier Jahrzehnten stillgelegt und verfällt. | Archiv UH

| Mallorca |

Vier Jahrzehnte nach seiner Schließung wirft das ehemalige Heizkraftwerk Alcanada bei Alcúdia im Norden von Mallorca noch immer einen langen Schatten über die Bucht. Die Dekontaminierung des Geländes wurde endlich eingeleitet, doch der Prozess wird sich voraussichtlich noch Jahre hinziehen. Währenddessen fordern die Hoteliers der Region eine sofortige Planung für die künftige Nutzung des Areals – um zu verhindern, dass das Industrierelikt weiterhin als Schandfleck der Küste bestehen bleibt.

Der Inselrat von Mallorca hat die Ausschreibung für die ersten Schritte der Sanierung vorgenommen, doch die eigentliche Dekontaminierung steht noch aus. Mindestens zwei Jahre wird es dauern, bis die Arbeiten beginnen und das verseuchte Gelände gereinigt ist. Die Hoteliers kritisieren die langsamen Verfahren und fordern, dass parallel zur Dekontaminierung ein Ideenwettbewerb zur Nachnutzung des Areals ausgeschrieben wird, um Zeit zu sparen.

Ein Denkmal der Industrie – oder ein Hemmschuh für den Tourismus?

Seit 2023 steht das alte Kraftwerk unter Denkmalschutz. Es ist ein Zeugnis der industriellen Vergangenheit Mallorcas – doch zugleich eine Belastung für Umwelt und Landschaft. Schadstoffbelastete Strukturen und Industrieabfälle verhindern die vollständige Integration des Areals in die natürliche Umgebung. "Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass dieser Ort endlich umgestaltet wird. Sein aktueller Zustand schadet dem Image Alcúdias als nachhaltiges Reiseziel", sagt Gabriel Riera-Marsá, Präsident des Hotelverbands von Alcúdia und Can Picafort.

Investition in die Zukunft oder ein Fass ohne Boden?

Die geplante Sanierung wird zum Teil aus dem Europäischen Fonds finanziert. Doch was danach passiert, ist völlig offen. Weder der Inselrat noch das Rathaus von Alcúdia haben bislang ein Konzept für die Nachnutzung des Geländes präsentiert. Die Befürchtung der Hoteliers: Ohne eine rechtzeitige Planung könnte sich das Projekt weiter verzögern – oder im schlimmsten Fall ganz im Sande verlaufen.

Die Forderung: Ein offener Ideenwettbewerb

Um dies zu verhindern, fordert der Hotelverband die rasche Ausschreibung eines Ideenwettbewerbs, an dem sich die gesamte Gesellschaft beteiligen kann. "Die Planungsprozesse sind ohnehin langwierig. Wir müssen jetzt handeln, um eine nachhaltige und zukunftsweisende Nutzung des Geländes zu sichern", so Riera-Marsá. Eines ist klar: Die Zukunft des Kraftwerksgeländes muss sich an nachhaltigen Prinzipien orientieren. Der Tourismus in der Bucht von Alcúdia setzt zunehmend auf Umweltschutz und qualitätsorientierte Entwicklungen. Eine ungenutzte Industriebrache passt nicht in dieses Bild. "Es geht nicht nur um die Deskontaminierung des Geländes, sondern um eine echte Vision für die Zukunft der Region", betont Riera-Marsá. "Alcúdia hat die Chance, hier ein Leuchtturmprojekt für nachhaltige Stadtentwicklung zu schaffen – doch dafür müssen wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen."

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