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Boom oder rechtliche Grauzone – Wie Hanf auf Mallorca zum Millionenmarkt wird

Cannabis hat keinen leichten Stand auf Mallorca. Dabei besitzen seine Inhaltsstoffe, darunter CBD, viele positive gesundheitliche Effekte. MM hat drei Shops besucht

Auf Mallorca gibt es rund 30 Geschäfte im Zusammenhang mit Hanf. Das CBWeed von Cristian Casqueiro ist eines davon.

| Mallorca |

Cristian Casqueiro bringt den langsamen Prozess, Hanf und dessen Bestandteile gesellschaftlich zu etablieren, so auf den Punkt: „Als ich mein Geschäft vor zwei Jahren eröffnete, habe ich Stunden damit verbracht, die Leute von den Vorteilen von Cannabis zu überzeugen. Es war pädagogische Arbeit.” Heute fährt Casqueiro als Inhaber des Ladens für CBD-Produkte CBWeed in Palma die Ernte für die früheren Gespräche ein. „Was den Konsum betrifft, suchen die Leute immer mehr Hanferzeugnisse. Mundpropaganda ist das, was den Fortschritt bewirkt.” Gleichzeitig schränkt der Geschäftsinhaber ein, dass „Cannabis weiterhin ein schlechtes Image hat. Für die Leute ist Hanf gleich Marihuana.”

Die sogenannten „Grinder“ dienen dazu das Pflanzenmaterial zu zerkleinern.

Das, was Casqueiro in seinem Laden in der Straße Velázquez anbietet, ist Cannabidiol (CBD). Es gehört zu einer Gruppe von Inhaltsstoffen der Hanfpflanze, die sich Cannabinoide nennen. Im Gegensatz zu seiner verwandten Zutat THC erregt CBD keine psychoaktiven Zustände. Tatsächlich trägt CBD in erster Linie zur Muskelentspannung bei und besitzt daneben entzündungshemmende Eigenschaften. Außerdem werden dem Stoff entspannende Effekte in Bezug auf Epilepsie zugeschrieben. Einige Personen berichten auch von CBD als wirksames Mittel bei Übelkeit und Erbrechen sowie als Antioxidant, das den Zellabbau bremst. Zu guter Letzt wird Cannabidiol oft zur Linderung von Angstzuständen, Psychosen, Panikattacken oder Depression eingesetzt.

Eines der ersten Unternehmen, die das immense Potenzial von CBD erkannt haben, ist Tom Hemp’s mit Sitz in Berlin. In Palma hat die Firma einen Standort an der Plaza Mayor. Deborah Reich, die für das operative Tagesgeschäft verantwortlich ist, erzählt: „Wir haben 2017, als die CBD-Bewegung aufkam, angefangen, aus einem Food-Truck heraus Lebensmittel auf Hanf-Basis zu verkaufen.” Heute befinden sich im Sortiment unter anderem Kosmetikprodukte wie Körperöle, Cremes und Seifen, Lebensmittelöle auf Basis von Hanfsamen als auch Cannabis-Blüten mit CBD-Anteil als Produkt zur Aromatherapie. Darüber hinaus verkauft der Laden von Tom Hemp’s in Palma Zubehör für Raucher.

Über die Filiale an der Plaça Major hinaus hat Tom Hemp’s Standorte unter anderem in Berlin, Barcelona und Salerno.

„Weil CBD keine Psychoaktivität hervorruft, ist es für die breite Masse attraktiv”, sagt Managerin Deborah Reich. „Ich sehe die Prognose für die kommenden Jahre positiv, auch wegen des Trends hin zu Naturprodukten.” Gesunde Ernährung spiele eine immer wichtigere Rolle, genauso wie entsprechende Ergänzungsmittel.

Im CBWeed von Cristian Casqueiro runden Bier, Gin und Likör mit Cannabis-Extrakten das Angebot ab. Auch etwa einschlägige Tees, Hanfmehl und Produkte für Haustiere stehen zum Verkauf. Gleichwohl hat sich Casqueiro auf die medizinische Anwendung von CBD spezialisiert. Folgerichtig kommen Kunden überwiegend aus gesundheitlichen Gründen zu ihm: „Die Mehrheit besteht aus Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 70 Jahren. Es sind Fälle von Krebs, chronischen Schmerzen, Multiple Sklerose oder Schlaflosigkeit.”

Carlos Luna führt seinen Grow Shop Mallorca Green seit elf Jahren in Son Cotoner im Nordwesten von Palma.

Mit den zehn Millilitern CBD-Öl, die der Konsument Leonardo im Geschäft Mallorca Green in Palmas Straße Pascual Ribot kauft, verschafft er sich geistiges Wohlbefinden. „Ich nehme die Tropfen seit zwei Jahren, nachdem ich durch Nachforschungen darauf gestoßen bin. Es ist magisch, auch beim Sport hilft mir das Öl.” Die Substanz stellt wiederum nur einen kleinen Teil des Sortiments dar, mit dem Carlos Luna in seinem Laden aufwartet. Er hat sich auf die Zucht von Hanfpflanzen spezialisiert. Kanister und Flaschen von Düngemittel und Substrate füllen die Regale, dazu kommen zwei Kühlschränke mit Samen – die allerdings nur zum Sammeln angeboten werden. Denn „der Anbau von Hanf ist in Spanien verboten”, wie Luna betont. Sein Geschäft mit fachkundiger Beratung steht für einen Sektor, der sich zwischen gesundheitlicher Verheißung und rechtlicher Gratwanderung befindet.

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