Seit 1982 ist die durchschnittliche Temperatur des Meeres rund um die Balearen um 1,6 Grad gestiegen. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird es einen weiteren Anstieg um 1,2 bis 3,6 Grad geben. Daten wie diese beinhaltet der Informe Mar Balear, bei dem es sich um den ausführlichsten Zustandsbericht und die umfangreichste Datensammlung zum Thema handelt. Der Bericht erscheint seit dem Jahr 2020 und beinhaltet Informationen zu einer ganzen Reihe von Aspekten, die das Mittelmeer rund um die Balearen-Inseln betreffen. 119 Wissenschaftler und Experten von 32 Forschungseinrichtungen und sonstigen Institutionen sind beteiligt. Insgesamt werden Daten zu mehr als 180 Indikatoren erfasst und regelmäßig aktualisiert.
„Normalerweise ist es so, dass wissenschaftliche Daten und Forschungen in spezialisierten Fachzeitschriften erscheinen, meist auf Englisch”, erklärt Raquel Vaquer, Koordinatorin des Informe Mar Balear. „Auf diese Weise gelangen sie selten bis zu den Entscheidungsträgern.” Hier habe man Abhilfe schaffen wollen. „Es geht darum, dass politische Entscheidungen auf einer soliden Datenbasis getroffen werden können”, so Vaquer.
Also taten sich im Jahr 2018 die Stiftung Fundación Marilles und mehrere der bedeutendsten Forschungseinrichtungen der Insel zusammen, um den aktuellen Stand für jeden zugänglich zu dokumentieren. Beteiligt sind beispielsweise das Meeresforschungsinstitut Imedea in Esporles, das spanische ozeanografische Institut, das Küstenbeobachtungs- und Vorhersagesystem, die Balearen-Regierung und die Balearen-Universität.
Auf der Internetseite www.informemarbalear.org lassen sich nun Daten zu ganz unterschiedlichen Themen abrufen. Fischerei, Wasserqualität, Flora und Fauna, Klimawandel – all das deckt der Bericht ab und gibt so einen ausführlichen Überblick über den Zustand des Meeres. „Eine einzige, umfassende Bewertung vorzunehmen, ist jedoch schwierig”, sagt Vaquer. Dies sei sehr differenziert zu betrachten und es gebe eine ganze Reihe möglicher Sichtweisen.
Nicht alle Entwicklungen sind schlecht
Dabei sei keineswegs alles negativ, auch wenn viele Entwicklungen eher eine Verschlechterung der Indikatoren nahelegen und Grund zur Besorgnis geben. Auch Positiv-Beispiele lassen sich jedoch finden. So führe die Ausweitung der Meeresschutzgebiete rund um die Inseln nachweislich zu einer Erholung der Fischpopulationen.
Zuletzt hatten Daten zur Fischerei für Schlagzeilen gesorgt. Demnach stammen lediglich noch 15 bis 17 Prozent des auf den Inseln vermarkteten Fisches von lokalen Berufsfischern. Zwischen 1950 und 2023 sei die Zahl der Fischerboote von 1265 auf 257 zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Fischzucht ein stark wachsender Sektor. Der Wert der auf Mallorca produzierten Jungfische, die anschließend aufs Festland geschafft und dort weiter gemästet werden, stieg in den vergangenen 20 Jahren von 1,95 Millionen auf 16,5 Millionen Euro pro Jahr. Auch das belegt, dass es gar nicht so einfach ist, eine einzige pauschale Bewertung vorzunehmen, was den Zustand des Balearen-Meeres angeht – selbst bei solider Datengrundlage.