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Zu Besuch in zwei Kaderschmieden auf Mallorca: Warum sich Boxen auf der Insel zu einer Trendsportart entwickelt

MM war live bei einem Fitnessbox-Training dabei und sprach in einem renommierten Box-Club mit einem früheren Champion, der Neulingen im Ring Schlagtechniken vermittelt.

Von klein auf werden Boxinteressierte von dem ehemaligen Profi David Quiñonero Noguera unterrichtet. | Patricia Lozano

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Aufwärtshaken, Jab, Cross und immer wieder an der Beinarbeit feilen, um sodann explosionsartig den Gegner auszutricksen und ihm an einer ungedeckten Stelle einen Schlag zu versetzen. All diese Kampf-Techniken werden in einer von außen unscheinbaren Sporthalle des Motorcity Boxing Clubs in der Nähe des Kulturzentrum S’Escorxador von Trainer David Quiñonero Noguera gelehrt. Der 50-jährige Spanier weiß genau, was er seinen Box-Novizen vermittelt. Schließlich gehörte der aus Barcelona stammende Sportler in seinen Glanzzeiten zu den weltweit besten Athleten in seinem Metier und seiner Gewichtsklasse (Cruiser), war spanischer Meister, und der WBC-Boxverband (World Boxing Council) verlieh ihm einst den Silbertitel.

David Quiñonero Noguera ist früherer Profi-Boxer und gibt nun sein Wissen als Trainer im Motorcity-Club in Palma weiter. (Foto: PL)

Wenn die Sportart konrolliert ausgeführt wird, ist sie ungefährlich

MM ist an einem Spätnachmittag bei einem Box-Training auf Mallorca zugegen, das von dem ehemaligen voll tätowierten Profi-Boxer geleitet wird. Es riecht nach Schweiß, im Hintergrund hört man laute Rap-Musik, die den Adrenalin-Pegel der wenigen weiblichen und meist männlichen Schüler noch weiter in die Höhe treibt. Der älteste Teilnehmer, der hier geschickt auf den Boxsack schlägt, ist 62 Jahre alt. Und im Laufe des Trainings sieht man später, wie zwei junge Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren mit Mundschutz und Box-Handschuhen in den Ring steigen und sich tänzelnd gekonnt wie alte Profis bewegen. "Boxen ist an sich sehr ungefährlich, vor allem wenn man einen Helm trägt und der Schlag geschützt ausgeführt wird", so Quiñonero. "Wenn die Schüler nur 70 Prozent ihrer Schlagkraft einsetzen, ist alles unter Kontrolle und niemand kann verletzt werden. Das alles obliegt hier meiner Verantwortung, und ich habe ein Auge darauf", führt der Spanier fort.

Der Faktor Sicherheit spielt beim Training in dem Motorcity Boxing Club in Palma eine große Rolle. (Foto: PL)

Der Motorcity-Club hat auf Mallorca den Ruf einer Edel-Schmiede, aus der so manche echte Profi-Boxer hervorgegangen sind. "Als ich selbst mit dem Sport angefangen habe, konnten nur die besten und stärksten, also fünf Prozent, im Box-Studio bleiben und weiterhin intensiv trainieren", so der Muskelprotz. "Heute hingegen trainieren nur zehn Prozent auf einem wirklich hohen sportlichen Level, 90 Prozent machen es lediglich für ihre Fitness", erklärt Quiñonero. Der Boxsport würde im Vergleich zu früher einen Boom erleben. "Viele Promis und Influencer hauen auf den Boxsack, um sich fit zu halten. Das macht den Sport derzeit unglaublich populär", so der Muskelprotz. Doch um auf einem Wettbewerbs-Niveau zu üben oder gar in den Ring zu steigen, seien Monate oder gar Jahre intensiven Trainings erforderlich. "Viele werden sich an Rocky-Filme zurückerinnern, jedoch sind die in dem Streifen dargestellten Kampf-Szenen mit Sylvester Stallone nur die Spitze des Eisberges. Das sich dahinter befindende Ganze besteht aus vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten, doch gehört auch immer eine Portion Spaß dazu", so der Ex-Profi. (www.gymchongma.com)

Der Gegner beim "kontaktlosen Boxen", bei dem der Fitness-Aspekt im Vordergrund steht, ist ein Boxsack und die Zeit. (Foto: PL)

Wer sich jedoch lediglich die Box-Handschuhe schnüren will, um sich in Form zu bringen, ist sicherlich im Brooklyn Fitboxing richtig aufgehoben. Die Fitness-Kette bietet "kontaktloses Boxen" an und hat zwei Standorte auf Mallorca. In einem davon im Zentrum von Palma gegenüber vom Finanzamt (Carrer de Cecili Metel, 14, Centre, 07003 Palma) ist die aus Genua in Italien stammende Trainerin Matilde Carrara anzutreffen. Die 35-jährige energische Sportlerin leitet hier die 47-Minuten dauernde Kurse und feuert die acht Teilnehmer lautstark an. Carrara klatscht in die Hände, macht Ansagen zu den Übungen und ruft zwischendurch "Noch zehn Sekunden" oder "Atmen nicht vergessen" auf Spanisch.

Die Italienerin Matilde Carrara ist Trainerin im Brooklyn Fitboxing-Studio in Palma. (Foto: PL)

Die Übenden, die sich aus zwei Männern und sechs Frauen zusammensetzen, kämpfen nicht gegeneinander. Ihr Gegner ist in diesem Fall die Zeit, der Boxsack oder ihr eigener Körper. Letzterer, also ihre Physis, wird bei den intensiven Einheiten, bei denen bis zu 1000 Kalorien je Stunde verbraucht werden, wie bei kaum einer anderen Sportart, gestählt.

Bei den 47-minütigen Trainingseinheiten im Fitness-Boxen werden bis zu 1000 Kalorien verbrannt. (Foto: PL)

Eine Probestunde in der Sportstätte, bei der man übrigens auch Boxhandschuhe erhält, schlägt mit knapp 10 Euro zu Buche. Auch Carrara spricht von einer Trendentwicklung der Sportart und sagt: "Ich habe hier bereits erstaunliche körperliche Transformationen bei den Übenden gesehen. Das Wichtigste ist jedoch, am Ball zu bleiben. Einen Waschbrettbauch zu bekommen geht nicht von heute auf morgen, sondern erfordert monatelanges Training."

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