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Palmas Stadtviertel

Einstiges Velodrom wird zum Park: Mitten in Palma soll eine neue grüne Lunge entstehen

In Palmas Stadtviertel El Fortí soll aus einem verfallenen Radsport-Oval ein Park werden. Geplant war das schon vor 120 Jahren – doch wie so oft auf der Insel dauerte es etwas länger

Das einstige, tempelartige Eintrittshäuschen (l.), genannt 'Templete' am Eingang zum Velodrom ist vollkommen heruntergekommen | Foto: Pilar Pellicer

| Palma, Mallorca |

Wenn man auf Mallorca etwas Geduld mitbringt, kann man fast alles erleben – selbst die Auferstehung eines Radsportdenkmals. Im Viertel El Fortí, wenige Meter von Palmas viel befahrenem Avenidas-Ring entfernt, wächst auf einem von Unkraut überwucherten Gelände derzeit mehr Hoffnung als Gras: Nach über einem Jahrhundert Wartezeit soll hier endlich ein Park entstehen. Mit Brücken, Bäumen, Bürgerbeteiligung – und einem Hauch Nostalgie.

Der Ort, von dem hier die Rede ist, hieß schon Tirador, als Palmas Stadtmauern noch standen. Damals war das Gelände wohl ein Schießplatz, später wurde es zum Tempel des Radsports. 1903 errichtete der Verein Veloz Sport Balear hier ein Velodrom, das bald zu einem der bedeutendsten Spaniens avancierte. Internationale Wettkämpfe, sportliche Höchstleistungen, Palmen im Hintergrund – all das verstaubte irgendwann, und 1973 wurde die Bahn endgültig geschlossen. In den Achtzigern parkten hier die letzten Vereinsmitglieder ihre Autos. Die Moderne hatte Tirador überrollt, buchstäblich.

So sah das Velodrom auf Mallorca einst aus.

"Der Radsport hat Mallorca groß gemacht"

Heute stehen die alten Bahnen noch immer – als bemooster Halbkreis im Dornröschenschlaf. Der Historiker Manuel García Gargallo hat sich jahrelang für ihre Rettung eingesetzt. "Ich spürte, dass der Ort mehr wert ist, als man denkt", sagt er. "Ich sah eine Mischung aus Ignoranz und Vernachlässigung, und das hat mich ein wenig verzweifelt." Denn viele Menschen wüssten nicht, dass der mallorquinische Radsport einst weltbekannt war – bevor Sonne und Sangría die Bühne übernahmen. Es sei ein Irrglaube, dass die Insel erst mit dem Tourismus auf die Weltkarte kam. "Was Mallorca groß gemacht hat, war der Radsport – und Tirador war das Zentrum."

Nun also die Wiedergeburt. Die Stadt hat ein Architektenteam beauftragt, den Park zu planen. Die Anwohner dürfen mitreden, was besonders Salvador Maimó vom Nachbarschaftsverein Es Fortí freut: "Das Interessante ist, dass wir uns einbringen können, bevor es fertig ist." Zwei Brücken sollen das neue grüne Areal mit dem Canódromo-Park verbinden, der bereits 2022 eingeweiht wurde. Der Tirador wird integriert statt planiert. Sogar eine Skulptur schlägt García vor – ein Fahrrad aus Bronze, vielleicht mit einem Schild: "Hier fuhr einst Mallorca seiner Zeit voraus."

Fotos aus vergangenen Zeiten: Ein Bahnradrennen im Jahre 1921.

Dass der Park jetzt doch noch kommt, ist auch einem Umstand geschuldet, der auf der Insel oft Wunder wirkt: Zeit. Ein alter Enteignungsbeschluss wurde 2001 gefällt, doch bis zur Umsetzung vergingen mehr als 20 Jahre. Zum Glück – denn so konnte die Stadt ihre Pläne noch einmal überdenken. Und wer weiß: Vielleicht wird Tirador bald wieder zu einem Ort, der die Menschen zusammenbringt. Diesmal nicht im Sattel, aber immerhin im Grünen. Und wer aufmerksam die Ohren spitzt, hört vielleicht noch das Echo vergangener Runden.

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