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TOURISMUS

Vögel statt vögeln – wie National Geographic die Partyhochburg Magaluf sieht

Touristiker und Politik sehnen seit Jahren einen Imagewandel in der britischen Exzess-Hochburg Magaluf herbei. Das traditionsreiche US-Magazin will ihn schon beobachtet haben.

Was ist das wahre Magaluf? Ein Hort frühzeitlicher Geschichte (l.) oder Partymeile für Exzesse? Oder ein bisschen beides? | Foto: S. Cases/Click

| Palma, Mallorca |

Wer kein Brite war und lautstarken Alkoholexzessen nicht viel abgewinnen konnte, der scheute den Urlaubsort Magaluf wie der Teufel das Weihwasser. Dem zur Gemeinde Calvià gehörenden Küstenstreifen eilte ein bestenfalls zweifelhafter Ruf voraus. Doch damit soll jetzt Schluss sei, ein von Politik und Urlaubsindustrie angeordneter Imagewandel macht bei der Zeitschrift National Geographic offenbar mächtig Eindruck.

Die einstige Partyhochburg durchlaufe eine radikale Transformation, berichtet das renommierte Reisemagazin. Magaluf sei heute nicht mehr nur Synonym für ausufernden Partytourismus, sondern präsentiere sich mit kristallklarem Wasser und Angeboten, die Familien wie ruhesuchende Paare gleichermaßen ansprechen würden. So stellen sich zumindest die Redakteure des Magazins die neue Gegenwart des berüchtigten Urlaubsorts vor.

Als Paradebeispiel eines Magaluf 2.0 muss für National Geographic die völlig umgestaltete Strandpromenade herhalten, die in den nächsten Wochen fertiggestellt sein soll. Dabei werde auf ein zeitgemäßes und gleichermaßen nachhaltiges Konzept gesetzt, frohlockt die umweltbewusste Redaktion. Aufgefangenes Regenwasser soll für die Bewässerung von Grünanlagen genutzt werden, salzhaltiges Meerwasser Zierbrunnen zum Sprudeln bringen.

Doch Magaluf biete weit mehr als den überarbeiteten Küstenabschnitt, urteilt das Traditionsmagazin. Auf dem Hügel Puig de Sa Morisca etwa könnten geschichtsbewusste Besucher in die Bronzezeit eintauchen. Die archäologische Stätte gewähre Einblicke in längst vergangene Zivilisationen und den punischen Handel.

Von der Bergspitze, einst strategischer Wachposten, eröffneten sich spektakuläre Panoramablicke, schwärmt das Magazin. Dass der geschichtsträchtige Ort deutlich näher an Magalufs Nachbargemeinde Santa Ponça liegt als an Magaluf selbst – für National Geographic ein unwichtiges Detail. Für Weinliebhaber ließe sich sogar eine Verkostung heimisch produzierter Tropfen organisieren. Wo genau, das bleibt in dem Artikel offen, vermutlich nicht im nahegelegenen Western Water Park.

Den Kernort Calvià am Fuße der Serra de Tramuntana stuft National Geographic gar als "Oase der Ruhe" ein. Und verweist auf die traditionelle Bar Sa Societat, wo sich bei einem reichhaltigen Frühstück auf "klassischen Thonet-Stühlen" die digitale Welt vergessen lasse. Wenn da nur nicht die modernen Nomaden an ihren aufgeklappten MacBooks wären. Aber die werden bei online-Recherchen leicht übersehen.

Um die öffentliche Vorzeige-Finca Galatzó kommt das US-amerikanische Reisemagazin auch nicht umher. Auf dieser könnten Besucher einen Blick auf die "authentische mallorquinische Landschaftsarchitektur" werfen, durchzogen von Wanderwegen zwischen "uralten Olivenbäumen und Steineichen". Dem gibt es ausnahmsweise nichts hinzufügen.

Dann geht es hinaus aufs Meer, hinüber zu den vorgelagerten Malgrats-Inseln (Illes Malgrats). Das länglich-karge Eiland, seit Jahren ein ZEPA-Vogelschutzgebiet, bietet nach Auffassung von NG "ideale Bedingungen zur Beobachtung der heimischen Meeres- und Vogelwelt". Tatsächlich ist das 89 Hektar große Schutzgebiet Zufluchtsort einer stattlichen Anzahl von seltenen Vogelarten, etwa dem Balearen-Sturmtaucher oder der Krähenscharbe. Was National Geographic freilich nicht erwähnte: Das Betreten der Felseninsel ist untersagt.

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