Auf Mallorca ist die Zeckenpopulation in diesem Jahr deutlich angestiegen. Grund dafür seien die überdurchschnittlichen Niederschläge im Frühjahr, sagt Miquel Àngel Miranda, Professor für Zoologie an der Universität der Balearen (UIB) und Forscher am INAEGA-Institut. „Alle Zecken sind potenziell gefährlich, da sie Krankheitserreger übertragen können, und dieses Jahr gibt es mehr auf Mallorca, weil es im Frühjahr geregnet hat", warnt der Experte.
Die erhöhte Niederschlagsmenge habe zu verstärktem Pflanzenwachstum geführt, was wiederum optimale Bedingungen für die Vermehrung der Parasiten schaffe. Zecken seien saisonale Tiere, die von Faktoren wie Niederschlag und Vegetationsdichte abhingen, erklärt Miranda. „Je nach Jahr kommt es zu einer größeren oder geringeren Häufigkeit. Dieses Jahr war günstig für Zecken aufgrund der hohen Niederschläge in der Zeit vor dem Frühjahr."
Hyalomma-Arten dominieren auf der Insel
Besonders häufig seien auf der Insel Zecken der Gattung Hyalomma anzutreffen, die eine besondere Affinität zu Menschen aufwiesen, wie eine von Susana Munuera koordinierte Studie des balearischen Gesundheitsdienstes IB-Salut belegt. Das Wissenschaftsprojekt „Paparra Balear", bei dem Einwohner Zecken aus ihrer Umgebung sammelten, identifizierte Hyalomma lusitanicum als häufigste Art. Besonders die Region um die Ortschaft Muro sei betroffen, von dort stamme die größte Zahl eingesandter Exemplare.
Hohes Risiko in Viehzuchtgebieten
Das Infektionsrisiko variiert stark je nach Aufenthaltsort. In Gebieten mit extensiver Viehzucht, insbesondere der Schafhaltung, sei die Gefahr besonders hoch, da Schafe als Wirtstiere für Zecken fungieren könnten. Auch in Gebieten mit Wildkaninchen müsse mit erhöhter Zeckenpräsenz gerechnet werden, da diese ebenfalls Teil des Zeckenzyklus seien. Freizeitgebiete in der Nähe von Viehzuchtbetrieben oder Tierwanderwegen erforderten daher besondere Wachsamkeit.
Eine Entwarnung gibt es hingegen für Stadtbewohner: Eine vom Forschungsinstitut CIBIR La Rioja koordinierte Studie habe gezeigt, dass „die Präsenz von Zecken in Parks und Gärten auf Mallorca, Menorca und Ibiza gleich null ist", so Miranda. Das Risiko von Zeckenstichen in städtischen Umgebungen sei daher sowohl für Menschen als auch für Haustiere sehr gering.
Umfassende Schutzmaßnahmen erforderlich
Zur Vorbeugung empfehlen Experten einen vielschichtigen Ansatz. „Das Wichtigste zur Vermeidung von Zeckenstichen ist das Tragen von Stiefeln und langen Hosen in Gebieten, in denen wir Zecken vermuten", sagt Miranda. Nach jeder Wanderung oder Exkursion müsse die Kleidung sowie verschiedene Körperstellen gründlich auf anhaftende Parasiten kontrolliert werden.
Haustierbesitzer sollten ihre Tiere mit speziellen Halsbändern gegen Zecken und andere Parasiten schützen oder regelmäßige Behandlungen gegen Parasiten durchführen lassen. Auch Haustiere sollten nach Ausflügen in Risikogebiete untersucht werden.
Miranda plädiert für einen One Health-Ansatz, der die Übertragung von Krankheiten zwischen Tieren und Menschen ganzheitlich betrachte. Dies sei „heutzutage unerlässlich, um das Risiko der Krankheitsübertragung von Tieren auf Menschen zu verstehen".
Professionelle Entfernung empfohlen
Bei einem Zeckenstich raten Mediziner, unverzüglich ein Gesundheitszentrum oder Krankenhaus aufzusuchen, wo der Parasit unter hygienischen Bedingungen entfernt werden könne. Falls dies nicht möglich sei, solle die Zecke mit einer feinen Pinzette herausgezogen werden. Dabei sei darauf zu achten sei, dass der Kopf des Parasiten nicht vom Körper getrennt und in der Haut stecken bleibe.
Keinesfalls solten Hausmittel wie Zigaretten, Öle oder Benzin verwendet werden, da dies das Risiko erhöhe, dass die Zecke Krankheitserreger mit ihrem Speichel übertrage. Bei Verdacht auf einen Zeckenstich sollte der Hausarzt konsultiert werden, um die Entwicklung möglicher Symptome zu überwachen und Analysen zur Bestimmung einer Infektion durchzuführen. Häufigste Krankheitserreger seien Rickettsien-Bakterien.
Die Forschungsgruppe für Angewandte Zoologie der UIB steht unter der E-Mail-Adresse zoologia@uib.cat mit Rat zur Verfügung. Die Universität nimmt auch Zeckenexemplare entgegen, um diese zu analysieren – unabhängig davon, ob sie gestochen haben oder nicht.