Kaum auf Mallorca angekommen, hat sich der Emir von Katar samt Entourage auf seine standesgemäß märchenhafte Yacht zurückgezogen. Die spektakuläre Al Lusail des 45-jährigen Tamim bin Hamad Al-Thani lässt seit Wochenbeginn so manchen Kiefer herunterklappen, aus gutem Grund: Es ist ein schwimmender Palast, mit 123 Metern länger als ein Fußballfeld und schätzungsweise 500 Millionen Euro teuer. Die reichlich fließenden Petro-Dollar machen es möglich.
Der katarische Staatschef war ursprünglich bereits Tage früher erwartet worden. Doch die militärischen Spannungen zwischen Iran und Israel, die auch Katar in Mitleidenschaft zogen, brachten Beobachtern zufolge seine Reisepläne gehörig durcheinander. Am Sonntag landete der Emir schließlich mit einem Privatjet auf Mallorca, nur wenige Stunden nach seinem Treffen mit König Felipe VI. im Rahmen der UN-Konferenz in Sevilla.
Die Al Lusail, benannt nach einer futuristischen Stadt im Emirat, gilt als eines der teuersten Yachten der Welt. Das 2017 von der deutschen Werft Lürssen gebaute Schiff bietet 18 Luxussuiten für bis zu 36 Gäste, denen eine 56-köpfige Crew jeglichen Wunsch von den Augen abliest. Stahl-Rumpf, Aluminium-Aufbauten und Teakholz-Decks vereinen sich zu einem Meisterwerk der Ingenieurskunst, dessen Innenausstattung mit edlen Hölzern, viel Marmor und exklusiven Stoffen keine Wünsche offenlässt.
Die Gewässer um Portals (Gemeinde Calvià) haben sich zu Al-Thanis bevorzugtem Operationsgebiet entwickelt. Begleitet wird die Mega-Yacht von einem ebenfalls imposanten Begleitschiff. Es ist nicht der erste Besuch der katarischen Königsfamilie auf Mallorca – in den zurückliegenden Jahren weilte sie mehrmals auf der Insel. An Land sorgten die Scheichs dabei regelmäßig für beträchtliche Umsätze in der Luxushotellerie und in Edelshops.
Der dreifache Familienvater und Herrscher über eines der reichsten Länder der Welt nutzt den Sport systematisch zur internationalen Imagepflege seines Emirats. Nach der umstrittenen Fußball-WM 2022 und dem Erwerb von Paris Saint-Germain plant Katar bereits die Basketball-WM 2027. Kritiker sprechen von „Sportwashing" – dem Versuch, durch Sportevents die Reputation zu verbessern.