Es ist ein erschreckendes Bild, das sich am vergangenen Wochenende in Santanyí gezeigt hat: Graffitis mit Parolen wie „Deutsche raus”, Aufkleber auf Autos, Hetze an Hauswänden. Einheimische haben ihrem Frust Luft gemacht – auf eine Art, die nicht nur falsch, sondern brandgefährlich ist. Was hier passiert ist, ist keine harmlose Protestaktion, sondern ein feindlicher Akt, der sich gezielt gegen Menschen richtet. Menschen, die auf der Insel leben, arbeiten, Steuern zahlen – und zu Mallorca längst dazugehören.
Ja, die Probleme sind real. Die Wohnungsnot ist drängend, die Immobilienpreise für viele Einheimische unbezahlbar. Die Massifizierung des Tourismus belastet Umwelt, Infrastruktur und das soziale Netz. In vielen Orten fühlen sich die Bewohner längst fremd im eigenen Land. Wer das nicht anerkennt, verschließt die Augen vor den Konsequenzen eines ungebremsten Ausverkaufs der Insel – vor allem an uns Deutsche.
Hass ist und bleibt inakzeptabel
Aber aus dieser sozialen Schieflage Hass zu destillieren, ist und bleibt inakzeptabel. Wenn Autos mit deutschen Kennzeichen zur Zielscheibe werden, wenn Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben als „Ausländer” angefeindet werden – dann ist eine rote Linie überschritten. Der Übergang von Frustration zu Fremdenfeindlichkeit ist keine Lappalie. Er ist ein gefährlicher Riss im gesellschaftlichen Miteinander. Besonders beschämend ist, dass auch Personen betroffen sind, die längst Teil der mallorquinischen Gemeinschaft sind, Menschen, die seit Jahrzehnten auf der Insel leben, Arbeitsplätze schaffen, hier ihre neue Heimat gefunden haben – und sich nun mit blanker Ablehnung konfrontiert sehen.
Mallorca muss sich dieser Debatte stellen. Aber nicht mit Schmierereien und Ausgrenzung, sondern mit Dialog, politischen Lösungen und Mut zur Regulierung. Die Probleme, die die Insel plagen, lassen sich nicht an deutschen Nummernschildern festmachen – und schon gar nicht mit Parolen lösen, die an finstere Zeiten erinnern. Die Ursachen der Krise liegen nicht bei den Zugezogenen, sondern in einer Politik, die es über Jahre versäumt hat, den Wohnungsmarkt sozial gerecht und nachhaltig zu regulieren. Wer Verantwortung will, muss zuerst die Form wahren. Denn wo Wut die Sprache diktiert, bleibt am Ende nur Spaltung.