Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Mallorca Bekanntschaft mit ihr macht: Die Orientalische Hornisse, Vespa orientalis, hat es jetzt offiziell auf die Insel geschafft. Erstmals wurde ein Exemplar der kräftigen Wespenart in Binibona, nahe Selva, gefangen – ausgerechnet in einer Falle, die eigentlich der asiatischen Hornisse galt. Wie der Störenfried auf die Insel kam? Höchstwahrscheinlich gut versteckt in einem Lkw, zwischen Paletten, Obstkisten oder Gartenmöbeln, vermutet der Artenschutzdienst der Balearen-Regierung.
Schon in Südspanien treibt Vespa orientalis seit Jahren ihr Unwesen: Seit 2012 breitet sie sich unaufhaltsam aus, plündert Bienenvölker und sorgt mit ihrem schmerzhaften Stich für Schlagzeilen. Für Allergiker kann das lebensgefährlich enden. In Andalusien schlagen Imker längst Alarm – nun könnte auch Mallorca ein Kapitel dieser Invasionsgeschichte schreiben.
Gefahr für Bienen und Spaziergänger
Die Orientalische Hornisse bringt nicht nur mehr Gift im Stachel mit als heimische Arten, sie hat auch eine besondere Schwäche für Honigbienen. Ähnlich wie ihre asiatische Verwandte überfallen die Insekten ganze Bienenstöcke, naschen Honig, zerstören Brut und schwächen so die lokale Imkerei. Für Menschen ist ihr Stich zwar nicht grundsätzlich tödlicher als der einer gewöhnlichen Wespe – doch die größere Giftmenge erhöht das Risiko eines allergischen Schocks deutlich.
Besonders tückisch: Vespa orientalis baut ihre Nester meist am Boden. Wer barfuß über Wiesen schlendert oder mit dem Hund durchs Gebüsch streift, kann leicht auf so ein unterirdisches Nest treten – und löst damit im schlimmsten Fall einen schmerzhaften Schwarmangriff aus. Noch wurde auf Mallorca kein Nest dieser Art gefunden, doch Experten schließen nicht aus, dass längst ein erstes verborgen liegt.
Fallen, Apps und aufmerksame Augen
Mallorcas Inselrat reagiert mit altbewährten Mitteln: Spezielle Fallen sollen im Frühjahr möglichst viele Königinnen fangen, bevor sie neue Nester bauen. Besonders intensiv werden die Hafenbereiche in Palma und Alcúdia überwacht – denn dort kommen die meisten ungebetenen Gäste an.
Wichtig ist vor allem die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger. Etwa die Hälfte aller invasiven Wespen-Nester wurde bislang dank Hinweisen aus der Bevölkerung gefunden. Darum bittet die Balearen-Regierung um jede Sichtung. Beobachtungen können per WhatsApp an 606 875 244 geschickt werden oder per E-Mail an especies@dgmedinatural.caib.es. Auch über die Apps Línea Verde COFIB (www.lineaverdecofib.es) und Invasapp (invasapp.uib.es) lassen sich Funde melden. Eine Infografik auf der Regierungswebseite zeigt, wie man Vespa orientalis von harmlosen heimischen Arten unterscheiden kann.
Noch ist Zeit zum Handeln
Bisher ist Mallorcas neue Plage nur ein einzelner Fund – und doch warnen Fachleute: So begann auch die Geschichte der asiatischen Hornisse, die sich innerhalb weniger Jahre zu einer echten Bedrohung für Imker, Hobbygärtner und Allergiker entwickelte.
Für die „Bieneninsel“ Mallorca heißt es jetzt: Wachsam bleiben, Fallen auslegen, melden, wenn etwas brummt, das größer aussieht als gewohnt. Und wer an Sommerabenden Wiesen und Waldränder erobert, sollte sich zweimal überlegen, wo er seine Picknickdecke ausrollt – es könnte sich lohnen, vorher genau hinzuschauen.