Wer hier fünf Minuten ohne zu schwitzen aushält, kann eigentlich kaum von dieser Welt sein. Der Busbahnhof der Estación intermodal in Palma de Mallorca ist dieser Tage ein Backofen. Kein Lüftchen weht, ohne Fächer ist man aufgeschmissen. Auch Jochen Klimm aus München, der gerade auf einen Tib-Bus der Nummer 102 nach Peguera wartet, hält es während der MM-Ortsbegehung am vergangenen Montag kaum noch aus: "Das sind unmenschliche Zustände hier", klagt er. "Ich muss ewig anstehen, bis ich endlich in den kühlen Bus komme."
Nicht nur die Hitze im Hochsommer, auch andere Probleme hat der für 458 Millionen Euro gebaute und am 1. März 2007 eröffnete unterirdische Zug- und Busbahnhof. Etwa die Rolltreppen. Mit zwei kann man in der Theorie herauffahren, mit zwei nach unten. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Mit zwei Rolltreppen ist es zwar derzeit möglich, nach oben zu gelangen, die beiden anderen sind jedoch seit vielen Wochen außer Betrieb. Um diesen Zustand zu beenden, startete die Balearen-Regierung Mitte Juni immerhin eine Ausschreibung im Wert von 1,2 Millionen Euro. Wann am größten Bus- und Zugbahnhof der Inseln wieder ein normales Vorankommen möglich ist, steht allerdings in den Sternen.
Größter Verkehrsknotenpunkt Mallorcas
Nicht nur der Ärger mit den Rolltreppen macht die Estación intermodal unangenehm. Auch hygienische Mängel unter anderem in den öffentlichen Toiletten lassen zu wünschen übrig. Und dann sind da noch größere Sicherheitsprobleme. Da der an der Plaça d'Espanya gelegene Bahnhof der größte Verkehrsknotenpunkt Mallorcas ist, treiben sich hier alle möglichen dubiosen bis kriminellen Gestalten herum – von Drogenabhängigen und Strichern bis hin zu richtig üblen Gesellen. Erst Anfang Juni wurde ein Sexualtäter abgeführt, der Frauen auf den Toiletten heimlich gefilmt hatte.
"Sicherheitskräfte müssten viel sichtbarer sein", so Miquel Àngel Riera, der Chef der Eisenbahnfreunde der Insel, gegenüber MM. "Überhaupt müsste Geld in die Hand genommen werden, um hier alles zu modernisieren und einfach kundenfreundlicher zu machen." Es sei zudem unbedingt nötig, den Busbahnhof besser zu ventilieren und die Sicherheit durch bessere Beleuchtung zu erhöhen.
Palmas Estación ist an sich lange nicht so heruntergekommen wie so mancher deutscher Bahnhof. Immerhin gibt es hier einige Gastbetriebe wie das Café Intermodal, die durchaus proper daherkommen. So viel muss also eigentlich nicht gemacht werden, um den Bereich wieder auf Vordermann zu bringen, zumal der Eingang mit einem im Jahr 2018 eingeweihten Baldachin des Architekten Joan Miquel Seguí Colomar fast schon künstlerisch wertvoll aussieht.
Bewegung deutet sich immerhin an: Das neben dem Eingang gelegene Ex-Hostel Terminus wird derzeit mit Hochdruck renoviert. Hier soll ein Revier der Lokalpolizei eingerichtet werden, was die Sicherheit deutlich erhöhen dürfte.