Mit großen Schritten geht es nicht gerade voran, wenn es darum geht, Kreuzfahrten umweltverträglicher zu machen. Der Hafen von Palma de Mallorca – immerhin einer der größten Kreuzfahrthäfen im Mittelmeerraum – ist dafür ein gutes Beispiel. So ist es bis heute nicht möglich, Kreuzfahrtschiffe per Landstrom zu versorgen, da es keinen entsprechenden Anschluss gibt. Zwar existiert ein solcher seit einigen Monaten, dieser aber wird lediglich von Fährschiffen genutzt. Ein zweiter solcher Anschluss ist geplant.
Der Hafenverwaltung in Palma zufolge soll es bis zum Jahr 2030 die Möglichkeit geben, auch Kreuzfahrtschiffe mit Strom vom Festland aus zu versorgen. Dann greift auch die von der EU bereits 2021 beschlossene Pflicht zur Landstromnutzung für Kreuzfahrtschiffe ab einer bestimmten Größe und Aufenthaltsdauer. Dass man auf dem Weg, diese umzusetzen, bislang noch nicht weitergekommen ist, liegt laut Hafenverwaltung an der fehlenden Infrastruktur. Diese sei nicht darauf ausgelegt, den hohen Energiebedarf von Kreuzfahrtschiffen zu decken.
Landstromanlagen für Oceanliner bis 2030
Beim spanischen Netzbetreiber Red Eléctrica de España, der für die Netzinfrastruktur zuständig ist, verweist man darauf, dass die Hafenbehörde zunächst ein entsprechendes Projekt vorlegen müsse, bevor man tätig werden könne. Das ist bislang nicht geschehen, wie man bei der Hafenbehörde einräumt. Es gebe aber Pläne, den Hafen bis zum Jahr 2030 mit Landstromanlagen auszurüsten, die auch von Kreuzfahrtschiffen genutzt werden können. Die Finanzierung der Kosten in Höhe von 100 Millionen Euro sei bereits gesichert.
Bis dahin werden Kreuzfahrtschiffe in Palma also weiterhin ihre Motoren laufen lassen müssen, wenn sie im Hafen liegen, um ihre Stromversorgung sicher zu stellen. Gibt es eine Landstromanlage, können die Motoren dagegen ausgeschaltet werden, was zu einer Verringerung der Schadstoff- und Lärmbelästigung führt. Die Abgase, die die Luft in Palma verschmutzen, gehören seit Jahren zu den Hauptkritikpunkten der Kreuzfahrtgegner. Problematisch sind vor allem Feinstaub, Ozon, Schwefel- und Stickstoffoxid.
Die balearische Hafenbehörde verfügt seit 2019 über ein Netz aus 25 Messstationen mit 250 Sensoren, die Daten zur Schadstoffbelastung, zum Wetter und zur Geräuschentwicklung erfassen. Acht der Stationen befinden sich in Palma. Die Daten werden auf der Internetseite www.portsdebalears.com veröffentlicht und stündlich aktualisiert. Außerdem sind dort auch die Jahresberichte zur Luftqualität in den Häfen der Balearen zu finden. In der aktuellen Auflage heißt es dort als Resümee, die Schadstoffbelastung habe im vergangenen Jahr die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte nicht überschritten.
Kreuzfahrtkritiker sind nicht überzeugt
Die Kreuzfahrtkritiker in Palma überzeugt das nicht. Man verfüge über eigene Messstationen, heißt es bei der Plataforma contra els Megacreuers, und die gesammelten Daten belegten eine Zunahme der Feinstaubbelastung an Tagen, an denen Kreuzfahrtschiffe in Palmas Hafen liegen. Die Luftverschmutzung übersteige zudem die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte, die allerdings auf den Jahresdurchschnitt umgerechnet werden. Trotz der formalen Einhaltung der Umweltvorschriften sehe die Realität demnach so aus, „dass die Bevölkerung zu bestimmten Tageszeiten Schadstoffkonzentrationen ausgesetzt ist, die gesundheitsschädliche Auswirkungen haben können”, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerplattform.
Ein weiterer Kritikpunkt der Kreuzfahrtgegner betrifft die Abgasnachbehandlungssysteme, die sogenannten Scrubber. „Um die Umweltvorschriften einzuhalten und weiterhin umweltschädlichere und billigere Kraftstoffe verwenden zu können, verfügt ein Großteil der aktuellen Kreuzfahrtflotte über solche Systeme”, so die Bürgerplattform. Zwar werde so die Luftverschmutzung reduziert, das mit Schadstoffen belastete Abwasser aber werde „oft direkt ins Meer geleitet”. Nicht ohne Grund habe die Hafenbehörde kürzlich ein Verbot dieser Praxis beschlossen.
Tatsächlich erschien im März eine Verordnung, die die Sauberkeit des Wassers in den balearischen Häfen verbessern soll und ein Verbot enthält, Schmutzwasser aus Abgasnachbehandlungssystemen ins Meer zu leiten. Bei der Hafenbehörde will man die Verordnung nicht als Hinweis darauf verstanden wissen, dass tatsächlich Abwasser ins Hafenbecken geleitet wird. Unter welchen Umständen das möglich ist, sei auch zuvor schon gesetzlich geregelt gewesen. Es sei lediglich darum gegangen, eine rechtliche Grundlage für Strafen bei etwaigen Verstößen zu schaffen, so ein Sprecher der Hafenbehörde. Beim Kreuzfahrtverband Clia weicht man der Frage aus, ob das Einleiten von Schmutzwasser aus den Abgasnachbehandlungssystemen gängige Praxis ist. Man halte sich an alle Vorschriften, so die Aussage.
Branche will bis 2050 klimaneutral sein
Das all dem zugrunde liegende Problem ist die Schwierigkeit, Kreuzfahrtschiffe mit tatsächlich umweltfreundlichen Kraftstoffen anzutreiben. Zwar ist das erklärte Ziel der Branche, bis zum Jahr 2050 komplett klimaneutral zu sein, wie das gelingen soll, ist allerdings noch völlig unklar. Zwar ist die Schifffahrt seit 2024 in das europäische Emissionshandelssystem eingebunden und es gibt auch verbindliche Quoten, um die die Treibhausgasintensität der von der Branche genutzten Kraftstoffe in den kommenden Jahren sinken muss, tatsächlich aber ist noch nicht einmal die Umstellung der Kreuzfahrtflotte von Schweröl auf weniger schädlichen Marinediesel gelungen. Zumindest ist das Mittelmeer seit dem 1. Mai ein sogenanntes Emissionskontrollgebiet, in dem strengere Grenzwerte für Schwefeloxide gelten.
Seit einiger Zeit setzen die Reedereien verstärkt auf Flüssigerdgas. Experten weisen jedoch seit Jahren darauf hin, dass es sich bei dieser Lösung nicht um die klimafreundliche Variante handelt, als die sie von der Branche dargestellt wird. Der Grund dafür ist der damit verbundene Ausstoß von Methan. Denn dieses ist bedeutend klimaschädlicher als CO2. Mit erneuerbaren Energien hergestellte E-Fuels, die den klimaneutralen Betrieb der Schiffe ermöglichen würden, wird es auf absehbare Zeit jedoch nicht in ausreichender Menge geben. Das Fazit beim Umweltschutzverband Nabu fällt dann auch eindeutig aus: „Die Kreuzfahrtbranche hat noch eine lange Fahrt vor sich, bis Umwelt und Klima nicht mehr so stark belastet werden.”