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REGIERUNGSCHEF Auf MALLORCA

Balearen contra Madrid: Prohens geht Spaniens Premier Sánchez hart an

Die balearische Regierungschefin forderte bei einem Treffen mehr Unterstützung bei der Bewältigung der Migrationskrise und dem Ausbau des Bahnnetzes.

Spaniens Premier Sánchez zu Gast bei der balearischen Ministerpräsidentin Prohens | Foto: P. Pellicer

| | Palma, Mallorca |

Kurz vor seiner Audienz bei König Felipe VI. hat sich Spaniens Premier Pedro Sánchez Zeit für ein Gespräch mit der balearischen Regierungschefin Marga Prohens genommen. Bei dem rund 35-minütigen Treffen im Consolat de Mar in Palma de Mallorca standen die steigenden Migrationsströme und stockende Bahnprojekte im Mittelpunkt. Darüber berichtete unter anderem die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

Prohens nutzte das Treffen mit dem spanischen Ministerpräsidenten demnach, um angesichts der stark zunehmenden Bootsankünfte aus Algerien einen Hilferuf loszuwerden. Die konservative Politikerin warnte vor einem „humanitären Drama" wie auf den Kanarischen Inseln, sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen. Nach ihren Angaben könnten bis Jahresende rund 12.000 irreguläre Migranten auf den Balearen ankommen – mehr als doppelt so viele wie 2024. Allein in diesem Jahr seien bereits 300 unbegleitete Minderjährige mit Booten eingetroffen. Diese stehen dem Gesetz zufolge unter der Obhut der Inselverwaltung, womit die hiesigen Behörden an "ihre Grenzen stoßen".

Die konservative Politikerin forderte von Madrid mehr Sicherheitskräfte zur Bekämpfung der Schleusernetzwerke auf der Route Algerien-Balearen. Dies sei die Route, die gegenwärtig im Mittelmehr am stärksten wachse, sagte Prohens. Sollten althergebrachte Mittel nicht helfen, brachte sie eine mögliche EU-Frontex-Mission ins Spiel. Gleichzeitig bekräftigte Prohens ihre Weigerung, minderjährige Migranten aus anderen Regionen des Landes aufzunehmen. Die Unterbringungszentren der jeweiligen Inselräte seien bereits zu "über 1000 Prozent überbelegt".

Ein weiterer Streitpunkt waren die von der Landesregierung angestoßenen Bahnprojekte. Während beide Seiten "technische Fortschritte" bei einem geplanten Bahnabkommen bestätigten, blieben die Verhandlungen über die Finanzierung offenbar festgefahren. Madrid wolle laut Prohens nur rentable Fernstrecken fördern – ein Kriterium, das die balearische Ministerpräsidentin nicht gelten lässt. „Hier gibt es bekanntlich keinen AVE", erklärte sie mit Verweis auf die Hochgeschwindigkeitszüge auf dem Festland.

Tatsächlich ist der geplante Ausbau des Bahnnetzes auf Mallorca weit von den Highspeed-Trassen à la Madrid-Barcelona entfernt. Die geplanten Verbindungen Palma-Flughafen und Sa Pobla-Alcúdia seien als öffentlicher Nahverkehr konzipiert, „der naturgemäß defizitär" sei, sagte Prohens. Es stehe dabei vielmehr ein "Service für die Menschen" im Vordergrund, weniger ein Profitstreben.

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