Eigens aus den Niederlanden ist der Aktivist Petrus Johannes Martinus nach Mallorca angereist, um gegen das Leid der Tiere im Stierkampf zu protestieren. Wie die spanische Lokalzeitung Última Hora berichtete, sprang er am vergangenen Sonntag während eines Stierkampfes (auf Spanisch Corrida) in Inca in die Arena. Seine Reaktion erfolgte, wie er erklärte, in einem Moment tiefen Entsetzens über das, was sich dort vor den Augen des Publikums abspielte. Für diese Aktion wurde er nun mit einer Geldstrafe von 2000 Euro belegt.
Seit über einem Jahrzehnt kämpft der Idealist, Mitglied der Organisation Vegan Strike Group, mit friedlichen Mitteln gegen Tierquälerei. Seine Protestform ist ungewöhnlich und mutig. Er betritt Arenen genau in dem Moment, in dem das Tier getötet wird, um den Schmerz des Tieres sichtbar zu machen, dessen Würde zu schützen und manchmal, um den leblosen Stier-Körper in den Arm zu nehmen. Dieses Mal aber war das nicht möglich, denn ein Rejoneador, ein Stierkämpfer auf einem Pferd, versperrte dem Weltverbesserer den Weg.
"Man hatte dem Stier die Hörner abgesägt, um das Pferd des Kämpfers zu schützen. Dann hat man ihm zwanzig Minuten lang Banderillas in den Rücken gerammt", berichtete Martinus mit belegter Stimme. Bei Banderillas handelt es sich um dekorierte, etwa 75 cm lange Spieße mit Widerhaken, die in der zweiten Kampfphase in den Rücken des Stiers gesteckt werden. "Ich habe gewartet, bis das Tier tot war. Und selbst dann erlebte ich rohe Gewalt, als man mich aus der Arena zerrte."
Selbst in Venezuela und Kolumbien ist der Stierkampf umstritten
Der Demonstrant ist kein Unbekannter in der Gemeinde Inca, denn bereits 2015 war er dort aktiv. Nun wurde er zum ersten Mal festgenommen, verbrachte eine Nacht auf der Wache der Guardia Civil und wurde aufgrund einer früheren Bewährungsauflage verurteilt. Trotz dieser Konsequenzen bereute er nichts: "Jemand muss etwas tun", sagte er. Noch immer trägt er die Worte "Mallorca ohne Grausamkeit" auf Spanisch auf seiner Brust, eingeritzt in seine Haut. Auf seinem Rücken finden sich frische Kratzer, die von den Spuren der Festnahme zeugen. Eine Anzeige wegen mutmaßlicher Misshandlung will er nachreichen.
Was ihn antreibt, ist nicht der Protest um des Protests willen. Es ist der feste Glaube daran, dass Tiere fühlen, leiden und Würde verdienen. Und dass man hinschauen muss, wenn sie leiden. Am Sonntag verließen sogar mehrere Familien mit Kindern die Arena, manche Kinder weinend, nachdem sie das Gesehene nicht mehr ertragen konnten.
Mit seiner Organisation, der Vegan Strike Group, kämpft Petrus Johannes Martinus gegen die brutale Realität der Tierquälerei, und das sichtbar, laut und friedlich. Weltweit machen die Aktivisten auf das Leid aufmerksam, das Tieren zugefügt wird, wozu sicherlich eine Portion Mut, Entschlossenheit und Gewaltlosigkeit dazugehört.
Stierkämpfe sind noch immer in acht Ländern legal. Es handelt sich um ein blutiges Erbe . doch ist es noch länger rechtzufertigen? Kolumbien hat bereits reagiert, will den Stierkampf ab 2027 verbieten. In Spanien hingegen ist der Stierkampfweiterhin erlaubt, doch regionale Verbote und schwindende gesellschaftliche Akzeptanz setzen der umstrittenen Tradition zunehmend Grenzen.