Eine Nachbarschaftsfehde auf Mallorca hat bizarre Ausmaße angenommen: Eine Frau in Llucmajors Strandortsteil El Arenal darf sich ihrem eigenen Zuhause nicht mehr nähern, weil sie monatelang die darunter liegende Bar terrorisiert haben soll. Darüber berichtet am Mittwoch die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".
Nach ihrer vorübergehenden Festnahme durch die Guardia Civil ist die Frau am Mittwoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der Haftrichter habe ihr aber nahe gelegt, eine gerichtliche Anordnung zu befolgen, so das Lokalblatt. Darin ist der Frau untersagt, sich dem unter ihrer Wohnung gelegenen Lokal auf weniger als 50 Meter zu nähern. Die Maßnahme zwingt sie faktisch dazu, ihre eigene Wohnung im zweiten Stock des Gebäudes zu verlassen.
Die Verhaftung erfolgte am vergangenen Wochenende, als die Frau mit einem Lautsprecher protestierend vor ihrem Wohnhaus angetroffen wurde. Ein Gericht hatte ihr bis Montag eine Frist gesetzt, die Anordnung zu befolgen. Bei ihrer Vorführung vor Gericht soll sich die sichtlich aufgebrachte Frau geweigert haben auszusagen. Sie soll stattdessen lautstark gerufen haben, sie fühle sich verfolgt und ihrer Wohnung beraubt.
Monatelange Schikanen gegen Barbetreiberin
Die Inhaberin der Bar sprach gegenüber der Zeitung von einem "monatelanges Martyrium". Nahezu täglich habe die Nachbarin die örtliche Polizei von Llucmajor wegen angeblicher Ruhestörungen alarmiert – selbst wenn das Lokal geschlossen war. Alle Kontrollen verliefen laut Aussage der örtlichen Behörden negativ. Von anderen Anwohnern habe sich niemand über Lärm aus der Bar beschwehrt.
Doch bei Beschwerden soll es die Frau nicht belassen haben: Die Barbetreiberin wirft ihr vor, Stromkabel gekappt, die gesamte Elektroinstallation gestohlen und mittels eines Schlauchs Wasser in die Bar geleitet zu haben. Dabei sollen Kühlgeräte, Überwachungskameras und andere Technik beschädigt worden sein. Kurios: Als die herbeigerufene Polizei an dem meterlangen Schlauch zog, kam die Nachbarin zum Vorschein, die das andere Ende festhielt. Der Vorgang soll auf Video dokumentiert sein.
Brandanschläge und rassistische Äußerungen
Damit nicht genug: Die Ermittler dokumentierten zudem zwei mutmaßliche Brandanschläge. Eines Nachts soll ein selbstgebastelter Molotowcocktail im Treppenhaus gefunden worden sein. Und nur einen Tag zuvor soll ein angezündeter Schwamm Schäden an einer Plane und am Dach des Innenhofs verursacht haben. Zudem wird der rabiaten Nachbarin vorgeworfen, einen Holzbalken in den Hof geworfen zu haben, der das Dach durchschlug.
Die Barbetreiberin, eine Kolumbianerin, berichtet auch von Drohungen mit rassistischen Untertönen. Die Nachbarin habe ihr gedroht "Ich bin Spanierin, du Kolumbianerin" und angekündigt, die Schließung der Bar voranzutreiben. Die Betroffene soll sich daraufhin in psychologische Behandlung begeben und Überwachungskameras installiert haben.
Die zuständige Richterin sah "Risiken für die körperliche Unversehrtheit" und sogar "Lebensgefahr" für Gäste und Angestellte als gegeben an. Das Verfahren wegen Nötigung und Sachbeschädigung steht nach Darstellung von "Ultima Hora" noch am Anfang.