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Wegen sexueller Orientierung vertrieben? Lesbisches Paar fühlt sich an beliebtem Mallorca-Hafen schikaniert

Der Betreiber in Port d'Andratx argumentiert, der Liegeplatz der beiden Frauen, an dem sie bis zu ihrem Verweis vier Jahre lang gelebt hatten, sei nur temporär gewesen

Alejandra Aponte und María Herrera auf dem Segelboot, auf dem sie leben | Foto: privat

| | Port d'Andratx, Mallorca |

Trotz der wachsenden Rechte, die homosexuellen Paaren auf Mallorca zugestanden werden, und der starken Bewegung der LGBTQ+-Community, die immer mehr an Kraft gewinnt, kommt es auf Mallorca noch zu Fällen wie diesen: María Herrera und Alejandra Aponte, ein lesbisches Paar, das seit vier Jahren auf einem Segelboot im Hafen von Port d’Andratx lebt, sieht sich eigenen Angaben zufolge mit Homophobie konfrontiert. Wie die MM-Schwesterzeitung "Última Hora" berichtete, sprachen die beiden jungen Frauen von gezielter Diskriminierung, systematischer Schikane und einem feindseligen Klima, das, wie sie darstellten, allein durch ihre sexuelle Orientierung ausgelöst wurde.

Mitten in der Hochsaison wurden sie aufgefordert, ihren Liegeplatz zu räumen. Die offizielle Begründung des Hafenbetreibers lautete, dass es sich um einen temporären Transitplatz gehandelt habe. Doch während andere Boote mit ähnlichem Status bleiben durften, mussten María Herrera und Alejandra Aponte den Hafen verlassen, mit einer Frist von nur zehn Tagen. Der Platz blieb leer. Für die beiden Frauen ist das kein Zufall, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems. Sie fühlen sich vom Hafenmeister persönlich verfolgt, mehrfach schikaniert und ungerecht behandelt. Für sie liegt der Grund nicht in einem Regelverstoß, sondern alleine in der Tatsache begründet, dass sie ein gleichgeschlechtliches Paar sind.

"Er hat uns mit Geldstrafen belegt, uns ohne Zustimmung fotografiert und öffentlich in den sozialen Netzwerken homophobe, rassistische und sexistische Inhalte geteilt", berichten sie. Screenshots entsprechender Beiträge wurden der Hafenbehörde übergeben, doch die zuständigen Stellen reagierten kaum. Statt Schutz zu erfahren, stießen sie auf Ignoranz.

Homosexuelle Paare zwischen Toleranz und Hass in Spanien

Inzwischen lebt das Paar mit seinem Hund auf einer Boje in der offenen See, ungeschützt, ständig in Bewegung, fern vom gewohnten Alltag. Ihr ehemaliger Liegeplatz bleibt derweil ungenutzt. Für María und Alejandra steht fest, dass ihre Geschichte kein Einzelfall ist, sondern ein Beispiel dafür, wie Homophobie auch dort wirksam ist, wo Gesetze längst Gleichberechtigung garantieren sollten. "Wenn Macht dazu genutzt wird, um Menschen, die anders sind, das Leben schwer zu machen, braucht es Widerstand und Sichtbarkeit", sagen sie. Denn Gleichstellung auf dem Papier schütze nicht automatisch vor Ausgrenzung im Alltag, auch nicht auf dem Mittelmeereiland.

Spanien blickt auf eine Tradition der Machokultur zurück. Während der Franco-Diktatur (1939–1975) galten sehr konservative Werte, Homosexualität wurde gesellschaftlich abgelehnt. Das Land hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten deutlich in Richtung Gleichstellung und gegen geschlechtsspezifische Gewalt entwickelt. In Spanien sind die Rechte von homosexuellen Menschen mittlerweile gesetzlich gut geschützt, gleichgeschlechtliche Ehen sind seit 2005 erlaubt. Trotz dieser Fortschritte berichten Betroffene weiterhin von Diskriminierung.

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