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Gefällte Bäume, verletztes Vertrauen – Mallorcas stiller Verlust

Immer, wenn auf Mallorca ein Straßenbaum gefällt wird,. ist der Aufschrei groß. Es hapert vor allem an der Information

Links: Baumfällung in Ciutat Jardí | Foto: privat

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Klammheimlich ließ der Flughafenbetreiber Aena kürzlich eine Gruppe gesunder Kiefern auf dem Vorplatz des Terminals von Son Sant Joan auf Mallorca entfernen. Viele Jahre lang hatten die typisch mediterranen Bäume Reisende begrüßt, die den Flughafen in Richtung Parkhaus verließen. Stattdessen befindet sich an dem Platz nun eine Bushaltestelle.

Bekannt wurde die Fällung erst, als sie schon abgeschlossen war. Ganz ähnlich das Vorgehen der Stadt kürzlich in Ciutat Jardí: Dort fällten Mitarbeiter des Grünflächenamtes ohne Vorwarnung zwei große Kiefern – zum Ärger von Anwohnern und Geschäftstreibenden aus der Gegend. Es habe die Gefahr bestanden, die Bäume könnten umstürzen, hieß es später. Vorkommnisse wie dieses sind es, die das Misstrauen der Bevölkerung schüren.

Auf der Rambla in Palma sorgen Platanen für Schatten.

Wie groß die Skepsis ist, wenn sich jemand mit einer Motorsäge an einem Straßenbaum zu schaffen macht, zeigte auch der Fall mehrerer Ombubäume auf der Stadtmauer von Palma im vergangenen Jahr. Als sich Mitarbeiter des Grünflächenamtes anschickten diese zu fällen, war der Aufschrei groß. Dutzende Bürger fanden sich spontan morgens um halb acht ein, um die Fällung zu verhindern. Die Stadt berief sich auf ein technisches Gutachten, demzufolge die Bäume krank waren und ein Risiko für Passanten darstellten. Ein Gericht gab der Stadt letztendlich recht und die Bäume mussten weichen.

Misstrauen nach heimlichen Motorfällungen

Versöhnliche Töne kommen dazu mittlerweile vom balearischen Verband der Baumpfleger Associació Balear del Arbre (ABA), der seinerzeit gegen die Fällung vor Gericht gezogen war. Man wolle auf die damalige Polemik nicht weiter eingehen und setze nun die Hoffnung darauf, dass die verbliebenen Bäume bewahrt und die gefällten bald ersetzt werden, sagt Agustina Sol, die Vorsitzende des Verbands. Das Management der Straßenbäume in Palma in den vergangenen Jahren bewerte sie positiv. Es existiere eine klare Strategie, ein Plan zur Risikovermeidung, und Entscheidungen würden auf der Grundlage technischer Kriterien getroffen. "Palma dient in diesem Bereich durchaus als Vorbild für andere Städte", so Sol.

Radikaler Beschnitt in Palmas Altstadt.

Beim Grünflächenamt der Stadt verweist man auf den Managementplan, der seit dem Jahr 2012 in Kraft ist. Dieser bilde die Grundlage für die Arbeit der Firmen, die im Auftrag der Stadt die Pflege und die Überwachung der Straßenbäume erledigen. Unter anderem ist in dem Plan definiert, wie bei Baumfällungen vorzugehen ist, insbesondere in Fällen, in denen der Baum nicht augenscheinlich bereits tot ist oder umzukippen droht. Neben einem schriftlichen Bericht über den Zustand des Baumes muss vor allem die Presse informiert werden, und zwar mit 48 Stunden Vorlauf. Selbst wenn Gefahr im Verzug ist, muss vorab eine Meldung an die Öffentlichkeit gehen.

Das geschieht offenbar nicht immer. Zumindest zielt darauf die deutlichste Kritik des Verbandes der Baumpfleger. "Die Berichte, die den Entscheidungen des Grünflächenamtes zugrunde liegen, werden nicht immer bereitwillig mit der Öffentlichkeit geteilt", sagt Agustina Sol. "Wir halten es für wichtig, die Kommunikation mit den Bürgern zu verbessern." So sei ein bedeutender Teil der Straßenbäume in Palma veraltet und müsste erneuert werden. Das gehe nur, wenn man die Notwendigkeit dazu den Anwohnern erkläre.

Aber nicht nur Baumfällungen, auch Baumpflegemaßnahmen sorgen immer wieder für Unverständnis. So etwa die radikale Beschneidung einiger einst mächtiger Tipubäume an der Rambla mitten in Palmas Altstadt, von denen nun nicht viel mehr als der Stamm übrig ist. Auch diese Entscheidung aber sei wohl auf der Grundlage strikt technischer Kriterien gefallen, so Sol. In seltenen Fällen könne es die beste Lösung sein, einem Baum die Gelegenheit zu geben, noch einmal eine ganz neue Krone zu bilden.

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