Die Festnahme eines Mannes, der auf Mallorca als einer der brutalsten Strippenzieher des organisierten Verbrechens gilt, sorgt für Schlagzeilen – und für Unruhe in Polizei- und Justizkreisen. Stefan M., Anführer der in Deutschland gegründeten Rocker- und Mafiaorganisation „United Tribuns“, wurde am Montag (11.8.) bei einer der größten Anti-Geldwäsche-Operationen der vergangenen Jahre auf der Insel festgenommen. Die Razzia, an der Hunderte Einsatzkräfte der Guardia Civil und der Nationalpolizei beteiligt waren, richtete sich gegen ein mutmaßliches Netzwerk, das Millionen aus dem Drogenhandel gewaschen haben soll.
Vom Boxclub zur Bandenmacht
Die „United Tribuns“ entstanden 2004 in Deutschland als angebliche Bruderschaft aus Bodybuildern, Kampfsportlern und Türstehern. Gründer Armin C., ein bosnisch-deutscher Ex-Boxer, propagierte zunächst einen strengen Ehrenkodex – kein Alkohol, keine Drogen, keine Gewalt außerhalb des Rings. Die Realität sah bald anders aus: Mitglieder wurden wegen Drogenschmuggels, Gewaltverbrechen, Menschenhandel und sexueller Ausbeutung verhaftet. 2022 wurde die Organisation in Deutschland verboten.
Stefan M., Sohn des früheren Real-Mallorca-Profis Goran M., brachte die „United Tribuns“ 2018 auf die Insel. An der Playa de Palma eröffneten sie ein Clubhaus, das schnell zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Aktivitäten wurde. Laut Ermittlern kontrollierte M. Sicherheitsdienste für Nachtclubs und illegale Partys – ideale Tarnung, um den Drogenhandel zu organisieren. Dabei füllte die Gruppe das Machtvakuum, das die „Hells Angels“ nach ihrer Zerschlagung auf der Insel hinterlassen hatten.
Alte Bekannte der Justiz
Bereits 2020 war Stefan M. in Spanien festgenommen und wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Drogenhandel, Körperverletzung und Urkundenfälschung verurteilt worden. Damals hatten sich Mitglieder der „United Tribunes“ als Polizisten ausgegeben, um rivalisierenden Banden Drogen im großen Stil zu rauben. M. kam vergleichsweise glimpflich davon: anderthalb Jahre Haft und 200 Euro Geldstrafe. Andere Bandenmitglieder erhielten zusammen mehr als 15 Jahre Gefängnis.
Die nun angelaufene Operation weist erstaunliche personelle Überschneidungen auf. Neben M. wurde auch der Madrider Anwalt Ignacio Gonzalo M. festgenommen, der schon 2020 einige der Angeklagten vertreten hatte. Ermittler sprechen von einem Netzwerk aus mutmaßlich korrupten Juristen, Sicherheitskräften und Kriminellen, das sich über Jahre etabliert habe.
Verdacht gegen Ex-Drogenfahnder
Für besondere Brisanz sorgt die Festnahme von Faustino N., bis vor einem Jahr Leiter der Drogenbekämpfung der Nationalpolizei auf Mallorca. Am Dienstagmorgen (12.8.) durchsuchten Spezialeinheiten seine Wohnung in Palma. Interne Ermittler aus Madrid seien angereist, um Beweise zu sichern. Die Festnahme eines ranghohen Polizeibeamten, der über Jahre gegen Drogenhandel vorging, wirft Fragen auf – und befeuert den Verdacht, dass Teile des Polizei-Apparates selbst in kriminelle Strukturen verstrickt sind.