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Verkehr

Jetzt offiziell: Radfahrer dürfen auf Mallorca nebeneinander auf einer Spur fahren

Das dürfte manch einen Autofahrer zur Weißglut bringen, zumal die vielen Radfahrergruppen manchmal recht rücksichtslos unterwegs sind

Fahrradfahrer auf Mallorca leben mitunter gefährlich | Foto: Archiv Uh

| Mallorca |

Mallorca ist Radsport-Eldorado und Problemzone zugleich. Jedes Jahr strömen mehr als 150.000 Radurlauber auf die Insel, dazu kommen rund 12.000 einheimische Enthusiasten. Doch das Paradies hat seinen Preis: Immer wieder kommt es zu schweren Kollisionen zwischen Autos und Radlern, besonders auf den engen, kurvigen Straßen des Tramuntana-Gebirges. Im vergangenen Jahr verloren über ein Dutzend Menschen bei solchen Unfällen ihr Leben. Jetzt greift die spanische Verkehrsbehörde DGT durch – mit einem ganzen Paket neuer Vorschriften.

Radler sollen sicherer sichtbar sein

Im Mittelpunkt stehen strengere Regeln für Radfahrer. Künftig müssen sie bei Dunkelheit oder Regen reflektierende Elemente tragen, die bereits aus 150 Metern Entfernung erkennbar sind. Zudem sollen einzelne Radler häufiger die Mitte der Fahrspur nutzen, um besser gesehen zu werden – auch wenn das viele Autofahrer auf der Insel nervt. Diese wiederum müssen künftig mindestens 1,5 Meter Abstand halten, wenn sie Radfahrer überholen. Gruppenfahrten bleiben erlaubt, allerdings nur nebeneinander auf einer Spur und möglichst weit rechts.

Für Staus in Städten hat die DGT ebenfalls neue Regeln geschaffen: In Tempo-30-Zonen dürfen Radfahrer künftig sogar gegen die Fahrtrichtung unterwegs sein, solange der Verkehr blockiert ist. Damit will die Behörde riskante Ausweichmanöver auf Gehwegen oder enge Überholmanöver verhindern.

Mallorca im Spannungsfeld

Die neuen Vorschriften sind mehr als Theorie – sie treffen die Insel im Kern. Mallorca lebt vom Fahrradtourismus, doch zwischen einheimischen Autofahrern und den oft in Zweierreihen radelnden Gruppen knirscht es seit Jahren. Für viele Mallorquiner sind die bunt gekleideten Sportler auf den Landstraßen ein rotes Tuch. Die DGT argumentiert dagegen mit harten Fakten: Nebeneinanderfahrende Radler seien besser sichtbar und damit weniger gefährdet, von riskanten Überholmanövern erfasst zu werden.

Auch Motorradfahrer stehen im Fokus der neuen Sicherheitsmaßnahmen. Künftig müssen sie nachts zusätzlich reflektierende Westen tragen. Beim Helm gilt: Innerhalb geschlossener Ortschaften sind offene Modelle ohne Visier erlaubt, außerhalb dagegen nur noch Integral- oder Klapphelme. Handschuhe sind ab sofort Pflicht. Doch der eigentliche Brennpunkt bleibt der Radverkehr. Denn nirgendwo in Spanien ist die Dichte an Radsportlern und Autos auf engstem Raum so groß wie auf Mallorca.

Ob die neuen Regeln den Dauerstreit zwischen Radlern und Autofahrern entschärfen können, bleibt abzuwarten. Fest steht: Ohne mehr Rücksicht auf den Straßen droht das Radsport-Paradies Mallorca zum Risiko-Parcours zu werden.

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