Seit diesen Samstag (13.9.) zählen sie wieder: Starts und Landungen im Minutentakt am Paseo de es Carnatge, direkt in der Einflugschneise des Flughafens von Palma de Mallorca. Mit Stoppuhren und Messgeräten bewaffnet, dokumentieren Anwohner die Belastung, die ihr Leben seit Jahren bestimmt. Das Ergebnis ist alarmierend: Bis zu 97 Dezibel am Morgen – so laut wie eine Kreissäge. In den Schlafzimmern der angrenzenden Viertel werden bis zu 70 Dezibel gemessen. Für rund 18.884 Menschen, die in den betroffenen Stadtteilen leben, bedeutet das: Schlafstörungen, Stress, Angst vor den gesundheitlichen Folgen.
„Das Recht auf Ruhe gilt auch auf Mallorca“
Vor Ort protestierten am Wochenende Vertreter von Nachbarschaftsvereinen, Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen. Sie fordern ein Verbot von Nachtflügen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens – so wie es in zahlreichen anderen europäischen Städten längst üblich ist. „Wir wollen keine Sonderrechte, sondern das, was in Zürich, Frankfurt oder Hamburg längst Standard ist: Ruhe in der Nacht“, sagte Pere Joan Femenia, Sprecher der Plattform gegen die Flughafenerweiterung. Besonders kritisch sei, dass es auf den Balearen bislang keine einzige offizielle Studie über die Auswirkungen des Fluglärms gebe.
Die Plattform verweist auf das „Recht auf Ruhe“, das nicht nur für die Anwohner gelte, sondern auch für die Touristen, die oftmals gezwungen seien, Flüge zu nachtschlafender Zeit zu nehmen. „Das Wohlbefinden der Reisenden wird nicht gefördert, wenn sie um vier Uhr früh im Flughafen stehen müssen – ohne öffentliche Verkehrsmittel, ohne Schlaf“, so ein Vertreter.
Lärm macht krank – und das ist messbar
Die Kritiker führen Studien an, die den Zusammenhang zwischen Fluglärm und Erkrankungen belegen. Dauerhafte Belastungen können Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Leiden und Diabetes fördern, bei Kindern seien kognitive Beeinträchtigungen nachweisbar. Auch psychische Erkrankungen werden mit Lärm in Verbindung gebracht. Ein oft zitiertes Beispiel ist der Frankfurter Flughafen: Dort soll der Fluglärm jährlich zu rund 2.340 Krankenhauseinweisungen und 340 Todesfällen beitragen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt maximal 45 Dezibel am Tag und 40 in der Nacht. Die EU ist großzügiger und setzt die Schwelle bei 55 Dezibel. Doch selbst diese Grenze wird in Palma regelmäßig überschritten. „Dass die Behörden diese Werte ignorieren, ist ein Skandal“, sagt ein Mitglied von SOS Residents, einer weiteren Initiative, die sich gegen die Überlastung der Insel wendet.