Mehrere Gemeinden auf Mallorca mussten in den vergangenen Wochen Beschränkungen der Trinkwassernutzung beschließen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Zuletzt hatte Sóller ein Verbot erlassen, demzufolge Pools nicht mehr befüllt werden durften. Auch die Gartenwässerung und das Autowaschen wurden untersagt. Ähnliche Regelungen führten in diesem Sommer auch die Gemeinden Fornalutx, Montuïri, Algaïda, Esporles, Deià und Pollença ein.
Wegen der geringen Niederschläge sind die Grundwasservorkommen der Insel zuletzt dramatisch gesunken. Auf ganz Mallorca gilt die Dürre-Vorwarnstufe, im Inselinneren sogar die erste Warnstufe. Derzeit liegen die Grundwasserpegel bei 41 Prozent des gesamten Fassungsvermögens. Einen so niedrigen Wert gab es zuletzt im Dürrejahr 2016. Damals fielen im Sommer lediglich 8,4 Liter pro Quadratmeter – normal sind 40 Liter. Daraufhin waren die unterirdischen Vorkommen im September nur noch zu 39 Prozent gefüllt. Im vergangenen Jahr lag der Tiefstwert bei 44 Prozent im August.
Trinkwasserressourcen auf der Insel schrumpfen seit Jahren
Die Trinkwasserressourcen auf Mallorca schrumpfen seit Jahren. Der Blick auf die Grundwasserstände in den vergangenen zehn Jahren offenbart eine besorgniserregende Entwicklung. Zumindest im Winter steigen die Pegel in den unterirdischen Vorkommen in der Regel auf deutlich mehr als 70 Prozent ihrer Gesamtkapazität. Seit einigen Jahren aber bleibt diese Erholungsphase aus. Bei mehr als 70 Prozent lagen die Grundwasservorkommen Mallorcas zuletzt im Juni 2020. In den vergangenen beiden Wintern stieg der Pegel auf gerade einmal etwas mehr als 50 Prozent. Der durchschnittliche Füllstand der Grundwasservorkommen auf Mallorca ist in den letzten fünf Jahren um etwa 13 Prozentpunkte gesunken.
Schuld an der Entwicklung ist vor allem der steigende Verbrauch. So nahm der Wasserbedarf der in geschlossenen Ortschaften lebenden Inselbevölkerung von 127,8 Hektokubikmetern im Jahr 2013 auf 140 Hektokubikmeter im Jahr 2019 zu. Die Größe der Inselbevölkerung betrug 1998 noch 637.510. Im Jahr 2022 lebten bereits 914.564 Menschen auf Mallorca. Die Urlauberzahl wiederum stieg seit 2011 von knapp neun Millionen auf 13,4 Millionen im Jahr 2024.
Darum investiert die Balearen-Regierung derzeit mehrere hundert Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur. Die Entsalzung von Meerwasser ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Planungen. Für 70 Millionen Euro soll eine vierte Anlage gebaut werden, aller Voraussicht nach in Felanitx. Bislang gibt es Entsalzungsanlagen in Palma, Andratx und Alcúdia. Deren Produktion hat sich zwischen 1996 und 2019 verneunfacht (von drei Milliarden Litern auf 27 Milliarden).
Mehr als 200 Millionen Euro fließen zudem in den Ausbau des Leitungsnetzes. Dazu kommt die Erneuerung maroder Rohre. In manchen Gemeinden versickert nämlich mehr als die Hälfte des Trinkwassers ungenutzt im Boden, weil die Leitungen in schlechtem Zustand sind. Auch die Nutzung von geklärtem Brauchwasser will die Balearen-Regierung verstärken.