Folgen Sie uns F Y T I R
Zeitumstellung

Zeitumstellung auf Mallorca und in Spanien: Warum das Land ein Sonderfall ist

Tatsächlich befinden sich nur drei Regionan des Königreichs in jenem Zeitrahmen, der ihrer geografischen Lage am besten entspricht. Gehört Mallorca dazu?

In Spanien haben nur die Balearen, Katalonien und die Kanaren ihre "natürliche" Zeit | Foto: Archiv

| Palma, Mallorca |

Wenn in Spanien wieder die Zeitumstellung (Sonntag, 26. Oktober) ansteht, flammt die altbekannte Diskussion über Sinn und Unsinn des Zeigerspringens erneut auf. Doch jenseits der üblichen Polemik richtet sich der Blick zunehmend auf ein tieferliegendes Thema: Liegt Spanien überhaupt in der richtigen Zeitzone?

Tatsächlich befinden sich einige Regionen des Landes bereits in jenem Zeitrahmen, der ihrer geografischen Lage am besten entspricht. Dazu zählen Katalonien und die Balearen (liegen weit im Osten) und die Kanarischen Inseln, die Greenwich-Zeit haben. Aber: der Rest des Landes bildet eine Art Sonderfall.

Ein historischer Zeitversatz

Denn dass Spanien überhaupt zur Mitteleuropäischen Zeit gehört, ist ein politisches Erbe aus dem Jahr 1940. Unter der Diktatur Francisco Francos wurden die Uhren damals um eine Stunde vorgestellt – als symbolischer Akt der Annäherung an das nationalsozialistische Deutschland und seine Verbündeten wie Italien. Die Maßnahme, ursprünglich als vorübergehende Kriegsanpassung gedacht, blieb bis heute bestehen – obwohl sie mit der geografischen Realität des Landes wenig zu tun hat.

Die Folge ist ein spürbarer Unterschied zwischen offizieller Uhrzeit und Sonnenzeit, vor allem in den westlichen Regionen wie Galicien. Dort kann sich der Sonnenaufgang im Winter deutlich verzögern, was den natürlichen Tagesrhythmus vieler Menschen beeinflusst. An manchen Tagen geht die Sonne dort erst nach 9 Uhr auf!

Die Ausnahmen: Inseln im richtigen Takt

Anders verhält es sich auf den Kanarischen Inseln. Sie sind die einzige spanische Region, die konsequent in der für ihre Lage korrekten Zeitzone geblieben ist – UTC+0, identisch mit Portugal und dem Vereinigten Königreich. Deshalb erleben die Bewohner dort Sonnenauf- und -untergänge, die weit besser mit der tatsächlichen Lichtverteilung übereinstimmen.

Auch Katalonien und die Balearen sind in dieser Hinsicht eine Besonderheit. Aufgrund ihrer geografischen Lage deckt sich die offizielle Zeit (UTC+1) weitgehend mit der Sonnenzeit. Für die Menschen dort bedeutet das: Der Tagesablauf – ob Arbeit, Schule oder Freizeit – lässt sich natürlicher an die Rhythmen von Licht und Dunkelheit anpassen als etwa in Madrid oder im Westen des Landes.

Der Nullmeridian und die innere Uhr

Übrigens: Der Nullmeridian von Greenwich teilt Spanien eigentlich in zwei natürliche Zeitzonen: eine westliche und eine zentrale. Diese unsichtbare Linie verläuft durch einen schmalen Streifen im Nordosten Aragoniens und zeigt, dass Spanien geografisch eigentlich zweigeteilt ist. Dennoch bleibt das Land seit Jahrzehnten in einer einheitlichen, aber künstlich verschobenen Zeitzone.

Aber: Seit einigen Jahren wächst der Druck, diesen historischen Anachronismus zu überdenken. Experten für Chronobiologie und Vertreter offizieller Institutionen fordern, die Zeitzone an die geografischen Gegebenheiten anzupassen. Eine Rückkehr zur westeuropäischen Zeit – also UTC+0 – könnte, so die Befürworter, nicht nur den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus der Bevölkerung verbessern, sondern auch die Energieeffizienz steigern.

Zum Thema
Meistgelesen