Mallorca ist Schauplatz eines Anschlags auf das Andenken an die republikanische Aktivistin Aurora Picornell geworden. Unbekannte haben ihre Büste in Palmas Stadtteil El Molinar mit Hakenkreuzen, der Zahl 88, einem in rechtsextremen Kreisen verbreiteten Code für den Gruß "Heil Hitler", sowie einer aufgemalten Zielscheibe beschmiert. Sockel, Gedenktafel und Statue wurden vollständig mit schwarzer Sprühfarbe bedeckt.
Die sozialdemokratische Partei PSOE verurteilte die Tat in den sozialen Netzwerken als Angriff auf das "demokratische Gedächtnis des Volkes". Auch die linke Fraktion Més per Palma zeigte sich empört und sprach von einem Angriff auf die Frauen und auf die Demokratie. Beide Parteien betonten, dass man dem Hass nicht schweigend zusehen werde, wie die spanische Lokalzeitung Ultima Hora berichtete.
Büste von Aurora Picorell nach 24 Stunden wieder gereinigt
Zum ersten Mal wurden an der Statue eindeutige nationalsozialistische Symbole angebracht. Bereits im Sommer allerdings war sie beschädigt worden, mit Brüchen im Gesicht und an der Gedenktafel –, doch frühere Vorfälle zeigten keinen klaren rechtsextremen Hintergrund.
Stadt Palma entfernte binnen 24 Stunden Nazi-Schmierereien von Aurora-Picornell-Büste. (Foto: UH)
Das Rathaus reagierte umgehend. Innerhalb von 24 Stunden entfernten die Stadtwerke alle Spuren der Schmierereien. Auch die Zielscheibe auf der Brust der Statue wurde beseitigt. Der stellvertretende Bürgermeister Llorenç Bauzá, erklärte, die Reinigung sei "so schnell wie möglich" veranlasst worden. Die Vereinigung Memòria de Mallorca erstattete bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen eines möglichen Hassverbrechens.
Wer war Aurora Picornell?
Aurora Picornell wurde während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) von franquistischen Kräften ermordet. Sie gilt bis heute als Symbolfigur des antifaschistischen Widerstands und des Einsatzes für Frauenrechte. Die Büste zu ihrem Gedenken wurde im März 2019 vom Stadtrat von Palma und dem Inselrat eingeweiht.
Picornell wurde 1912 in Palma geboren. Die Schneiderin engagierte sich früh als Gewerkschafterin, Feministin sowie als Kommunistin und war eine der bekanntesten Vertreterinnen der Kommunistischen Partei auf Mallorca während der Zweiten Republik. Wegen ihrer leidenschaftlichen Reden erhielt sie den Beinamen "La Pasionaria mallorquina". Nach dem Militärputsch von 1936 wurde sie verhaftet, gefoltert und am 5. Januar 1937 im Alter von 24 Jahren gemeinsam mit anderen Frauen, den "Rojas del Molinar", erschossen.
Ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung bleibt für viele Insulaner unvergessen. 2017 wurde sie posthum zur Ehrenbürgerin Mallorcas ernannt, 2018 erhielt sie ein Porträt im Inselrat, und 2019 wurde die Büste in Palma zu ihrem Andenken errichtet.