In Sóller eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist fast unmöglich, und das wissen die meisten, die dort leben. Jetzt hat der örtliche Geograf Antoni Marcús die Lage einmal genau unter die Lupe genommen und die Zahlen bestätigen das Gefühl vieler Menschen: Wohnen bleibt im Orangental für viele unbezahlbar. Selbst wenn Sóller offiziell zur sogenannten angespannten Wohnraummarktzone erklärt würde, wie es das neue spanische Wohnungsgesetz vorsieht, würde das die Mieten kaum spürbar senken.
Laut Marcús würde eine Wohnung im Schnitt dann immer noch rund 900 Euro im Monat kosten – viel zu viel für die meisten Einheimischen. Die Berechnungen basieren auf staatlichen Daten aus knapp 950 Mietverträgen. Danach dürfte eine 96-Quadratmeter-Wohnung in der Gegend um das Zentrum höchstens 976 Euro kosten, im Port de Sóller wären es 966 Euro für 84 Quadratmeter, und im Durchschnitt käme man auf etwa 900 Euro für den ganzen Ort.
Die Realität derzeit sieht nochmal dramatischer aus: Das günstigste Angebot, das auf den Immobilienportalen zu finden ist, liegt bei rund 1500 Euro im Monat für 80 Quadratmeter. "Das zeigt, wie ernst die Lage ist", sagt Marcús. "Kein junger Mensch mit einem normalen Gehalt kann sich hier eine Wohnung leisten."
Balearen-Regierung zögerlich
Eigentlich könnte die Balearen-Regierung den Antrag stellen, Sóller offiziell als angespannten Markt einzustufen, doch bisher gibt es dafür keine Anzeichen. Andere Regionen wie Katalonien oder das Baskenland sind da schon weiter, und sogar die Stadt A Coruña in Galicien hat den Status bekommen – obwohl die Regionalregierung dort anfangs dagegen war. "Wenn das in Galicien klappt, warum nicht hier?", fragt Marcús und fordert, dass sowohl das Rathaus von Sóller als auch die Regierung auf den Balearen endlich handeln.
Für den Geografen wäre eine Preisbegrenzung nur ein erster Schritt, "um die Blutung zu stoppen", wie er es nennt. Langfristig müsse aber viel mehr passieren: leer stehende oder touristisch genutzte Wohnungen müssten höher besteuert werden, stabile Mietverträge sollten gefördert, bestehende Gebäude saniert und nicht ständig neue Flächen bebaut werden. Außerdem müsse man sich trauen, auch auf europäischer Ebene darüber zu reden, ob der Kauf von Immobilien durch Nichtresidenten in Regionen mit Wohnungsknappheit eingeschränkt werden sollte.
Die Preise für Eigentum in Sóller sind in den letzten zehn Jahren um ganze 182 Prozent gestiegen, während die Löhne nur um 29 Prozent zulegten. "Das ist völlig unverhältnismäßig", sagt Marcús. Die Einstufung als angespannter Markt würde das Problem zwar nicht von heute auf morgen lösen, wäre aber zumindest ein Werkzeug, um endlich gegenzusteuern und den Menschen in Sóller wieder eine realistische Chance auf ein Zuhause zu geben.