Mit dem Beginn des Gerichtsverfahrens im indonesischen Lombok hat für die Angehörigen der Spanierin Matilde Muñoz ein lange erwarteter juristischer Weg begonnen. Erstmals trat dort nun ein Gericht zusammen, um sich mit dem Mord an der 72-Jährigen zu befassen, die über viele Jahre hinweg auf Mallorca gelebt hatte. Der Fall hatte auf der Insel große Betroffenheit ausgelöst.
Vor Gericht erschienen zwei Männer, die von der indonesischen Staatsanwaltschaft beschuldigt werden, die Tat geplant und gemeinschaftlich begangen zu haben. In der Anklageschrift ist von einem vorsätzlichen und kaltblütigen Verbrechen die Rede.
Gespräch kurz vor der Tat
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hielten sich die beiden Angeklagten wenige Stunden vor dem Mord in einem Restaurant in der Ortschaft Senggigi auf, unweit des Hotels, in dem Muñoz seit Jahren Stammgast gewesen war. Dort sollen sie ein Gespräch geführt haben, das nach Auffassung der Ermittler eindeutig auf eine geplante Tat hindeutet. Einer der Männer war zu diesem Zeitpunkt noch im Hotel angestellt, der andere hatte dort zuvor gearbeitet.
Die Anklage rekonstruiert einen Ablauf, der auf eine gezielte Vorbereitung schließen lässt. Auch finanzielle Motive spielen dabei eine zentrale Rolle: Die beiden Männer sollen Geld benötigt haben, um einen früheren Diebstahl bei einem anderen Hotelgast zu vertuschen. Mehrere Reisende hatten während ihres Aufenthalts über wiederholte Diebstähle geklagt, teils mit dem Verdacht, dass mehrere Angestellte daran beteiligt gewesen seien.
Früherer Konflikt mit dem Opfer
Hinzu kommt ein persönlicher Aspekt. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte es bereits Monate vor der Tat einen Streit zwischen Muñoz und einem der späteren Täter gegeben. Die Frau soll den Hotelmitarbeiter wegen seines Verhaltens zur Rede gestellt und ihn – auf Spanisch – lautstark kritisiert haben. Dieser Vorfall habe möglicherweise zu einem anhaltenden Groll geführt, so die Ermittler.
Die Nacht des Verbrechens
In der Nacht zum 2. Juli betraten die beiden Männer gegen 0.30 Uhr das Hotel, um zu prüfen, ob Muñoz bereits schlief. Gegen drei Uhr kehrten sie zurück. Wenig später drangen sie durch ein Fenster in ihr Zimmer ein. Beim ersten Durchsuchen fanden sie lediglich einen geringen Bargeldbetrag. Erst beim dritten Eindringen kam es zur Eskalation.
Als Muñoz durch Geräusche geweckt wurde und die Eindringlinge bemerkte, erstickten sie die Frau laut Anklage, indem sie ihr Gesicht bedeckten und sie würgten. Einer hielt sie fest, während der andere sie tötete. Anschließend wurde der Leichnam in eine Decke gewickelt und zunächst in einem Technikraum des Hotels versteckt. Das Zimmer wurde gereinigt, persönliche Gegenstände verschwanden.
Leiche mehrfach verlegt
In den Tagen danach versuchten die Täter offenbar, Zeit zu gewinnen. Eine Nachricht an Freunde und Familie, in der Muñoz angeblich mitteilte, sie sei nach Laos gereist, stellte sich später als fingiert heraus. Als der Leichnam zu verwesen begann, wurde er zunächst im Hinterhof des Hotels verborgen, später in ein leerstehendes Zimmer gebracht.
Erst als die Polizei persönliche Gegenstände der Frau fand, die im Müll des Hotels entsorgt worden waren, entschieden sich die Täter zu einem letzten Schritt: Sie transportierten den Leichnam mit einem Motorrad zu einem nahegelegenen Strand bei Senggigi und vergruben ihn dort notdürftig im Sand – unweit eines verlassenen Hotels. Dort wurde die Leiche Wochen später entdeckt.
Hohe Strafandrohung
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vorsätzlichen Mord sowie Raub vor. Nach indonesischem Recht drohen Haftstrafen von mehr als 15 Jahren, theoretisch auch die Todesstrafe, die jedoch nur selten vollstreckt wird. Die Familie von Matilde Muñoz geht davon aus, dass weitere Personen aus dem Umfeld des Hotels an der Tat beteiligt gewesen sein könnten, und hat internationale Rechtshilfe beantragt. Die nächste Verhandlung ist für den 7. Januar angesetzt.