Einer der klassischen Weihnachtsausflüge auf Mallorca führt nach Lluc. Das Heiligtum hat für gläubige Mallorquiner schließlich den allerhöchsten Stellenwert. Die schwarze Madonna, die in der dortigen Wallfahrtskirche zu sehen ist, lockt seit Jahrhunderten Ausflügler in die Berge. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Orte auf Mallorca, die nicht ganz so bekannt, aber nicht minder gut für einen weihnachtlich-beschaulichen Ausflug geeignet sind.
Wie wäre es zum Beispiel mit Bethlehem? Diesen Namen – Betlem – trägt die nicht weit von Artà im Nordosten der Insel in den Bergen der Serra de Llevant liegende alte Einsiedelei. Es ist einer dieser stillen Orte, von denen es auf Mallorca aller Massifizierung zum Trotz noch einige gibt. Die Vögel zwitschern, der Wind rauscht in den Wipfeln der Zypressen und in der Ferne bimmeln die Glocken der Schafe. Die kleine Kapelle ist wie geschaffen für einen Moment des Innehaltens.
Zu Fuß oder mit dem Auto nach Bethlehem
Zur Einsiedelei gelangt man am einfachsten von Artà aus mit dem Auto über die Landstraße, die zum Parc de Llevant führt (Ma-3333). Dort gibt es einen ausgeschilderten Abzweig nach links. Wer den Ausflug mit etwas sportlicher Aktivität verbinden will, kann eine Wanderung unternehmen – entweder vom Hauptgebäude des Parc de Llevant aus, oder aber von Colònia de Sant Pere aus, wo es an der Landstraße Ma-3331 kurz vor der Neubausiedlung Betlem einen Abzweig gibt. Beide Routen sind ausgeschildert, etwa drei Kilometer lang und in einer Stunde gut zu schaffen.
Die Einsiedelei befindet sich an einem Ort, an dem es zu Zeiten der muslimischen Herrschaft ein Landgut namens Binialgorfa gab. Später war die Gegend dann nicht mehr bewohnt, da sie aufgrund der einsamen Lage den Piratenangriffen weitgehend schutzlos ausgeliefert war. Erst im 19. Jahrhundert ließen sich dann Mönche aus Randa und Valldemossa hier nieder und errichteten ihre Einsiedelei auf den Ruinen des alten Weilers. Im Jahr 2010 mussten sie allerdings mangels Nachwuchses aufgeben. Bis auf die Kapelle verfallen die Gebäude zusehends.
Nur ein paar Kilometer weiter südlich befindet sich ganz in der Nähe von Felanitx einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Insel, das Heiligtum Santuari de Sant Salvador. Die Marienstatue, die in der Kirche verehrt wird, soll einst ein Schäfer ganz in der Nähe gefunden haben. Auf dem 509 Meter hohen Gipfel gibt es außer dem Heiligtum noch Einiges mehr zu sehen. Da wäre etwa das Kreuz Creu de Picot sowie die Christus-Statue Crist Rei. Neben Picknicktischen gibt es auch ein Ausflugslokal und ein Hotel. Das Heiligtum stammt aus dem 14. Jahrhundert und diente lange Zeit als Wehrkirche, was man leicht an den dicken Mauern erkennt. Da man vom Gipfel des Berges den gesamten Südwesten der Insel überblickt, konnte man nahende Gefahren frühzeitig entdecken.
Hoch hinaus zum Heiligtum von Sant Salvador
Die meisten Besucher gelangen mit dem Auto auf den Puig de Sant Salvador. Auch Rennradfahrer nutzen die Serpentinenstraße (PMV-4011) dort hinauf gerne als Trainingsstrecke. Man kann aber auch eine Wanderung unternehmen. Dafür lässt man das Auto am besten am Fuße des Berges stehen, etwa am Wegkreuz Creu de Sant Salvador. Von dort geht es zum Teil kräftig ansteigend über einen Waldweg, der immer wieder die Landstraße kreuzt. Ausgeschildert ist die Route nicht, aber auch kaum zu verfehlen: es geht halt immer bergauf. Die knapp zwei Kilometer sind in einer Dreiviertelstunde gut zu schaffen.
Ein Stück weiter in Richtung Palma befindet sich zwischen Algaida und Llucmajor Mallorcas heiliger Berg, der Puig de Randa. Schon seit vielen Jahrhunderten fühlen sich die Menschen auf dem 543 Meter aus dem Flachland ragenden Plateau Gott besonders nahe. Kein Wunder also, dass es hier gleich drei bedeutende religiöse Stätten gibt. Zunächst wäre da das in den Berg hinein gebaute Marienheiligtum Santuari Nostra Senyora de Gràcia. Gleich oberhalb befindet sich die Einsiedelei Ermita de Sant Honorat, in der unter anderem spirituelle Kurse stattfinden. Auf dem Gipfel dann gelangt man zum Santuari Nostra Senyora de Cura, dem wichtigsten Heiligtum des Berges. Dort gibt es ein kleines Museum, ein Hotel und ein Restaurant.
Auch hierher kommen die meisten Ausflügler mit dem Auto oder mit dem Reisebus. Aber auch zahllose Radfahrer bevölkern meist die Serpentinenstraße, und ein Wanderweg führt ebenfalls von dem kleinen Dorf Randa aus auf den Gipfel. Dieser ist allerdings nicht ausgeschildert und auch nicht ganz einfach zu finden, zumal es teilweise über Privatgelände geht. Man sollte also am besten einen Wanderführer oder eine Wander-App bei sich haben. Entfernung und Schwierigkeit der Route sind moderat: die drei Kilometer bis auf den Gipfel schafft man gut in einer Stunde.
Eine Treppe zum Glauben: die Cova de Lourdes
Eine der wohl kuriosesten Pilgerstätten der Insel befindet sich unweit von Santa Eugènia und damit nur wenige Kilometer nordwestlich von Randa. Etwas außerhalb des Städtchens, an der Landstraße nach Ses Olleries, führt eine schier endlose Treppe den Berg hinauf. Ein Schild an ihrem Fuß weist darauf hin, dass sich hier die Höhle Cova de Lourdes befindet. Es handelt sich um eine Grotte mit Marienstatue, die von dem französischen Wallfahrtsort inspiriert ist.
Der damalige Pfarrer von Santa Eugènia, Mateu Coll Rubi, soll im Jahr 1920 auf die Idee gekommen sein, in der damals noch "Cova des Coloms", "Taubenhöhle", genannten Grotte ein Bildnis der Mutter Gottes aufzustellen. Später kam auch noch die heilige Bernadette hinzu. Tatsächlich pilgern seitdem Gläubige dorthin, um Maria anzuflehen oder ihr zu danken. Es brennen Kerzen und in den Gesteinsspalten stecken Zettel.
Eine Marienkapelle mitten im Wald bei Sóller
Ein ähnlich ungewöhnlicher Ort befindet sich in den Bergen oberhalb von Sóller fast genau bei Kilometer 49 der Landstraße Ma-10 in Richtung Fornalutx. Mitten im Wald steht dort im Schatten unter hohen Kiefern und Zypressen die aus grobem Fels gemauerte und mit unbehauenen Steinen verzierte Marienkapelle Sa Capelleta. Auch sie ist der Grotte von Lourdes nachempfunden. Von der Decke hängen Stalaktiten, Bernadette kniet zu Füßen der Jungfrau Maria. Die Kapelle ist meist verschlossen, man kann aber durch die winzigen, bunt verzierten Fenster hineinschauen.
Wer nicht mit dem Auto fahren möchte, kann auch zu Fuß von Sóller aus über den knapp einen Kilometer langen mit Holzpfosten markierten Weg den Berg hinaufsteigen. Im Camí de s’Ermita in Sóller ist links der Camí de sa Capelleta ausgeschildert. An der Kapelle gibt es schattige Sitzgelegenheiten und die Aussicht über Sóller ist großartig.
Stille über dem Meer: die Ermita de la Trinitat
Geradezu atemberaubend ist auch der Blick aufs Meer ein paar Kilometer die Küste entlang in Richtung Valldemossa. Dort, in den dichten Eichenwäldern oberhalb des ehemaligen Klosters Miramar, befindet sich die letzte noch bewohnte Einsiedelei Mallorcas, die Ermita de la Santísima Trinitat. Hinter hohen Mauern gehen hier bis heute einige Einsiedler ihrem stillen Tagwerk nach. Die kleine Kapelle ist in ewiges Dunkel getaucht und es riecht nach Weihrauch. Die Meerblickterrasse ist ein einzigartiger Ort für eine Rast.
Es ist möglich, mit dem Auto bis zur Einsiedelei zu fahren. Allerdings ist die Straße schmal und kurvig. Vor allem die letzten paar Meter sind nichts für Nervenschwache: kaum breiter als ein Auto führt der Weg zwischen hohen Mauern hindurch. Der Abzweig befindet sich ungefähr auf Höhe des Restaurants Can Costa an der Ma-10. Man kann das Auto auch wenige hundert Meter vorher an der Landstraße abstellen und eine kleine Wanderung unternehmen. Die eineinhalb Kilometer sind schnell geschafft.
Gut erreichbar ist auch das wohl seltsamste Volksheiligtum der Insel: die Höhle von Portals Vells. Von der gleichnamigen Bucht aus ist es dorthin nur ein kurzer Spaziergang an der Küste entlang. Drei Öffnungen im Fels zeugen davon, dass hier einst Kalksandstein abgebaut wurde. Sie ähneln mächtigen Portalen – ein Umstand, dem die Bucht ihren Namen verdankt. Zwischen Felsblöcken hindurch führt ein Trampelpfad dorthin.
Im Inneren der Höhle sollen einst Seeleute Zuflucht gefunden haben, nachdem sie in einem schweren Sturm Schiffbruch erlitten hatten. Sie schufen die kleine, der Jungfrau Maria gewidmete Kapelle. Ringsherum gibt es geheimnisvoll anmutende Verzierungen an den Wänden: seltsame Gestalten, Blumen, Engel, Sonne, Mond und Sterne. Wenn einem da nicht weihnachtlich zumute wird!