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Sprache statt Abspaltung

Separatisten tun sich auf Mallorca schwer

Im März 2012 demonstrierten in Palma mehrere zehntausend Menschen für den Erhalt der katalanischen Sprache. | Foto: Miquel Àngel Cañellas

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Noch bevor sich in Katalonien kürzlich Hunderttausende zu einer mehr als 400 Kilometer langen Menschenkette versammelten, um die Unabhängigkeit der Region vom spanischen Staat zu fordern, fanden sich in Palmas Innenstadt mehrere tausend Demonstranten ein, um auf Mallorca ihrer Solidarität mit dieser Forderung Ausdruck zu verleihen.

Der eine oder andere Insulaner hegt ob der historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten offenbar durchaus Sympathien für die Bestrebungen der Katalanen. Hin und wieder tauchen an Hauswänden Graffitis auf: "Mallorca is not Spain." Zumindest die antimonarchistische Partei Esquerra, das balearische Kulturwerk OCB und kleine radikale Gruppierungen fordern offen, die Balearen sollten sich vom spanischen Staat lossagen und gemeinsam mit Katalonien eine neue Nation bilden - die "Països Catalans".

Tatsächlich hätten die Balearenbewohner noch viel mehr Grund als die Katalanen, sich von der Zentralregierung ungerecht behandelt zu fühlen: Die Bilanz der Balearen im spanischen Länderfinanzausgleich ist noch viel ungünstiger als die Kataloniens. Eine mehrheitsfähige Unabhängigkeitsbewegung aber gibt es auf Mallorca bei weitem nicht.

Das belegt das Ergebnis der balearischen Parlamentswahl im Mai 2011. Damals bekamen Parteien, die zumindest eine regionalistische Politik verfolgen, zusammen rund 70.000 Stimmen - macht in etwa 16 Prozent der Gesamtstimmenzahl. Ins Parlament schafften es wegen der Fünfprozenthürde allerdings nur die mallorquinischen Sozialisten von der PSM (nicht zu verwechseln mit den spanienweiten Sozialisten von der PSOE).

Auch die Bürgerbefragungen der Meinungsforschungsinstitute ergeben ein klares Bild. Laut dem aktuellen Stimmungsbarometer des Zentrums für soziologische Forschung (CIS) sind fast 80 Prozent der Balearen-Bewohner stolz darauf, Spanier zu sein. Zum Vergleich: In Katalonien liegt die Zahl nur bei 54 Prozent. Lediglich 31 Prozent der befragten Balearenbewohner gaben an, mehr Selbstbestimmungsrechte für die Region zu befürworten (Katalonien: 68 Prozent).

Über eine breite gesellschaftliche Basis verfügt auf der Insel dagegen die Forderung nach Erhalt der Inselsprache und -kultur. Als im Frühjahr 2012 das OCB zum Protest gegen die castellanofreundliche Sprachpolitik der Balearen-Regierung aufrief, da versammelten sich in Palma mehrere zehntausend Menschen - für mallorquinische Verhältnisse eine Massendemonstration. Auch der aktuelle Lehrerstreik muss zumindest zum Teil als Protest gegen das Zurückdrängen des Katalanischen in den Schulen gesehen werden.

Dass es durchaus ein erhebliches Wählerpotenzial für regionalistische Parteien gibt, belegt die Geschichte der mittlerweile aufgrund zahlreicher Korruptionsskandale aufgelösten Unió Mallorquina, die über Jahrzehnte hinweg der entscheidende Mehrheitsbeschaffer auf der Insel war und die balearische Politik ausgiebig geprägt hat. Bei der Regionalwahl im Jahr 2015 werden mit der Partei Proposta per les Illes (PI) und dem Zusammenschluss mehrerer Linksparteien Més zumindest zwei Bündnisse antreten, die mehr Selbstbestimmung für die Balearen fordern und die Zusammensetzung des Balearen-Parlaments gehörig durcheinanderwürfeln könnten.

Einer der Hauptgründe für das Fehlen mehrheitsfähiger separatistischer Tendenzen auf Mallorca dürfte die demografische Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte sein. Der Boom der Tourismus- und der Bauwirtschaft löste eine enorme Immigrationswelle aus. Heute ist gerade einmal noch jeder zweite Inselbewohner auch tatsächlich hier geboren.

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