Während in der Flüchtlingspolitik ein Krisengespräch das andere jagt, kritisiert die deutsche Boulevardpresse Innenminister Thomas de Maizière für einen Kurzurlaub auf Mallorca.
Laut einem "Bild"-Bericht war der CDU-Politiker Anfang der letzten Oktoberwoche angereist, um sich einige Tage auf der Insel zu erholen. Zur Kabinettssitzung am Mittwoch sei der 61-Jährige zwar für einen Tag nach Berlin geflogen. Bei den wichtigen Koalitionsgesprächen am Wochenende soll er allerdings gefehlt haben.
Zwei Reporter suchten den Minister und seine Frau zu Allerheiligen beim Frühstück im Hotel Sa Pedrissa bei Deià auf. Es kam zu einem Händedruck und einem kurzen Wortwechsel, bei dem de Maizière seinen Mallorca-Urlaub gegenüber den Bild-Reportern begründete. Gleichzeitig wurde der Politiker offenbar aus der Ferne mit einem Tele-Objektiv recht unvorteilhaft abgelichtet.
"Tausende ehrenamtliche Helfer arbeiten seit Monaten – was sagen Sie denen?", lautete eine der Fragen der Medienvertreter. Der stellvertretende Chefredakteur der Bild, Bela Anda, kommentierte dazu online: "Cappucino schlürfend sitzt er auf der Sonneninsel, während zeitgleich die GroKo in Berlin versucht, die Flüchtlingskrise zu lösen. Für deren Bewältigung de Maizière immer noch die operative Verantwortung trägt."
Die Berichterstattung weckt Erinnerungen an die "Mallorca-Affäre" von Verteidigungsminister Rudolf Scharping in den Jahren 2001 und 2002. Anders als der nach Bild-Angaben mit Air Berlin reisende de Maizière, hatte sich der SPD-Politiker seinerzeit allerdings tageweise von der Flugbereitschaft der Bundeswehr nach Mallorca bringen lassen und posierte auch noch mit seiner Lebensgefährtin im Pool für die "Bunte". Am Ende machte er sich mitten im Bundestagswahlkampf zum Gespött der Nation und wurde von Gerhard Schröder entlassen. (mic)