Am 1. Januar 1986 ist Spanien der Europäischen Union beigetreten – 30 Jahre später ist von europäischem Gemeinschaftsgefühl wenig zu spüren. Die Eurokrise hat vor allem Frust statt Lust zwischen den nord- und südeuropäischen Mitgliedsstaaten hervorgerufen. Dennoch kann nicht die Rede davon sein, dass die EU keine Spuren hinterlassen habe - im Gegenteil. Mehr als eine Milliarde Euro hat das europäische Staatenbündnis bisher auf den Balearen investiert, auch für den Zeitraum 2014 bis 2020 sind rund 130 Millionen Euro an Fördermitteln für die Balearen vorgesehen. Voraussetzung ist unter anderem stets, dass der spanische Staat oder die Balearen-Regierung selbst Gelder in vergleichbarer Höhe in die Vorhaben investieren.
"Richtige Großprojekte stehen in den kommenden Jahren nicht an", berichtet Félix Pablo, Generaldirektor für Europäische Fonds der Balearen-Regierung. Groß, damit meint Pablo Investitionen von mehr als 50 Millionen Euro. Immerhin 24 Millionen Euro seien jedoch für die Elektrifizierung der Bahnlinien auf der Insel bis 2020 eingeplant. "Das ist auch schon eine Stange Geld", so Pablo.
Einige Finanzierungen laufen bereits. "Rund 17 Millionen Euro aus Brüssel fließen aktuell in Um- und Anbauten verschiedener Bildungseinrichtungen auf den Balearen", weiß Pablo. Weitere fünf Millionen kommen Ausbauten am Parc Bit zu. Das 17 Millionen teure Forschungszentrum hatte bereits vor der Eröffnung 2002 EU-Gelder erhalten.
Auch Palmas Flughafen darf in den kommenden Jahren weiterhin auf Unterstützung aus Brüssel bauen. Bereits in den 1990er Jahren bezuschusste die EU die Bauarbeiten des neuen Terminals mit 4,5 Millionen Euro. Geld, was durchaus gut investiert ist: Allein im Jahr 2015 haben mehr als 23 Millionen Passagiere den Airport genutzt.
Ein weiteres Beispiel für die Verwendung von EU-Mitteln sind die Meerwasser-Entsalzungsanlagen, die dem chronischen Wassermangel auf der Insel entgegenwirken sollen. Bereits im Aufbau haben sie seinerzeit EU-Zuschüsse erhalten. Rund 32 Millionen Euro steckte die Europäische Union allein in die Anlage in Palma, auch in den nächsten Jahren sind Subventionen für die Wasseraufbereitung von 10,5 Millionen Euro vorgesehen.
Weniger zielführend war dagegen die Unterstützung des einstigen Vorzeigeprojekts des Mitte-Links-Paktes, die Wiederinbetriebnahme der alten Zugstrecke zwischen Manacor und Artà. 24 Millionen Euro allein an europäischen Zuschüssen verschluckten die Umbaumaßnahmen. Genutzt haben sie nichts - nachdem Madrid den Geldhahn zudrehte, wurden 2011 die Bahnpläne aufgegeben und die Bauarbeiten für die Vía Verde begannen. Heute nutzen Jogger, Fahrradfahrer und Spaziergänger die neuaufbereitete Bahntrasse.
Auch das seinerzeit hochmoderne Müllentsorgungssystem in Palma, das die EU mit 12,2 Millionen Euro bezuschusste, kann durchaus als Flop bezeichnet werden. Den unterirdischen Leitungen war bei ihrer Inbetriebnahme 2002 eine Lebensdauer von 30 Jahren zugeschrieben worden - bereits zehn Jahre später war das System nicht mehr funktionstüchtig.
Besser investiert waren die Zuschüsse für den Umsteigebahnhof S'Enllaç in Inca. Rund 10,5 Millionen Euro steuerte die EU hier bei. Auch die Beseitigung der Müllkippe in S'Estret bei Andratx wurde im Jahr 2014 von der EU mitfinanziert.
Das Quellgebiet Fonts Ufanes bei Campanet gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen der Mallorquiner. 3,35 Millionen Euro hat sich die Balearen-Regierung den Kauf des Grundstücks einst kosten lassen, die Hälfte des Geldes stammte aus Fördermitteln der EU.
Auch das Theater Mar i Terra in Palmas Stadtteil Santa Catalina konnte sich über europäische Unterstützung freuen. Die EU brachte 1,3 Millionen Euro für die Restaurierungen des historischen Gebäudes auf. In die Renovierung des Regionalarchivs (Archivo del Reino de Mallorca) wurden 10 Millionen Euro investiert.
Übrigens: Auch ein EU-eigenes Projekt soll auf Mallorca verwirklicht werden. Im Oktober 2015 wurden erste Pläne für die Gründung des europäischen Zentrums für Wasserflugfahrt vorgestellt. Schirmherrschaft und Finanzierung liegen allein bei der EU. Stehen soll die Einrichtung mit Sitz in Palma und operativer Basis in Port de Pollença voraussichtlich Ende 2017. Von hier aus sollen Einsätze der Wasserflugzeuge aller Mittelmeerländer bei Flächenbränden, Umweltschutzeinsätzen und Rettungsmaßnahmen sowie im Zoll und der Fischereikontrolle koordiniert werden.
(aus MM 53/2015)