Auch auf Mallorca, wo es bisher keine nennenswerten Abspaltungstendenzen gab, wird der Ton rauer.
Vor allem die Linksparteien Més und Podemos bekundeten ihre Unterstützung für das Referendum und verurteilten die Festnahmen in Barcelona scharf.
Die Regierungspartei Més, die unter anderem den balearischen Tourismusminister stellt, bezeichnete das Vorgehen der Zentralregierung als „Staatsstreich”. Die Regionalisten hatten bereits zuvor derbe Töne angeschlagen. David Abril, einer der Més-Sprecher, bezeichnete eine für das Wochenende angekündigte Sitzung des spanischen Regierungschefs Mariano Rajoy mit der PP-Führungsspitze auf der Insel als „neofaschistische Aktion”.
Unterdessen haben sich die Meldungen bestätigt, dass zumindest Teile der Més-Führung auch die Unabhängigkeit Mallorcas anstreben. Im Oktober soll ein Papier diskutiert werden, das als Fernziel (2030) einen „eigenen Staat” festschreibt.
In Palma versammelten sich am Mittwochabend Verfechter der katalanischen Referendums am Sitz des balearischen Kulturwerks OCB. Dort waren auch hochrangige Més-Politiker wie Tourismusminister Barceló, Agrarminister Vicens Vidal, Inselratspräsident Miquel Ensenyat und Palmas Oberbürgermeister Antoni Noguera anwesend.
Anschließend zogen die Teilnehmer, allerdings ohne die genannten Politiker, zu einer Kundgebung auf den Rathausplatz von Palma. Die Demonstration verlief nach Angaben der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora friedlich. Beamte der Nationalpolizei bezifferten die Zahl der Kundgebungsteilnehmer auf 350.
Auch in anderen Orten der Insel kam es zu spontanen Protestkundgebungen. In Zentrum von Manacor kamen am Abend rund 300 Menschen zusammen. Ähnliche Szenen trugen sich in Felanitx und Campanet zu. Die Teilnehmer führten Transparente und "Estelada"-Fahnen der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung mit sich.