Die Strand-Olympiade an Mallorcas beliebtem Es-Trenc-Strand sollte für den Kunden ein Highlight werden: Schweißtreibende Spiele auf weißem Sand sind bei vielen Firmen-Events auf der Insel das I-Tüpfelchen. Doch 14 Tage vor der Anreise der Gruppe kam die Absage der Küstenbehörde. "Es Trenc sei ein Naturstrand und dort wolle man nur noch Badegäste haben", sagt Heike Friese von der Agentur Mallorca Incentives. Ein Umzug auf den Stadtstrand Ciutat Jardí scheiterte aber ebenfalls an der Behörde. "Wir hatten ein richtiges Problem", sagt die Event-Managerin. Hintergrund sei eine restriktivere Vergabe von Genehmigungen durch "Costas", die staatliche Küstenbehörde.
Frieses Kooperationspartnerin Gabriela Canyellas von Mallorca Activa, seit 24 Jahren im Geschäft, bestätigt das. "Es gibt einen neuen Verantwortlichen für die Vergabe der Lizenzen für die Küstennutzung, der das Gesetz strikter auslegt als die Vorgänger. Zuvor habe man das seiner Aussage nach zu lasch interpretiert", sagt Canyellas.
Vonseiten der Gemeinden, die ebenfalls ihre Zustimmung erteilen müssten, gebe es in der Regel keine Probleme, die seien interessiert an Events, die auch hochwertige Kunden bringen, die in angrenzenden Restaurants und Geschäften konsumierten. Nicht zuletzt gibt es diese Lizenzen auch nicht gratis. Im Schnitt zahle man 500 Euro, je nach benutzter Fläche, sagt Heike Friese. Auf MM-Nachfrage war kein Vertreter der Küstenbehörde zu erreichen.
Um dieses Gesetz geht es: das Real Decreto 876/2014 zum Schutz der Küste, eine Aktualisierung des ursprünglichen Gesetzes von 1989. Dort heißt es unter anderem, dass die Küste öffentlich ist und private oder gar kommerzielle Nutzung "so gering wie möglich" ausfallen müsse. Die Definition dessen lässt einigen Spielraum offen, der in den vergangenen Wochen anscheinend deutlich reduziert wurde, sehr zum Leidwesen der Eventagenturen.
"Früher hat es keine Probleme gegeben, ich habe seit 2014 rund 50 Veranstaltungen an den Stränden gehabt", sagt Canyellas. Sie hat sich als Vertreterin des Verbandes IB Activa, dem 60 Unternehmen angehören, mit der Küstenbehörde zu einem Gespräch getroffen. "Zwei Stunden haben wir gesprochen, uns wurden Erleichterungen in Aussicht gestellt. Schauen wir mal", sagt Canyellas. Bis dahin müsse man eben weiterhin improvisieren.
Auch andere Unternehmen kennen die Problematik. "Hochzeiten am Strand, das war schon immer schwierig", sagt Katja Buhlan von Mallorca Hochzeiten. Von großen Feiern rät sie generell ab. Das werde aber auch nicht viel nachgefragt. Für kleinere Feiern in Wassernähe böten sich Beachclubs an. "Es hängt sicher damit zusammen, dass gerade zu viele Touristen da sind", glaubt Buhlan. Deshalb sehe man es nicht gerne, dass weitere Aktivitäten an den Küsten stattfänden. Auch in ehemals beliebten Party-Buchten wie der Cala Falcó gebe es keine Veranstaltungen mehr.
Matthias Soeder, Geschäftsführer von Unics, hat sich auf Mallorca auf Firmen-Incentives spezialisiert. Er meint, dass die Vergabepraxis zwar nicht rigider geworden ist, hat aber registriert, dass die Zu- oder Absagen der Behörde immer länger auf sich warten lassen und damit Strandevents schwerer planbar machen. "Unter zwei Monaten Vorlauf geht nichts, auch wenn Sie nur zwei Volleyballfelder aufstellen wollen", sagt er. Wenn Anfragen vier Wochen vor einem geplanten Event bei ihm ankommen, muss er dem Kunden gleich absagen. Wenn genügend Zeit vorhanden ist, gehe es aber nach wie vor. Erst kürzlich habe er einen Strandevent in Alcúdia problemlos durchgeführt. Für Soeder sind die langen Bearbeitungszeiten das Hauptproblem und er hat einen Lösungsvorschlag: "Man muss ja nicht an allen Stränden Events machen. Wenn man beispielsweise in Can Pastilla den Abschnitt am Yachthafen für Events reserviert, der nicht von Badegästen genutzt wird, wäre das einfacher", sagt er. Dann müsste die Behörde nur einen Abschnitt verwalten und die Agenturen könnten sich darauf einstellen und entsprechend reservieren.
Event-Unternehmer Philipp Baier von Lifexperiences hat auch Verständnis für die zurückhaltende Vergabepolitik der Behörden. "Speziell dieser Sommer war mit den Touristenströmen extrem. Man muss der Regierung auch Vorschläge machen und nachhaltige Konzepte entwickeln, dann kommen sie einem auch entgegen", sagt er.
Grund zu klagen haben auch nicht alle Branchen. Nahezu problemlos läuft das Verfahren mittlerweile für die Filmschaffenden. German Traver, bei der Film- und Fotoproduktionsfirma Palma Pictures für Drehgenehmigungen und Locations zuständig, räumt anfängliche Probleme bei Saisonbeginn ein, mit langen Verzögerungen in den Genehmigungsverfahren. "Grund war auch die hohe Dichte an Touristen an den Küsten", sagt er. Man habe sich aber mit den zuständigen Behörden zusammengesetzt und sei zu guten Lösungen gekommen. "Man hat eingesehen, dass Film- und Fotoproduktionen strategisch bedeutsam für Mallorca sind", sagt Traver. Sogar im Naturschutzgebiet Es Trenc dürfe man drehen.
Wer einfach nur privat am Strand ist, sollte im Normalfall unbehelligt bleiben. Doch auch da kann es Ausnahmen geben. "Als wir mit Freunden in Son Serra de Marina am Strand einmal ein Zelt als Sonnenschutz aufgebaut haben, kam gleich die Polizei", erinnert sich Heike Friese. Auch als man versicherte, dass es sich um eine private Aktion handele, insistierten die Polizisten. Das Zelt musste weg.
Eine bessere Lösung fanden Heike Friese und Gabriela Canyellas schließlich für ihr Strandproblem: Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni. Dort durfte der Event dann doch stattfinden, weil hier eine andere Behörde entscheidet: Der Abschnitt zwischen den Bars Varadereo und Nassau Beach gehört zum Hafen von Palma.
(aus MM 39/2017)