Jetzt stellt Mallorca wieder die Chefin einer landesweiten politischen Partei! Patricia Guasp aus Palma ist am Donnerstagabend zur Vorsitzenden der liberalen Ciudadanos gewählt worden. Die 45-Jährige, deren Kandidatur von der bisherigen Parteichefin Ines Arrimadas unterstützt worden war, setzte sich mit 53,25 Prozent der knapp 4000 Delegiertenstimmen gegen den parteiinternen Gegenkandidaten Edmundo Bal durch, der knapp 40 Prozent erhielt. Anders als bisher wird das Amt allerdings nicht mehr "Präsidentin" lauten, sondern "nationale Sprecherin". Unterstützt wird Guasp von dem 40-jährigen Adrián Vázquez, der Generalsekretär der Partei wird.
Guasp schloss in ihrer Rede aus, dass die mächtige Katalanin Arrimadas in der Partei weiterhin die Strippen zieht. Das war von der Presse vermutet worden. "Ich bitte um Respekt dafür, dass ich die neue Anführerin sein werde", sagte sie. Ein nationalpolitisches Amt strebt Guasp aber offenbar vorerst nicht an. Sie wolle weiter Abgeordnete im Balearen-Parlament bleiben und sich im Mai um das Amt der balearischen Ministerpräsidentin bewerben. Spanienweit liegen schwierige Aufgaben vor der Palmesanerin. Die liberalen Ciudadanos (kurz: C's) – bisweilen als spanische FDP bezeichnet – sind in der politischen Landschaft quasi "vom Aussterben bedroht".
Dabei waren die "Orangefarbenen" einst glänzend gestartet. Bei den spanischen Parlamentswahlen holten sie 2015 aus dem Stand knapp 14 Prozent der Stimmen, vier Jahre später, 2019, sogar fast 17 Prozent. Höhepunkt des Erfolgs war 2017 die Landtagswahl in Katalonien nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum, bei der sie mit fast 26 Prozent der Stimmen stärkste Kraft wurden, allerdings keine Regierung bilden konnten, da sich sämtliche die Unabhängigkeit befürwortende Parteien zusammenschlossen. Seit 2019 ging es für C's dann kontinuierlich bergab. In Katalonien fiel das Bündnis zuletzt von 26 auf 6 Prozent. In andere Landtagen sind die Liberalen gar nicht mehr vertreten. Aktuellen Umfragen zufolge käme Ciuadanos bei den spanischen Parlamentswahlen auf knapp 2 Prozent, auf den Balearen sogar nur auf 1,5 Prozent.