Bei der Kommunalwahl an diesem Sonntag, 28. Mai, sind auch EU-Ausländer zur Stimmabgabe berechtigt. Die Deutschen stellen dabei auf den Balearen mit 5867 die größte Gruppe, gefolgt von Italienern (3886) und Franzosen (1810). Insgesamt sind 19.141 EU-Bürger im regionalen Wählerverzeichnis eingetragen. Damit repräsentieren sie 2,3 Prozent aller Wahlberechtigten auf den Inseln.
Traditionell ist die Teilnahme an Wahlen unter den Ausländern eher gering. Das sagt der Leiter des Instituto Balear de Estudios Sociales, Gonzalo Adán: „Die meisten von ihnen geben keine Stimme ab.” Auch Pere Salvà, Humangeograf an der Balearen-Universität, bestätigt das. „Vor allem den Rentnern unter ihnen geht es eher um Themen wie Sicherheit”, sagt er.
EU-Bürger genießen bei der Kommunalwahl auch passives Wahlrecht. Und so tauchen auf den Kandidatenlisten in den einzelnen Städten und Gemeinden traditionell auch mehrere Dutzend Ausländer auf. Die allermeisten von ihnen allerdings nur auf hinteren Listenplätzen ohne Aussicht auf Erfolg. Eine Ausnahme dabei: Die aus Königswinter stammende Alice Weber, die für die linksregionalistische Partei Més wie schon vor vier Jahren als Spitzenkandidatin in Inca antritt. Weber macht dort bereits seit Jahren Lokalpolitik und ist im Rathaus derzeit Kulturdezernentin.
Der erste deutsche Staatsbürger überhaupt, dem der Einzug in einen mallorquinischen Stadt- oder Gemeinderat gelang, war 2011 Elke Wilhelm aus Groß-Gerau, die damals von den Sozialisten in Calvià nominiert worden war. Ebendort kandidierte bereits im Jahr 2003 die Schottin Kate Mentink erfolgreich auf der Liste der konservativen PP.
Neben den alteingesessenen Parteien treten bei der Kommunalwahl in den einzelnen Städten und Gemeinden auch zahlreiche lokale Gruppierungen und Wählervereinigungen an. Das führt dazu, dass es in vielen Stadt- und Gemeinderäten keine klaren Mehrheitsverhältnisse gibt. Zudem wechseln auf lokaler Ebene häufig einzelne Volksvertreter im Laufe der Legislaturperiode die Lager, sodass es durchaus mehrere verschiedene Bürgermeister geben kann.
Andratx
Ein Extremfall in den vergangenen Jahren war Andratx. Der bei Deutschen besonders beliebte Küstenort im Südwesten hatte seit 2019 sage und schreibe vier verschiedene Bürgermeister. Zunächst einigten sich Sozialisten (PSIB), Més und Pi auf eine Zusammenarbeit und auf eine Rotation auf dem Bürgermeisterposten. Als PSIB-Kandidat Toni Mir an der Reihe war, schlugen sich seine Bündnispartner auf die Seite der PP und verhalfen im Rahmen einer Misstrauensabstimmung Estefania Gonzalvo zur Macht. Sie gilt vor der anstehenden Wahl als aussichtsreichste Kandidatin, sollten allerdings erneut sechs Parteien in den Gemeinderat einziehen, wird die Mehrheitsfindung schwierig. Wie schon bei den vergangenen Wahlen schicken die Sozialisten in Andratx auch diesmal den ehemaligen Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde auf den Balearen, Heinrich Süselbeck, ins Rennen. Allerdings auf Listenplatz 13 und damit ohne Aussichten auf einen Platz im Gemeinderat.
Calvià
Im benachbarten Calvià strebt der Sozialist Alfonso Rodríguez seine dritte Amtszeit an. Er dürfte davon profitieren, dass die konservative PP in der Gemeinde tief zerstritten ist. Nachdem die Parteizentrale in Palma ihren Wunschkandidaten für Listenplatz eins durchgesetzt hatte, gründete die bisherige PP-Sprecherin in Calvià, Luisa Jiménez, ihre eigene Partei, Alianza por Calvià. Mehrere bisherige PP-Politiker folgten ihr. Es bleibt also abzuwarten, wie sich dort die Kräfteverhältnisse verschieben.
Llucmajor
Sage und schreibe neun Parteien und Wählervereinigungen sind im Gemeinderat von Llucmajor vertreten. Trotzdem hielt sich PP-Spitzenkandidat Eric Jareño die gesamte Legislaturperiode an der Macht. Er tritt nun allerdings nicht erneut an und es bleibt abzuwarten, wie seine Nachfolgerin Xisca Lascolas abschneidet. Auch die Sozialisten haben einen neuen Spitzenkandidaten: Jaume Oliver. Aller Voraussicht nach wird es in Llucmajor darauf ankommen, wem es gelingt, ein stabiles Bündnis zu schmieden.
Santanyí
Im Südosten, in Santanyí, steuert Bürgermeisterin Maria Pons von der PP auf eine erneute absolute Mehreit zu. Um das zu verhindern, treten die Sozialisten mit einem neuen Spitzenkandidaten an, Tino Dávila. Eine entscheidende Rolle könnten die Rechtspopulisten von Vox spielen, die zum ersten Mal antreten und die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat durcheinanderbringen könnten.
Capdepera
In Capdepera wiederum ist Amtsinhaber Rafel Fernández (PSIB) Favorit auf den Bürgermeisterposten. Möglich, dass er gar die absolute Mehrheit erreicht, die ihm vor vier Jahren knapp verwehrt geblieben war.
Palma
In der Inselhauptstadt Palma wiederum zeichnet sich ein knapper Wahlausgang ab. Ob es erneut eine Mehrheit für das Linksbündnis gibt, oder ob PP und Vox gemeinsame Sache machen, wird vermutlich von wenigen Stimmen abhängen. Auch hier dürfte eine entscheidende Rolle spielen, welche der kleineren Parteien den Einzug in den Stadtrat schaffen.