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Marga Prohens: So tickt die zukünftige Ministerpräsidentin der Balearen

Marga Prohens soll kommende Woche zur neuen Ministerpräsidentin der Balearen gewählt werden. | M. A. Cañellas

| Palma, Mallorca |

Sie ist 41 Jahre jung und will es wissen! Marga Prohens, die mit vollem Namen Margarita Prohens Rigo heißt, wird aller Voraussicht nach kommende Woche zur neuen Ministerpräsidentin der Balearen gewählt. Das gilt seit Mittwoch als ausgemacht, denn ihre konservative PP und die rechtspopulistische Vox-Partei haben sich auf einen Regierungspakt geeinigt. Zwar wird es keine Koalition geben, wohl aber einen gemeinsamen 110-Punkte-Plan für die kommenden vier Jahren, dessen Einhaltung durch eine ständige Kommission überwacht wird. Eine Art Tolerierungsmodell, bei dem Vox zahlreiche eigene Anliegen "durchdrücken" konnte und sich im Gegenzug verpflichtet, bei der Verabschiedung des Haushalts nicht mit "nein" zu stimmen.

Wer aber ist diese Marga Prohens? Geboren 1982, lebt und arbeitet sie heute in Palma. Prohens ist studierte Übersetzerin, erlangte ihren Abschluss 2005 an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona. Ihr Erasmus-Jahr absolvierte sie an der Ruhr-Uni in Bochum, sie spricht Deutsch. "Leider ist das etwas eingerostet", wie sie im MM-Interview vor den Wahlen gestand. Es folgte eine Zusatzausbildung in Justizübersetzungen beim spanischen Außenministerium sowie ein Master in Public Relations an der EAE Business School in Madrid.

Prohens gilt auch bei der gesamtspanischen PP als Hoffnungsträgerin. Hier zeigte sie sich mit PP-Chef Alberto Nuñez Feijóo, der im Juli gerne Spaniens Premier Pedro Sánchez ablösen will. Die Parlamentswahlen finden am 23.7. statt.

In ihrer Partei, der konservativen PP (im politischen Spektrum des Landes in etwa vergleichbar mit der deutschen CDU) legte sie eine fast schon kometenhafte Karriere hin. Von 2005 bis 2009 stand sie der Jugendorganisation der PP in Campos vor. 2011 – mit 29 Jahren – zog sie erstmals als Abgeordnete ins Balearen-Parlament, also den Landtag der Autonomen Gemeinschaft, ein. Von 2015 bis 2018 war die Fraktionssprecherin der Konservativen, lieferte sich regelmäßig einen Schlagabtausch mit der sozialistischen Ministerpräsidentin Francina Armengol. Schon damals wurde deutlich, dass Prohens das Potenzial hat, es einmal mit der zehn Jahre älteren Armengol aufzunehmen.

Nach den vorletzten Landtagswahlen 2019, als die Sozialisten in ganz Spanien erdrutschartige Siege einfuhren, wechselte Prohens als Abgeordnete ins spanische Parlament nach Madrid. 2021 schließlich wurde sie als neue Vorsitzende Nachfolgerin des weitgehend glücklos und blass agierenden Ex-Agrarministers Biel Company an der Spitze der Landes-Partei. Seitdem war auch klar, dass Prohens Regierungschefin Armengol bei den Regionalwahlen im Mai 2023 herausfordern würde.

Hier fuhr sie schließlich einen deutlichen Sieg ein, holte mit ihrer PP 25 Sitze, genau so viele wie der gesamte Linkspakt aus Sozialisten, Grünen und Ultralinken zusammen. Eine Koalition mit der rechtspopulsitischen Vox schloss Prohens vor den Wahlen zwar nicht aus, betonte aber immer: "Ich will eine eigene Mehrheit." Umso glücklicher dürfte sie also sein, dass sie jetzt, auch ohne eigene Mehrheit, alleine regieren kann.

Prohens gilt als Verfechterin eines liberalen und wirtschaftsfreundlichen Kurses, will mit der "Verbotspolitik" ihrer Vorgängerin, wie sie es nennt, weitgehend aufräumen. Sie plant Steuersenkungen und setzt im Bereich Tourismus, anders als der acht Jahre regierende Linkspakt, wieder voll auf Wachstum. Die Touristensteuer "Ecotasa" will sie aber beibehalten. Auf ausländische Gäste (und Investoren) will Prohens zugehen, "statt sie zu vergraulen", wie sie es dem Linkspakt stets vorwarf.

Gerade im Bereich der Sprach- (weniger Katalanisch) und der Familienpolitik musste sie bei ihrem "Pakt" Zugeständnisse an Vox machen. Gleichzeitig gibt sie sich offen und liberal, versucht so, sich bewusst von den Rechstpopulisten abzugrenzen. Als diese gegen die Regenbogenfahne wetterten, postete Prohens auf Instagram ein Foto zur Unterstützung des LGBTIQ-Kollektivs – wie ernst sie es mit dem Schutz und den Rechten von Minderheiten meint, muss sie angesichts eines in diesen Fragen oft radikalen Regierungspartners aber erst zeigen. Apropos zeigen: Prohens zeigt sich gerne auch mal privat. Anders als ihre Vorgängerin Armengol, die ihr Privatleben acht Jahre lang komplett von der Öffentlichkeit abschirmte, präsentiert sie sich gerne in den sozialen Netzwerken mit ihrem Mann, dem Parteikollegen Javier Bonet, und ihren beiden Kindern.

Prohens weiß geschickt zu provozieren, setzt sich aber auch bisweilen ins Fettnäpfchen. Vor den Wahlen ging sie mit dem wegen Korruption verurteilten Ex-PP-Granden José María Rodríguez essen, Höhenverstellbare Betten für die Gesundheit der Zimmermädchen nannte sie "eine Dummheit". Der Linksblock schäumte vor Wut, die Wähler nahmen es ihr aber offenbar nicht übel.

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