Die Ermittlungen der Kriminalpolizei im Rahmen der "Operation Schachmatt" auf Mallorca gehen weiter – und haben mittlerweile auch die Politik erreicht. Derzeit konzentrieren sie sich auf den Besuch einer Stadträtin der rechtspopulistischen Vox-Partei in Palmas Barackensiedlung Son Banya und ihre möglichen Verbindungen zum Drogenboss Carlos Cortes, genannt "El Charly", Sohn des einstigen Gitano-Patriarchen "Tío Kiko" und bis dato Vorsitzender des Dachverbands balearischer Gitanovereine FAGIB (Federación de Entidades Gitanas de las Islas Baleares), der im Rahmen des Einsatzes verhaftet wurde.
Im Fokus dieser neuesten Ermittlungen steht Jero Mayans, Vox-Abgeordnete im Stadtrat und eng verbunden mit dem Verband der Gitanos (Vox ist in der spanischen Parteienlandschaft mit der AfD in Deutschland vergleichbar). Mayans soll laut Quellen, die den Ermittlungen nahestehen, rechte Hand und Vertrauensperson dieses Anführers des “Valencianos-Clans", einem in ganz Spanien über Jahre aktiven Drogenkartells, gewesen sein. Als gesichert gilt zudem, dass die Stadträtin alle administrativen Aspekte sowie die Konten und Subventionen der Gitano-Vereinigung verwaltete.
Und: Ein jetzt aufgetauchtes Foto zeigt Mayans gemeinsam mit “El Charly” im Mai 2023 in Palmas “Drogensupermarkt”, wie die Elendssiedlung Son Banya genannt wird. Sie selbst sagte dazu, dass es sich bei dem Besuch lediglich um eine Wahlkampfhandlung gehandelt habe. Der Palma-Chef von Vox, Fulgencio Coll, spricht von bösen Unterstellungen gegen Mayans. Auffällig aber: Die Zahlen der Rechtsaußen-Partei in der Barackensiedlung sind bei den Regional- und Kommunalwahlen im Mai des vergangenen Jahres regelrecht explodiert, und zwar um 196 Prozent! Wählten 2019 nur rund 16 Prozent der Bewohner Son Banyas “Grün” (in Spanien die Farbe der Ultra-Rechten), so waren es 2023 fast 38 Prozent. Inwieweit einzelne Vertreter der Partei mit illegalen Geschäften in dem Viertel in Verbindung stehen, wollen die Ermittler nun klären.
Hintergrund: Bei dem polizeilichen Großeinsatz “Schachmatt” auf Mallorca und in der Küstenstadt Valencia hatten die Behörden am Mittwoch der vergangenen Woche mindestens 39 Personen festgenommen, es gab mehr als 70 Durchsuchungen, 60 davon auf Mallorca. An der Operation nahmen 200 Beamte der Guardia Civil teil, darunter Spezialkräfte vom Festland. Im Visier hatten die Einsatzkräfte dabei vor allem den kriminellen Familienclan "Los Valencianos". Diesem werfen die Behörden Drogenhandel, Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.
Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass die festgenommene Gitano-Größe Carlos Cortés alias "El Charly" Kopf des Familienclans ist. Er soll für den Transport von Drogen vom spanischen Festland nach Mallorca verantwortlich sein, sowie auf der Insel den Vertrieb und Verkauf der illegalen Ware organisieren.