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Wohnungsnot auf Mallorca spitzt sich immer weiter zu

Die Diskussion um die angespannte Situation in Sachen Wohnen auf der Insel fand in den zurückliegenden Tagen zusätzlichen Gesprächsstoff.

Blick auf die Stadt Palma. | Ultima Hora

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Der Zugang zu einem Haus oder einer Wohnung hat sich zu „dem” mallorquinischen Reizthema entwickelt. Nun äußerte sich eine Expertin mit einem kuriosen Vorschlag zu Wort: „Es wird eine ‚Operation Boot’ geben, die anstelle von Wasser Angestellte an Bord bringt, die morgens zur Arbeit gehen und abends zurückfahren, um die Nacht auf dem Festland zu verbringen”, sagte die Vizepräsidentin des Verbandes der Immobilienmakler, Natalia Bueno. Mit dieser überspitzten These erinnerte Bueno an die Aktion der Balearen-Regierung, vor 29 Jahren im Angesicht einer Trinkwasserknappheit Tanker vom Festland mit der entsprechenden Versorgung zu beauftragen.

„Mallorca befindet sich in einer dramatischen Situation, da die Saisonvermietungen verschwinden”, fasste Bueno die Besorgnis der Fachleute am vergangenen Montag zusammen. „Das war schon in den vergangenen Jahren ein Problem, aber in diesem Jahr gibt es noch weniger Saisonwohnungen zu vernünftigen Preisen”, fügte die Funktionärin hinzu.

Dabei wurde am 16. April ein Wohnungsbaugesetz verabschiedet, das zur Reduzierung der Mietpreise beitragen sollte. Ziel war es, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ohne zwangsläufig weitere unbebaute Grundstücke zu versiegeln. Mit dem neuen Gesetz öffnet sich Investoren und Eigenheimbesitzern beispielsweise die Möglichkeit, bestehende Geschäftslokale in günstige Mietwohnungen umzuwandeln und Großraumwohnungen in kleinere Einheiten aufzuteilen.

Derweil veröffentlichte die spanische Zentralbank eine Studie, die auf den Balearen mit einem Bedarf von 15.740 Wohnungen bis 2025 rechnet, um die Nachfrage der Einwohner zu decken. In dem Bericht heißt es, die Inseln hätten bereits jetzt Probleme, alle erforderlichen Arbeitsplätze zu besetzen, da die hohen Wohnkosten dazu führen, dass viele Fachkräfte sich weigern, auf die Baleareninsel zu kommen. Dies gelte für wichtige Berufe wie Ärzte und Polizisten, aber auch für den Dienstleistungssektor, und die Saisonarbeiter würden immer mehr zögern, auf den Inseln zu arbeiten.

Aufsehen erregte darüber hinaus eine Veröffentlichung der „Stiftung Sichere Miete” (FAS): Demnach kämen auf jede zu vermietende Wohnung auf dem Archipel 142 Bewerber. Damit belegen die Inseln den Spitzenplatz in Spanien und verdienten sich das Prädikat als die Gemeinschaft „mit dem größten Druck bei der Beschaffung von Mietwohnungen”, so die Studie der FAS. Vermieter erhielten 300 Anrufe an einem Tag für eine 1200-Euro-Wohnung in Palma.

Ganz konkret traf die Wohnrealität auf Mallorca die ersten Mieter von etwa 40 Lagerräumen im Viertel um die Avinguda Joan Miró in Palma am Donnerstagmittag vor einer Woche: Die Vernagelungen der Lagerräume kamen einer Zwangsräumung gleich. Eine gerichtliche Kommission hatte am Morgen angeordnet, eine der Wohnungen zu verriegeln. Ab dem frühen Morgen begleitete die Nationalpolizei einige Mitarbeiter, um die erste Tür zu schließen.

In dem Fall hatte ein Lokalpolizist Keller gemietet und an Dutzende sehr schutzbedürftige Familien, von denen sich viele in einer irregulären administrativen Situation befinden und die bisher keine soziale Alternative haben, weitervermietet. Der Mann wurde bereits von der Arbeit und vom Gehalt suspendiert und mit einer Geldstrafe in Millionenhöhe belegt.

Gegen 15 Uhr nachmittags stürmten dann 15 Mieter der Joan-Miró-Wohnungen die Plenarsitzung des Stadtrats von Palma, um von den Stadträten eine Alternative zu den drohenden Räumungen zu verlangen. Sie gingen zu den Türen des Saales, demonstrierten und verlangten Einlass. Die Stadtverwaltung versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Die Stadträtinnen für Soziales und Inneres, Lourdes Roca und Mercedes Celeste, boten dem ersten von der Räumung Betroffenen, Luis Ángel Patiño, eine provisorische Alternative an.

In der Sitzung selbst erschien überdies eine Gruppe von Menschen, die in Wohnwagen leben: „Wir sind die Folgen vieler politischer Maßnahmen, weil wir die Miete nicht bezahlen können. Wenn sie so weitermachen, werden viele in unsere Fußstapfen treten. Und dieser Sektor wächst immer mehr”. Die Wohnwagenfahrer brachten ihre Angst vor der neuen Bürgerverordnung zum Ausdruck, die vorschlägt, Menschen, die in Wohnmobilen leben, mit Geldstrafen zu belegen, und forderten ihr Recht, sich in diesen prekären Behausungen anzumelden.

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