Muslime dürfen auf Mallorca und den Nachbarinseln ihr traditionelles Opferfest (Eid al-Adha), in Spanien Fiesta del Cordero genannt, auch weiterhin feiern. Das Regionalparlament der Balearen hat am Donnerstag einen entsprechenden Verbotsantrag der rechtsextremen Partei Vox mit der breiten Mehrheit aller anderen Fraktionen – einschließlich der konservativen Volkspartei PP – abgelehnt. Damit blieb Vox mit ihrer Forderung, die Feierlichkeiten zu untersagen, isoliert.
Die Initiative sah vor, das öffentliche Feiern des Festes zu verbieten, die Nutzung öffentlicher Räume oder mobiler Schlachthäuser für diesen Zweck zu unterbinden und die "für die Balearen typischen Traditionen" zu schützen. Die Abgeordnete María José Verdú von Vox begründete den Vorstoß mit der Behauptung, es handle sich um eine Tradition, die der Lebenswirklichkeit der Inseln fremd sei und "mit unseren Sitten und Werten nicht vereinbar ist“. Vox verteidige die eigenen Traditionen gegen "das Vorrücken" fremder Riten und den "Multikulturalismus, den die Linke mit Unterstützung der Volkspartei" fördere.
Die Ablehnung auf den Balearen steht im Gegensatz zu einer Entscheidung in der südspanischen Stadt Jumilla (Murcia) vor wenigen Wochen. Dort hatte die PP dem Verbotsantrag von Vox im Stadtrat zugestimmt. Vox argumentierte in einer Mitteilung, dass selbst in Herkunftsländern wie Marokko die Feierlichkeiten unlängst eingeschränkt worden seien, während spanische Verwaltungen die Praktiken "normalisieren" oder gar "institutionell befördern" wollten.
Das islamische Opferfest gedenkt der Bereitschaft des Propheten Ibrahim (Abraham), seinen Sohn aus Gehorsam Gott zu opfern, woraufhin Gott ihm ein Schaf zum Opfern zur Verfügung stellte. Gläubige Muslime begehen den Feiertag mit dem Schlächten eines Tieres, meistens eines Lammes, dessen Fleisch an Familie, Freunde und Bedürftige verteilt wird.