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Der zentralste Platz auf Mallorca: Warum Palmas Plaça Major ein einzigartiges Denkmal der Unfähigkeit ist

Geschlossene Ladengeschäfte im Untergrund, defekte Rolltreppen, ein wenig attraktives Parkhaus und kein wirklicher Plan für die Zukunft – einem Kolumnisten „platz-t“ jetzt der Kragen

Geschlossene Geschäfte, kaputte Rolltreppen. So sehen die unterirdischen Ladenpassagen unter der Plaça Major in Palma de Mallorca aus | Foto: J. MOREY

| Palma, Mallorca |

Zur selben Zeit, als das Rathaus von Palma de Mallorca damit begann, eifrig die Werbetrommel über eine neue Zukunft der Plaça Major zu rühren, da versuchte eine Frau mittleren Alters, die einen randvollen Einkaufswagen hinter sich herzog, mit großen Mühen in das unterirdische Parkhaus zu gelangen – Stufe für Stufe hinabsteigend, der einzige mögliche Weg von dem zentralen Platz im Herzen der Stadt aus.

Die Rolltreppen, die einst so gute Dienste geleistet hatten, sind durch ein von der Stadt angebrachtes Gitter abgesperrt – sie sind außer Betrieb, defekt und verschmutzt, weil sie nicht mehr gewartet werden. Offenbar dachten sich die Verantwortlichen im Rathaus, dass es sich ohnehin nicht lohne, die Rolltreppen zu reparieren und instand zu halten, wenn vielleicht schon in zwei oder drei Jahren die Bauarbeiten für das groß angelegte Umbauprojekt der Plaça und ihrer Umgebung begännen.

Die Plaça Major hat großes Pech mit ihren politischen Verantwortlichen gehabt. Im Jahre 1969 vergab das Rathaus den Bau des unterirdischen Parkhauses und der Geschäftsräume an das Unternehmen Aparcamientos Mallorquines – mittels einer 50-jährigen Konzession, deren Ablauf mit den beiden Amtszeiten der Stadtregierungen aus Sozialisten und deren Verbündeten, Més und Podemos, zusammenfiel.

So sieht das Leben oberhalb auf der Plaça Major aus. Foto: Ultima Hora

Der Sozialist José Hila, heute bequem im Senat untergebracht, und Antoni Noguera, von den regionalen Sozialisten von Més, teilten sich das Amt des Bürgermeisters während der vier Jahre dauernden Legislaturperiode (2015–2019). In jener Zeit wiesen sowohl die Handelsverbände der Stadt als auch die Vereinigung der Ladenbetreiber der Passage im Untergrund des Platzes wiederholt auf das Auslaufen der Konzession hin – ohne dass die Stadtverwaltung irgendeine Reaktion gezeigt hätte.

Erst gegen Ende dieser Amtszeit äußerte der damalige Bürgermeister Antoni Noguera wohlklingende Worte gegenüber den Geschäftsleuten, indem er ein Projekt für das Allgemeinwohl ankündigte, das der Untergrundpassage "einen Mehrwert verleiht". Nach den Kommunalwahlen im Mai 2019 trat Alberto Jarabo als Verantwortlicher für Bürgerbeteiligung und innere Verwaltung sowie als Rathaussprecher auf die städtische Bühne – mit Hila wieder an der Spitze des Rathauses.

Jarabos Name ist untrennbar mit der Zerstörung der Plaça Major und ihrer Ladenpassage verknüpft. Der Politiker ordnete die Schließung der Lokale und die Vertreibung der rund 50 Händler an, die dort tätig gewesen waren, ohne sich auch nur ihre Vorschläge anzuhören – er stammelte lediglich einige zusammenhanglose Sätze über eine mögliche Nutzung des Raums für kommunale oder gesellschaftliche und nachbarschaftliche Zwecke sowie eine Erweiterung des Parkhauses … und sagte damit nichts weiter aus. Genau das geschah dann letztlich auch: nichts!

Die Plaça Major, zusammen mit anderen städtischen Wahrzeichen – allen voran das GESA-Hochaus in erster Meereslinie – markierte den Tiefpunkt, in den die politische Linke die Stadt geführt hatte. Nicht lange nach der Schließung begannen die Rolltreppen zu stocken und zu klemmen, bis sie schließlich mit dem städtischen Absperrzaun endgültig stillgelegt wurden.

So sehen Entwürfe den Umbau der Plaça Major vor. Fotomontage: Ultima Hora

Jaime Martínez von den Konservativen ist nun seit zwei Jahren Bürgermeister. Für die Plaça Major liegt inzwischen ein Vorentwurf vor, begleitet von werbeträchtiger Sprache: eine „große Erneuerung“, eine „modernere und innovativere Stadt“ wird da versprochen. Das sind Beispiele dafür, wie die Konservativen die Kommunikationsmuster der Linken übernehmen: Man verkündet eine gute Erzählung. Was die Realität angeht, das wird man dann mal sehen.

Der offizielle Zeitplan für die Umgestaltung des Platzes deutet auf 2030 als wahrscheinliches Ende der Bauarbeiten hin. Viel wäre schon gewonnen, wenn Martínez es schaffen würde, den Grundstein für die neue Plaça Major zu legen. Es wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis man vergessen haben wird, was das Stadtzentrum über Jahre hinweg gewesen ist: ein einzigartiges Denkmal der Unfähigkeit.

Über den Autor

Joan Martorell ist Journalist und langjähriger Kommentator der spanischen MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Er nimmt in seinen Artikeln vor allem Ereignisse der Lokal- und Wirtschaftspolitik ins Visier. Seine spitze Feder ist bei Politikern jeder Couleur gefürchtet.

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