Rund ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe in und um Valencia hat der Ministerpräsident der Region, Carlos Mazón, seinen Rücktritt erklärt. Bei dem Unwetter im Oktober 2024, das durch ein sogenanntes DANA-Phänomen ausgelöst wurde, kamen 229 Menschen ums Leben. Mazón zieht damit die Konsequenzen aus seinem umstrittenen Krisenmanagement.
"Es ist Zeit, eigene Fehler anzuerkennen", sagte der konservative Politiker am Montag in Valencia. Eine Neuwahl rief er nicht aus, sondern bat das Regionalparlament, einen Nachfolger zu bestimmen.
Fehler eingeräumt – und Rechtfertigungen
Mazón räumte ein, er habe Fehler gemacht: Er habe Falschmeldungen nicht unterbunden, keinen nationalen Notstand beantragt und seine öffentlichen Termine trotz der dramatischen Lage beibehalten. "Ich hätte die politische Weitsicht haben müssen, meine Agenda abzusagen", sagte er. "Ich weiß, dass ich Fehler begangen habe und werde mein ganzes Leben mit ihnen leben müssen."
Gleichzeitig verteidigte sich der Politiker: Das Ausmaß der Katastrophe sei "unvorstellbar" gewesen. Er habe erst in den frühen Morgenstunden von den Todesopfern erfahren. "Ich hätte schon früher zurücktreten wollen, aber ich kann einfach nicht mehr", erklärte Mazón sichtlich emotional.
Kritik an „brutaler Kampagne“
Der 51-Jährige beklagte, er sei Ziel einer "brutalen Kampagne" geworden. "Einige haben daraus fast einen Nationalsport gemacht, mich 'Mörder' zu nennen", sagte er. Damit spielte er auch auf die anhaltende öffentliche Empörung an, die sich nach der Katastrophe gegen ihn richtete.
Besonders heftig kritisiert wurde Mazón, weil er während der Unwetterlage beim Mittagessen mit der Journalistin Maribel Vilaplana gewesen sein soll – angeblich, um über die Leitung des valencianischen Rundfunks zu sprechen. Die Provinz stand zu diesem Zeitpunkt unter roter Wetterwarnung, die Bevölkerung wurde jedoch nicht über das Alarmsystem gewarnt. Mazón lieferte später unterschiedliche Erklärungen zu seinem Aufenthaltsort.
Gespräche mit Feijóo und dem König
Nach eigenen Angaben hatte Mazón bereits am Sonntag mit dem nationalen Vorsitzenden seiner konservativen Volkspartei (PP), Alberto Núñez Feijóo, gesprochen und am Montag auch den spanischen König über seinen Schritt informiert. "Heute bin ich Ziel von Kritik und Hass. Vielleicht ist genau das das größte Hindernis, das wir überwinden müssen", sagte Mazón.
Verantwortung und politische Folgen
Mazón hatte nach der Flut versprochen, den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete zu leiten. Nun erklärte er, seine Regierung habe "alles Menschenmögliche" getan, doch die Unterstützung aus Madrid sei ausgeblieben. "Der Mangel an Hilfe in den ersten Stunden war empörend – und ist es bis heute", sagte er.
Bei einem Staatsakt zum Gedenken an die Opfer war deutlich geworden, wie groß die Ablehnung gegenüber Mazón in seiner Heimatregion ist. Seit der Katastrophe demonstrieren regelmäßig Tausende Menschen in Valencia für Aufklärung und politische Verantwortung.
Hintergrund
Carlos Mazón (Jahrgang 1974) stammt aus Alicante und steht seit 2021 an der Spitze PP in der Region Valencia. Nach den Regionalwahlen 2023 bildete er mit der rechtspopulistischen Vox-Partei eine Regierung – das erste PP-Vox-Bündnis in Spanien. Vox verließ die Koalition im Sommer 2024 wieder.
Nur wenige Minuten nach Mazóns Rücktritt sagte am Montag die Journalistin Maribel Vilaplana vor der ermittelnden Richterin aus. Sie soll über den Entscheidungsprozess am Nachmittag des 29. Oktober 2024 Auskunft geben – jener Tag, an dem die tödliche Flut Valencia traf.