Über die drei verwahrlosten deutschen Kinder, die offenbar mehrere jahrelang in einer Villa in Oviedo im Norden von Spanien festgehalten wurden, werden immer mehr verstörende Details bekannt. Bei dem deutschen Vater, der wie seine deutsch-amerikanische Ehefrau inzwischen ohne Kautionsmöglichkeit in U-Haft sitzt, handelt es sich spanischen Medienberichten zufolge um einen 53-jährigen Philosophieprofessor aus Hamburg.
Die achtjährigen Zwillinge und das zehnjährige Kind gingen seit dem Jahr 2021, als das Haus angemietet worden war, nicht zur Schule, durften nicht vor die Tür gehen und lebten Medienberichten zufolge unter unmenschlichen Bedingungen. "Die Kinder waren in einem schrecklichen Zustand", sagte ein Polizist der spanischen Zeitung El Mundo.
Befreiungsaktion während des Stromausfalls
In spanischen Medien wird über den Fall seit Tagen intensiv berichtet. Es ist in der Regel von einem "Horrorhaus" und von einer "Terrorherrschaft" des offenbar im Jahr 1972 geborenen Vaters die Rede. Bis in allerkleinste Details soll der Deutsche den Haushalt autoritär geregelt haben.
Die Befreiungsaktion hatte am Montag trotz eines massiven Stromausfalls in Spanien begonnen. Die Polizei wurde durch den Hinweis einer Nachbarin Mitte April auf den Fall aufmerksam und beobachtete das Haus seither. Während dieser Zeit verließen die Kinder das Gebäude kein einziges Mal und die Eltern öffneten lediglich für die Entgegennahme von Onlinebestellungen die Tür. "Wir wussten nicht einmal, dass das Haus bewohnt war", sagte ein Nachbar gegenüber der Online-Zeitung El Español. "Wir haben sie nie gesehen oder von ihnen gehört. Weder mit Kindern noch ohne sie."
Offenbar Panik vor Corona
Laut einem Bericht von Tele 5 erfuhr die Polizei von dem Fall durch einen Supermarkt, der das Haus belieferte. So konnten die Ermittler herausfinden, dass die Einkäufe Hygieneartikel für Frauen und offenbar auch Windeln enthielten. Dies habe nicht mit den Informationen zusammengepasst, dass nur ein Mann – der Vater – amtlich in dem Haus als Bewohner gemeldet war.
Die Beamten sollen erst Zutritt zu den Kindern bekommen haben, nachdem die Minderjährigen jeweils mehrere Masken aufgesetzt bekommen hatten, wie El Mundo weiter berichtet. Die Mutter habe über ihre Kinder zu den Beamten gesagt: "Seien Sie bitte sehr vorsichtig, sie sind sehr krank." Spätere Untersuchungen, die in einer Klinik durchgeführt wurden, sollen laut der Zeitung jedoch belegt haben, dass die Kinder körperlich gesund sind.
Der Grund für die Zwangsisolation der Kinder ist derzeit unbekannt. Die Behörden vermuten den Berichten zufolge, dass psychische Krankheiten bei den Eltern eine Rolle spielen könnten. Ein Grund könnte demnach Angst vor Covid-19 gewesen sein.