Wasserball kostet Kraft und Ausdauer. Im Best-Swim-Center von Colònia de Sant Jordi haben Deutschlands Elite-Wasserballer eine Woche lang im 50 Meter langen Außenbecken trainiert und dabei sieben Kilometer am Tag zurückgelegt. Das Ganze noch bei Wind und Regen.
"Die Bedingungen waren hier optimal, bis aufs Wetter", sagt Bundestrainer Hagen Stamm. Fleißig Kondition mussten seine Jungs trotzdem bolzen, denn für die Olympiaqualifikation im kanadischen Edmonton ab dem 1. April muss das deutsche Team acht Mal in acht Tagen ins Wasser. "So eine Belastung gibt es in keiner anderen Mannschaftssportart", sagt Stamm, selbst 323-facher Nationalspieler und im zwölften Jahr Trainer der Herren-Nationalmannschaft.
Als Aktiver hat Stamm dreimal an den Olympischen Spielen teilgenommen und durfte 1984 in Los Angeles beim Gewinn der Bronzemedaille den größten Erfolg seit der Silbermedaille 1932 bejubeln. 1989 wurde er mit der Mannschaft Europameister. "Wir hatten zu der Zeit viele Linkshänder im Team, das war schon einmalig", sagt er. Die Erfolge von damals werden schwer zu wiederholen sein. Dafür gibt es auch politische Gründe. Aus dem Weltklasseteam Jugoslawien sind fünf Weltklasseteams geworden.
Hagen Stamm wurde nach der verpassten Olympia-Qualifikation für Sydney 2000 geholt. Als Trainer hat er an zwei olympischen Turnieren teilgenommen. "Ich will auf jeden Fall die dritte Teilnahme schaffen", sagt der 51-Jährige. Danach könnte für ihn Schluss sein als Nationaltrainer. Stamm führt einen Fahrradhandel und beschäftigt 200 Mitarbeiter. "Das ginge alles nicht, wenn meine Frau nicht Schwimmtrainerin wäre und Verständnis für mich hätte", sagt er.
Rund 100 Tage im Jahr ist Stamm mit der Mannschaft unterwegs. Einen Teil seiner Familie hat er dabei immer um sich. Sohn Marko und Schwiegersohn Marc Pollitze sind beide Mitglieder der Nationalmannschaft und natürlich aktiv beim deutschen Serienmeister Wasserfreunde Spandau 04, dessen Präsident Hagen Stamm ist. Spandau stellt von 17 Nationalspielern zehn. Die meisten Sportler seines Teams können sich voll auf ihren kräftezehrenden Sport konzentrieren.
Stamm weiß, was seine Jungs körperlich leisten müssen und sieht das jüngste Fotoshooting, mit dem sich das Team vermarktet, positiv. "Wenn ich so vernünftig vorzeigbare Burschen hab, muss ich die doch nicht in Jute packen", sagt der Berliner trocken. Sogar das internationale männliche Topmodel Markus Schenkenberg poste mit den deutschen Sportlern. Motto des Shootings: Gladiatoren.
Ist Wasserball auch ein Kampfsport? "Je höher die Kategorie, desto weniger", sagt Stamm. Aber zur Sache gehe es schon. Gerade in Eins-zu-Eins-Situationen müsse man sich durchsetzen können. Deswegen trainieren seine Gladiatoren viel Kraft - "an Land" im Kraftraum. "Das haben wir früher nicht gemacht", sagt der Bundestrainer. Deswegen sehen seine Jungs auch so aus, wie sie aussehen.
Ob sie sich für die Olympischen Spiele qualifizieren, hängt von der Stärke der europäischen Konkurrenten ab. Vier von zwölf Teams können nach London fahren, dabei gelten Montenegro und Spanien als die Favoriten. "Wobei wir Spanien bei der letzten Europameisterschaft geschlagen haben", erinnert Stamm. In der Gruppe mit Rumänien, Vize-Europameister Montenegro, den Niederlanden, Griechenland und Mazedonien muss Deutschland unter die ersten vier kommen, um dann im Viertelfinale das entscheidende Spiel für die Qualifikation zu bestreiten. Dann wird sich zeigen, ob die Mallorca-Kondition ausreichen wird.