Utz Claassen, der deutsche Anteilseigner des Fußball-Klubs Real Mallorca, hat zum ersten Mal die Absicht geäußert, die Kontrolle beim Inselklub zu übernehmen. Wenn der bisherige Mehrheitseigner Llorenç Serra Ferrer bis August keinen Käufer finden sollte, werde er ihm ein Kaufangebot machen, sagte Claassen am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Derzeit hält der Deutsche 20 Prozent der Klubanteile.
Claassen machte diese Ankündigung im Rahmen der Präsentation seines Konzeptes "Força Vermella 2020" ("Die rote Macht 2020", in Anspielung auf die dominierende Farbe des Klubs). Dieses sieht die deutliche Erhöhung der Einnahmen des Klubs vor, die Verstärkung der Marketingaktivitäten sowie die Verpflichtung dreier internationaler Topspieler aus Deutschland, England und Spanien.
Ziel des Konzeptes sei es, Real Mallorca bis zum Jahr 2020 zur dritten Kraft im spanischen Fußball hinter Real Madrid und dem FC Barcelona zu machen. Dieses Ziel hatte Claassen bereits ausgegeben, als er im Herbst 2010 als Anteilseigner bei Real Mallorca eingestiegen war.
"Wenn wir dieses Projekt umsetzen, können wir einer der Großen werden, statt immer nur um den Klassenerhalt zu kämpfen und nur dank des Verkaufs von Spielern zu überleben", zitiert die Tageszeitung "Ultima Hora" den 49-Jährigen. "Die Qualifikation für die Champions-League muss der Normalfall werden." Sein Engagement beim Inselklub sei langfristig ausgerichtet. "Ich werde solange hier bleiben, bis wir einen internationalen Titel gewonnen haben", zitiert "Ultima Hora" den Deutschen.
Der hatte stets seine Überzeugung bekundet, dass der Klub aufgrund der internationalen Bekanntheit der "Marke Mallorca" über großes Potenzial verfüge. Werde dieses genutzt, könne sich der Klub als dritte Kraft in Fußball-Spanien etablieren.
Das dafür notwendige Geld solle nicht nur aus der Einnahmesteigerung des Klubs, sondern auch von Investoren stammen. Mehrere potenzielle Kandidaten hätten sich bereits bei ihm gemeldet, so Claassen. "Ich bin in der Lage, Kontakte zu finanzkräftigen Investoren herzustellen", zitiert ihn "Ultima Hora". Sollten sich die Interessenten nicht in den kommenden Wochen mit Serra Ferrer auf einen Kauf von dessen Anteilen einigen können, werde er im August selbst ein Kaufangebot machen.
Im Aufsichtsrat des Klubs tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen Mehrheitseigner Serra Ferrer und Claassen. Sogar die Gerichte wurden schon eingeschaltet. Obendrein ist das Isolvenzverfahren, in dem sich der hochverschuldete Klub seit dem Frühjahr 2010 befindet, noch immer nicht abgeschlossen. Real Mallorca steht bei Firmen, Einzelpersonen, beim Finanzamt und bei der Sozialversicherung mit rund 60 Millionen Euro in der Kreide.
Für einige Aufregung sorgten auf der Insel Berichte, Claassens nun präsentiertes Konzept sehe auch die Einrichtung einer Stadionkapelle und eines Friedhofs für Real-Mallorca-Fans vor - laut Angaben aus dem Umfeld des Deutschen ein Missverständnis. Man habe lediglich Beispiele aus der Bundesliga genannt, um zu verdeutlichen, welche Anstrengungen deutsche Vereine unternehmen, um Anhänger an sich zu binden. Sehr wohl wolle Claassen aber einen "Kids-Klub" im Stadion installieren, in dem während den Spielen der Inselkicker Kinder betreut werden.