Eine offizielle Bezeichnung für das, was er bei Borussia Dortmund macht, gibt es nicht. Vielleicht würde „Identifikationsfigur” dem Auftritt von Norbert Dickel am nächsten kommen.
Der 56-Jährige war gerade wieder mal auf Mallorca, wohnte mit seiner 45 Mann starken Truppe im Lindner-Hotel in Bendinat und spielte die elfte „Nobby’s Golf-Trophy” auf verschiedenen Plätzen. „Das sind Sponsoren des BVB, die gerne Golf spielen”, so Dickel über seine Reisegruppe. „Aber inzwischen wurden die auch alle zu liebgewonnenen Freunden.”
Zu den Aufgaben des Exprofis gehört „Sponsoren finden, Sponsoren binden”. Er ist seit 1992 Stadionsprecher im Signal-Iduna-Park, begleitet den BVB-Tross zu internationalen Auswärtsspielen, kommentiert die Partien im BVB-Netradio und moderiert das Fan-TV. Viel zu tun – für den Mann, den alle nur „Nobby” nennen aber keine Arbeit. „Ich sage nie, ich fahre zur Arbeit. Ich fahre zur Borussia.” Und das ist für den Sauerländer wie ein Lebensgefühl. Immerhin gehört er schon seit 32 Jahren dazu.
Nach Schule und Lehre verpflichtete sich Dickel für vier Jahre bei der Bundeswehr. Er blieb aber nur zwei und wechselte dann vom TSV Siegen als Fußballprofi in die Bundesliga zum 1. FC Köln. Für den Geißbockclub kam er 1986 zu einem Kurzeinsatz im verlorenen Uefa-Cup-Endspiel gegen Real Madrid. Von 1986 bis 1990 stand der Stürmer bei Borussia Dortmund unter Vertrag und wurde 1989 zum „Helden von Berlin”: Im DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen spielte Dickel trotz Verletzung und hatte mit seinen zwei Toren maßgeblichen Anteil am 4:1-Sieg. Es war sein letzter großer sportlicher Erfolg. Im Alter von nur 28 Jahren musste Nobby 1990 seine Karriere verletzungsbedingt beenden.
Eine Fußballerkarriere, die den gelernten Werkzeugmacher beinahe auch nach Mallorca geführt hätte. „Ich habe 1986 ein Probetraining bei Real Mallorca gemacht, es gab sogar ein Spiel”, erinnert sich Dickel. „Damals war schon klar, dass ich Köln verlassen würde, aber noch nicht, wohin es geht.” Auf der Insel blieb es beim Test: „Real Mallorca wollte mich damals nicht haben, ich war denen zu schlecht. In der Saison darauf habe ich 20 Bundesligatore für Borussia Dortmund geschossen.”
Real unter Trainer Llorenç Serra Ferrer war Aufsteiger in die Primera División. Zusammen mit Dickel versuchte seinerzeit auch ein Niederländer zu gefallen: Danny Blind. Der konnte hier ebenfalls nicht überzeugen, wechselte von Sparta Rotterdam zu Ajax Amsterdam, wurde fester Bestandteil der Nationalmannschaft und später auch Bondscoach.
Wer weiß, ob jemals etwas aus Norbert Dickel und seiner große Liebe BVB geworden wäre, wenn er damals auf die Insel gekommen wäre ...
Kann Nobby sagen, warum man ihn in Dortmund so schätzt? „Es ist meine Authentizität, würde ich sagen. Ich bin, wie ich bin und ich liebe den Verein.”
Norbert Dickel liebt auch Currywurst und erfüllte sich 2012 den Traum von der eigenen Imbissbude, die er fünf Jahre später aber wieder abgab. „Es ist immer so im Leben. Wenn du etwas machst, und kümmerst dich nicht selber darum, dann ist das nicht gut. Mir fehlte die Zeit.”
Denn da ist ja auch noch das soziale Engagement. Dickel ist Präsident und Gründer der Gofus – das sind Fußballer, die für den guten Zweck Golf spielen. Rund 550 Mitglieder hat der Verein im Moment und man konnte bereits vielen Kindern und Jugendlichen helfen – mit dem Bau von Bolz- und der Vermittlung von Ausbildungsplätzen. Neben dem BVB sind auch die Gofus für Norbert Dickel eine echte Herzensangelegenheit.
(aus MM 18/2018)