Mallorca Magazin: Die Leute strömen zu Ihren Matches, um Sie spielen zu sehen wegen Ihrer besonderen, unterhaltsamen Art. Nehmen Sie das wahr?
Nick Kyrgios: Ja, offensichtlich wollen viele Leute mich spielen sehen oder sogar so spielen, wie ich es tue. Ich bin stolz auf die Art, wie ich spiele. Wenn ich das zeigen kann, ist das auch eine Belohnung für mich.
MM: Manche Leute bezeichnen Sie als „Bad Boy” der internationalen Tennisszene. Sind Sie wirklich so schlimm?
Kyrgios: Ich glaube nicht, dass ich so verrückt bin, wie die Leute glauben. Ich bin jetzt 27 und ich spiele so, seit ich zehn Jahre alt bin. Ich war schon immer sehr emotional und ehrgeizig. Ich werde mich nicht ändern. Ich denke, die Fans wollen emotionale Matches sehen. Wenn man verliert, ist man einfach auch mal wütend. Das ist ganz normal, das ist menschlich. Manche zeigen es mehr, manche weniger.
MM: Was sind Ihre Ziele für diese Saison?
Kyrgios: Ich bin niemand, der sich Ziele setzt. Ich möchte Spaß auf dem Platz haben und mich wohlfühlen. Ich denke überhaupt nicht an die Rangliste. Ich weiß, dass ich jeden schlagen kann.
MM: Sie bevorzugen Rasen statt Sand. Doch die Rasensaison ist sehr kurz. Ist das nicht ein Handicap?
Kyrgios: Rasen ist ein ganz anderer Belag als jeder andere. Jeder muss sich darauf einstellen, sogar die besten Spieler, aber nicht jeder bekommt die Chance dazu. Ich hatte einen guten Start in die Saison und hoffe, dass ich in den nächsten Wochen noch viele Matches bestreiten kann.
MM: Warum haben Sie in diesem Jahr aber die meisten Turniere auf Sandplätzen gemieden?
Kyrgios: Für mich ist 2022 eine Art Wiederaufstiegsjahr. Ich bin ziemlich gut in die Saison gestartet, und ich habe gezeigt, dass ich nicht jedes einzelne Turnier spielen muss, um das zu beweisen. Außerdem wollte ich mich so gut wie möglich auf die Rasensaison vorbereiten. Und ich wollte wieder öfters zu Hause sein als stets in der Weltgeschichte herumzureisen.
MM: Und was sind Ihre Erwartungen an die Mallorca Championships?
Kyrgios: Ich freue mich sehr darauf, zum ersten Mal bei den Mallorca Championships und auf den Rasenplätzen des Mallorca Country Club zu spielen. Ich habe viel Gutes über den Club, das Turnier und Mallorca insgesamt gehört. Deshalb möchte ich mein bestes Tennis zeigen und hoffe, dass ich während der Woche viele Tennisfans dort sehen werde. Wie immer möchte ich natürlich auch gewinnen, ich möchte die Leute unterhalten, die zum Turnier kommen und uns spielen sehen. Und ich möchte Spaß haben.
MM: Sie haben publik gemacht, dass Sie unter Depressionen leiden. Was war der Auslöser dafür?
Kyrgios: Nun, es ist ein wichtiges Thema, um darüber zu sprechen und vielleicht anderen Menschen in einer ähnlichen Situation zu helfen. Ich hatte das Gefühl, dass ich niemanden hatte, mit dem ich reden konnte, niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte. Das war der Grund, warum ich mich nicht früher habe öffnen können. Ich habe mich geweigert, von meiner Familie und meinen Freunden Unterstützung zu bekommen. Sie hätten mir helfen können, einen Weg zurückzufinden und wieder positiv zu denken.
MM: Sie haben Anfang 2020 Ihre wohltätige Seite gezeigt, als Sie nach den Buschbränden in Ihrem Heimatland Australien eine Menge Geld gesammelt haben.
Kyrgios:Da haben wir etwas ganz Besonderes gemacht. Ich habe für jedes Ass, das ich gespielt habe, 200 Dollar gespendet, und andere Leute haben auch gespendet. In diesem Jahr gab es so viel Trauer in Australien, es war alles so tragisch. Besonders in meiner Heimatstadt Canberra. Alles dort war in Rauch gehüllt, in den gefährlichsten Rauch der Welt zu dieser Zeit. Es war schwer, das mitanzusehen.
MM: Sie sind auch Botschafter der Online-Trainingsplattform Top Court der ATP. Unterrichten Sie gerne?
Kyrgios: Ich will nicht wirklich unterrichten. Ich möchte nur zeigen, wer ich wirklich bin und wie ich gerne spiele. So, wie es sonst niemand tut. Ich hoffe, dass die Leute, die mir zuschauen, dadurch etwas Selbstvertrauen bekommen.
MM: Welcher der derzeitigen Top-2-Spieler ist für Sie der beste?
Kyrgios: Ich denke, das wäre Rafael Nadal. Er hat jetzt 22 Grand-Slam-Titel, die anderen beiden nur 20. So einfach ist das.