Die Rollen waren wie immer klar verteilt, wenn Real Mallorca gegen den FC Barcelona in der spanischen La Liga antritt. Schon allein der Blick in die Statistik gibt einen Einblick über die Kräfteverhältnisse dieser beiden Vereine. In vor dem jüngsten Aufeinandertreffen insgesamt 69 Partien gingen die Inselfußballer ganze elfmal als Sieger vom Platz. In den jüngsten zehn Auseinandersetzungen gab es ausnahmslos Siege für die Katalanen. Da Fußballer aber oftmals den Aberglauben heranziehen und gerne die Geschichtsbücher als zwölften Spieler mit aufs Feld nehmen, war eine zusätzliche Randnotiz nicht ganz unerheblich.
Schon einmal spielte Real Mallorca an einem 1. Oktober gegen den FC Barcelona. Es war im Jahr 1989 und damals siegten die Inselfußballer durch einen Elfmetertreffer von Zoran Vulic mit 1:0. Im Team von Barça standen damals Größen wie Andoni Zubizarreta, Ronald Koeman oder Michael Laudrup, Trainer war Johan Cruyff. Real Mallorca blickte damals ehrfurchtslos von Platz sieben auf die Azulgrana auf Platz zwölf hinab – eine in heutiger Zeit fast schon groteske Vorstellung. Von der Mannschaft, die nun am siebten Spieltag der aktuellen Saison gegen den FC Barcelona im Visit Mallorca Estadi auflief, war damals noch kaum einer geboren. Lediglich Jaume Costa war bereits auf der Welt – er war damals ein Jahr alt.
Dass die Statistik ein hervorragender Mutmacher ist, aber eben keine Tore schießt, wurde in der Neuauflage dieses beliebten Duells wieder offenbar. Barça-Trainer Xavi Hernández musste seine zuletzt siegreiche Elf auf sechs Positionen umstellen. Mallorcas Coach Javier Aguirre vertraute der Mannschaft, die in der Vorwoche bei UD Almería einen 1:0-Sieg eingefahren hatte. Lediglich Iddrisu Baba rutschte für Clément Grenier in die Startformation. Der große Favorit aus Katalonien begann die Partie mit viel Spielkontrolle, ohne aber vor dem Tor entscheidend in Abschlussposition zu gelangen. Doch dann stand aus dem Nichts wieder einmal Robert Lewandowski parat, der nach seinem Sommerurlaub auf Mallorca im Juni dieses Jahres nun aus beruflichen Gründen die Insel besuchte.
Ansu Fati ließ auf der Außenbahn den früheren Stuttgarter und heutigen Mallorca-Außenverteidiger Pablo Maffeo stehen und passte auf den ehemaligen Bayern-Stürmer. Dieser ließ einen weiteren Abwehrspieler der Mallorquiner aussteigen und schoss trocken, platziert und unhaltbar ins lange Eck zum 0:1 (20.). Dass dies der am Ende goldene Treffer werden würde, war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen. In der 23. Minute war es wieder Lewandowski, der schön im Strafraum angespielt wurde, sein versuchter Heber war aber kraftlos und landete in den Armen von Real-Schlussmann Predrag Rajkovic, der einen ansonsten recht ruhigen Abend erlebte.
Die dicke Chance für den Ausgleich besaß Jaume Costa, der nach einem schönen Spielzug über die rechte Außenbahn in die Hereingabe von Antonio Sánchez herein rauschte, aber in Marc-André ter Stegen seinen Meister fand. Real Mallorca spielte mutig weiter und hatte in einem immer zerfahrener werdenden Spiel durchaus seine Möglichkeiten auf das nicht unverdiente 1:1. Sánchez startete nach einem Zuspiel schön durch und zog aus 14 Metern halbrechter Position im Strafraum ab, doch auch hier machte sich der deutsche Keeper in Diensten des FC Barcelona ganz lang und verhinderte Schlimmeres für den Spitzenklub. Barcelona verwaltete die Führung und tat für das Chancenverhältnis nicht mehr viel. Über das schnelle und starke Umschaltspiel erarbeitete sich Real Mallorca hingegen weitere gute Gelegenheiten.
In der 89. Minute hatten die meisten der 18.103 Zuschauer den Torschrei auf den Lippen, als sich der quirlige Kang-in Lee gut im Strafraum durchsetzte und sich den Ball selbst mit dem Kopf vorlegte, seinen Abschluss aber einmal mehr am langen Eck vorbeirauschen sah. Am Ende genügte einer Barça-Mannschaft, die ihre Qualitäten auf den Platz brachte, aber auch nicht mehr als nötig tat, der neunte Saisontreffer von Robert Lewandowski, um den Statistikbüchern einen weiteren Erfolg auf Mallorca zuzufüttern.