In den kommenden Wochen dreht sich im europäischen Sport alles um Handball. Seit Dienstag (14.1.) läuft die Weltmeisterschaft in Kroatien, Dänemark und Norwegen, und die Blicke richten sich gespannt auf die Topfavoriten. Unter ihnen: die deutsche Nationalmannschaft. Für den ehemaligen Handball-Nationalspieler Michael Roth, der mittlerweile zwischen seiner Heimat und Mallorca pendelt, ist klar: "Deutschland zählt ganz klar zu den Titelfavoriten." Der 62-Jährige genießt derzeit eine wohlverdiente Auszeit auf der Sonneninsel, verfolgt das Turnier aber aufmerksam vom Sofa aus.
Roth, der nach seinem Trainer-Aus beim TSV Großwallstadt im vergangenen Herbst in den Ruhestand gewechselt ist, nutzte die vergangenen Monate, um sich von mehreren Operationen zu erholen. "Ich musste im vergangenen Jahr mehrere Eingriffe über mich ergehen lassen, daher habe ich meinen Job bei Großwallstadt beendet. Jetzt erhole ich mich”, erklärt er. Doch sein Herz schlägt weiterhin für den Handball. Die WM verfolgt er im Kreis von Freunden vor dem Fernseher und hat klare Favoriten. „Neben Deutschland traue ich auch Dänemark, Frankreich und Spanien den Einzug ins Finale zu."
Sein Blick auf die Entwicklung des Handballsports ist durch Jahrzehnte geprägt. "Die Spieler sind athletischer, das Spiel schneller und taktisch ausgereifter geworden", so Roth. Doch eine Sache bleibt seiner Meinung nach unverändert: „Profi-Handballer verdienen immer noch weniger als ihre Fußball-Kollegen. Aus diesem Grund haben fast alle Handballer eine Berufsausbildung, um nach der Karriere abgesichert zu sein." Der Sport hat in Deutschland trotz seiner Popularität einen harten Stand in Sachen Gehalt und Karriereperspektiven.
Michael Roths eigene Karriere begann gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Ulrich in der Jugend der SG Leutershausen. Die beiden waren ein eingespieltes Team, sowohl auf dem Spielfeld als auch im Leben. Von 1985 bis 1990 spielte Roth für den TV Großwallstadt, mit dem er zahlreiche Erfolge feierte, darunter der Gewinn des DHB-Pokals 1987 und 1989 sowie die deutsche Meisterschaft 1990. Nach weiteren Stationen bei TV Eitra und TUSEM Essen, wo er 1994 den City-Cup gewann, beendete er seine aktive Karriere mit beeindruckenden 44 Länderspielen und 60 Toren für die deutsche Nationalmannschaft.
Der Höhepunkt seiner Spielerkarriere war zweifellos die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles, wo er mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille gewann. "Das war ein unvergesslicher Moment", erinnert sich Roth. Die Ehrung mit dem Silbernen Lorbeerblatt durch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker war die Krönung seiner sportlichen Leistungen.
Doch nicht nur sportlich, auch persönlich erlebte Roth Höhen und Tiefen. 2009 traf ihn und seinen Zwillingsbruder ein schwerer Schicksalsschlag: Beide erhielten nahezu zeitgleich die Diagnose Prostatakrebs. "Vielleicht liegt das in unserer Familie genetisch", spekuliert Roth. Nach erfolgreichen Operationen gelten beide heute als geheilt. Ihre Erfahrungen mit der Krankheit verarbeiteten sie in zwei Büchern und möchten damit anderen Betroffenen Mut machen. "Wir wollen zeigen, dass es ein Leben nach der Diagnose gibt", betont Roth, der auch in der Vox-Sendung "Showtime of my Life – Stars gegen Krebs" über seine Erfahrungen berichtete.
Sein Leben auf Mallorca genießt Roth in vollen Zügen. Die Insel, die ihm durch frühere Mannschaftsfahrten vertraut wurde, bietet ihm die perfekte Balance zwischen Ruhe und Aktivtät. „Wir wohnen direkt neben einer Golfanlage bei Bendinat. Durch das Golfen kommen wir in Kontakt mit vielen Einheimischen und ausländischen Residenten", erzählt Roth. Neben dem Golfen kann er sich auch vorstellen, auf der Insel wieder eine Handball-Mannschaft zu trainieren. "Ich bin offen für Trainer-Angebote", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Die Handball-Weltmeisterschaft sieht er als spannendes Ereignis, das er trotz der Entfernung intensiv mitverfolgt. "Die deutsche Mannschaft hat gute Chancen", ist er überzeugt. „Ein starker Torhüter und eine eingespielte Truppe können den Unterschied machen."