Folgen Sie uns F Y T I R

Nach 250 Partien in Zürich und München: Das denkt ein mallorquinischer Fußballprofi über Deutschland und die Schweiz

Guillermo Vallori hält die Deutschen für gewissenhaft, die Schweizer für korrekt und diszipliniert. Nach Bayern würde er gerne eines Tages zurückkehren

Vallori wurde 1982 in Palma geboren. Mit 25 Jahren wechselte er in die Schweiz und später nach Deutschland | Foto: privat

| Palma, Mallorca |

Guillermo Valloris letztes Spiel als Fußballprofi für den 1860 München war gleichzeitig auch sein erinnerungswürdigstes: "Ich würde diese Partie für nichts in der Welt tauschen", so der Mallorquiner. Vallori, 1982 in Palma geboren, spielte von 2007 bis 2016 zuerst für den Schweizer Verein Grasshoppers Zürich in der ersten Liga des Landes und anschließend in Deutschland bei den "Löwen".

Am 15. Mai vor zehn Jahren ging es für 1860 in der zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt. Schauplatz des Aufeinandertreffens mit dem 1. FC Nürnberg war die Allianz-Arena von München mit 69.000 Zuschauern. Valloris Team musste gewinnen, um die Saison zu retten. "Nürnberg ging in Führung", erinnert sich der Mallorquiner, "doch mir gelang der Ausgleichstreffer. Dann – in der 72. Minute – holte ich einen Elfmeter raus, den wir zum 2:1 verwandelten. Die letzten 17 Minuten der Partie waren ein Spektakel, das gesamte Stadion voller Aufregung." Fünf Minuten vor Abpfiff reißt sich Vallori nach einem Sprung das Kreuzband und wird vom Platz begleitet. Er kehrt wieder aufs Feld zurück und spielt bis zum Ende durch.

"Ich fühlte mich in Deutschland sehr geliebt", sagt Vallori, der fast 100 Spiele für 1860 machte. Für die Grasshoppers Zürich waren es mehr als 150 Partien. Bevor er in die Schweiz wechselte, hatte der Innenverteidiger in Ibiza in der dritten spanischen Liga gespielt. "Bei meinem ersten Einsatz für die Grasshoppers sahen mich gleich 9000 Zuschauer im Stadion", so der Mallorquiner. "Ich hatte das Glück, dass nach meiner Ankunft in Zürich der Trainer direkt an mich glaubte. Dieses Vertrauen hat mir meine Karriere ermöglicht."

Für die Grasshoppers Zürich schoss Vallori 14 Tore und gab neun Vorlagen.

Gleichzeitig half der Verein Vallori bei der Integration, organisierte ihm eine Wohnung, übernahm die Anmeldung bei den Behörden. "Ich liebte das Leben in der Schweiz. Mir gefällt Zürich mit seinem See, eine sehr saubere Stadt." Seinen Wechsel zu verdanken hatte der Mallorquiner einem Schweizer Ex-Nationalspieler, der ihn auf Ibiza hatte spielen sehen und ihn einem Freund bei den Grasshoppers empfahl. "Ich hatte ein Glück, das nur wenige Menschen haben. Im Alter von 25 Jahren vom Fußball leben zu können, war, als ob ich im Lotto gewonnen hätte."

In München schließlich betrat Vallori eine Kabine, die vollständig aus bayerischen Spielern bestand. Der Mallorquiner absolvierte einen Online-Deutsch-Kurs, um die Konjugation von Verben zu erlernen und Sätze schriftlich korrekt formulieren zu können. "Ich wollte mich sprachlich schnell in Deutschland integrieren", so Vallori. "Mir gefällt die deutsche Sprache sehr, ich spreche sie gerne." In sportlicher Hinsicht fielen dem Mallorquiner in Deutschland die vollen Spielstätten auf: "Die Deutschen sind gewissenhaft: Sie bauen Stadien für die tatsächliche Menge von Fans, die die Partien auch besuchen werden."

Im Trikot des TSV 1860 München gelangen Vallori acht Tore und vier Vorlagen.

Vallori, der viereinhalb Jahre in München verbrachte, sieht Parallelen zwischen Mallorquinern und Deutschen: "Ich glaube, beide Gruppen sind einander in Teilen sehr ähnlich. Die Menschen in den Dörfern auf Mallorca ähneln denen deutscher Dörfer sehr, die sehr lokal verankert sind und ihren eigenen Dialekt sprechen." Im Unterschied zu den Mallorquinern seien die Schweizer sehr diszipliniert, bemerkt der Legionär.

Bei 1860 avancierte Vallori wegen seiner beherzten und kompromisslosen Spielweise zum Publikumsliebling. Er hinterließ bleibenden Eindruck: "Viele Leute schreiben mir noch, ich solle ihnen Bescheid geben, sobald ich München wieder besuche. Ich habe Lust, in München wieder eine Partie besuchen zu kommen." Der Mallorquiner arbeitet heute vormittags als Grundschullehrer und trainiert nachmittags Kinder auf dem Fußballgelände Son Fuster Vell von Palma. "Ich bin zehr zufrieden mit den Schritten, die ich gemacht habe", sagt Vallori und fügt hinzu: "Mein Traum wäre es, eines Tages nach München zurückzukehren, in jedweder Rolle, in der man mich bräuchte. Ich war dort sehr glücklich."

Zum Thema
Meistgelesen