Es hätte ein feierlicher Moment werden sollen: Der Regionalligist Atlético Baleares wollte per Mitgliederabstimmung darüber entscheiden, ob die Haupttribüne des Estadi Balear in Palma de Mallorca künftig den Namen seines Mäzens tragen soll – Tribuna Ingo Volckmann. Der deutsche Unternehmer, seit Jahren Eigentümer und Präsident des Klubs, hatte schließlich die Sanierung des maroden Stadions ermöglicht. Doch kurz vor der Abstimmung platzte eine Fangruppe namens Fanàtiks ATB mit einer Kampfansage dazwischen: Volckmann sei nichts anderes als ein Sprachrohr für "rechtsextreme Propaganda". Darüberberichtete die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora.
Telegram statt Taktiktafel
Die Vorwürfe stützen sich auf Screenshots aus Volckmanns Telegram-Kanal, in dem er ungefiltert politische Inhalte teilt – von Impfkritik bis zu Beiträgen gegen Genderpolitik. Stoff genug für seine Gegner, ihn in die rechte Ecke zu stellen. "Wir können nicht zulassen, dass eine solche Person in unserem Stadion Platz hat", wetterte die Gruppe in einem offenen Statement. Atlético Baleares, so die Botschaft, sei ein Verein mit antifaschistischer Tradition, und Volckmann das genaue Gegenteil.
"Jeder darf seine Meinung sagen"
Der Präsident selbst gibt sich genervt. "Wir wollen die Angelegenheit nicht größer machen als sie ist", erklärte er auf Anfrage von MM. "Wir haben mit allen unseren Fanclubs gesprochen, die sind voll sauer auf die, die das da behaupten. Die Leute kennen mich ja, ich habe manchmal einen großen Mund und sehe auch ein paar Sachen anders als andere, definitiv, aber ich finde, jeder darf seine Meinung sagen." Und er fügt hinzu: "Die, die das da gemacht haben, sind ultra, ultra links, die sind von der Antifa. Was soll ich dazu sagen? Jeder, der ein bisschen anders denkt, ist gleich ein Rechter."
Dass ausgerechnet Volckmann ins Fadenkreuz gerät, wirkt paradox: Ohne ihn gäbe es den Verein in seiner heutigen Form wohl kaum. Seit Jahren pumpt der Unternehmer Millionen in Atlético Baleares, sanierte das Stadion und brachte den Klub sportlich wieder auf Kurs. Viele Fans schätzen ihn nicht nur für die finanzielle Rettung, sondern auch für sein Engagement. Doch für die Fanàtiks ATB überwiegt in Volckmanns Augen inzwischen die politische Symbolik – und die fällt in ihren Augen vernichtend aus.
Fußball oder Weltanschauung?
Die Auseinandersetzung zeigt, wie sehr Fußball auch auf der Insel politisiert ist. Volckmann wollte nach eigener Aussage gar nicht reagieren, "ich bin etwas stinkig und wollte erst gar nichts zu dem Thema sagen, ich mache das deshalb nicht, weil ich Sport und Politik nicht mischen will." Doch nun steht er mitten in einem Kulturkampf, der wenig mit Abseitsfallen oder Aufstiegsambitionen zu tun hat.