Atemberaubende Drehungen um 180 Grad auf der Wasseroberfläche, ohne dabei das Board anzuheben, oder spezielle Sprungtricks – die sogenannten Grabs – bei denen das Board in der Luft gegriffen wird. Der Mallorquiner Mateo Bauzá beherrscht einige dieser Kniffe mit dem Wassersportgerät, das einem Snowboard ähnelt und auf dem Meer scheinbar den physikalischen Gesetzen der Natur zu trotzen scheint. Sein Wissen gibt der frühere Profi, der es bei Wettkämpfen in Spanien bis aufs Podium geschafft hat, heute an talentierte Nachwuchssportler weiter. Dazu zählt das junge, vielversprechende deutsch-mallorquinische Wakes-urf-Talent Gabriel Zakharyan sowie seine Schüler Peter Vorobiev und Noah Adenauer, die es landesweit auf Spitzenniveau gebracht haben.
Doch auch blutige Anfänger können sich in der Wakeboard-Schule von Mateo Bauzá in Palmanova in der Trendsportart versuchen. Wakeboarden gilt als sicherer, sportlicher und vielseitiger als traditionelles Wasserskifahren und hat dieses in den 1980er-Jahren in Bezug auf Beliebtheit und Athletenzahl überholt. Bei dem Mode-sport gleitet man auf einem fest angeschnallten Board über das Wasser, während man – gezogen von einem kraftvollen Boot oder einem surrenden Seilzugsystem im speziellen Wakepark – mit Geschwindigkeit und Adrenalin durch die Wellen jagt. 2011 gründete der heute 35-jährige Bauzá seine "El Spot Wakeboard School" in Calvià.
"Ich habe mit 13 Jahren mit der Sportart angefangen. Der Wakeboard-Pionier Daniel Amengual war zunächst mein Mentor und später der Co-Founder der Schule", so der Mallorquiner. Doch bevor es zu Tricks mit dem Board wie Ollies oder Surface Spins auf dem Wasser kommt, ist es von Beginn an ein langer Weg. MM machte in dieser Hinsicht den ersten Schritt und ließ sich in die In-Sportart einweisen. Auch wenn der spanische Wetterdienst für den angesagten Probetag auf dem Wasser leichten Regen und trübes Wetter vorhergesagt hatte, war die Wakeboardschule an diesem Herbsttag Ende Oktober geöffnet (www.elspotwakeboardschool.com). "Allein das Wetter in der Region Palmanova ist ausschlaggebend, nicht das auf der gesamten Insel. Und heute ist es perfekt", so Bauzá. Nur Gewitter oder starker Wellengang sind Ausschlusskriterien, bei denen es nicht mit dem Boot aufs Meer geht.
Wakeboarden: Gleiten, springen, Tricks auf dem Wasser
Die Bucht biete, wie Bauzá betonte, für die Insel einzigartige Bedingungen für die Sportart, da sie geschützt liege. "Entscheidend ist, dass das Wasser relativ ruhig ist. Dadurch gleitet das Boot durch das Wasser, und die Welle formt sich sauberer, wodurch man mehr Gleichgewicht auf dem Board hat", so der Experte. Wenn allerdings Schaumkronen auf dem Wasser, die White Horses, zu sehen sind, sei es zu windig, und er sage die Fahrt ab. "Die besten Zeiten fürs Wakeboarden sind frühmorgens vor elf Uhr oder am späten Nachmittag nach 17 Uhr. Dann nämlich ist die See ganz ruhig." Die Hauptsaison für den Wakeboard-Sport ist auf der Insel von Mai bis Anfang November.
Bevor sich der Verfasser dieser Zeilen in den Neoprenanzug quetschte, erklärte ihm der Schulinhaber Bauzá an Land die Grundregeln: "Schalte am besten deinen Kopf komplett ab. Für Anfänger funktioniert die Sportart kontraintuitiv". Ziel sei es, am Anfang mindestens fünf Meter auf dem Wasser zu gleiten. Mit seinem Gehilfen, dem Spanier Ataulfo Deloyo, und Bauzá am Steuer des Motorboots MasterCraft NXT22 ging es dann mit 22 Kilometern pro Stunde hinaus aufs Meer. Irgendwann kam der Befehl des Coaches, die Schuhe auf dem Wakeboard zu binden und ins Wasser zu steigen. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein Zurück mehr. Tatsächlich sind die 22 Grad Wassertemperatur kein Problem, und ein Delfin, der kurz zuvor gesichtet wurde, sorgte für einen Motivationskick und zusätzlichen Ansporn.
Die ersten Versuche, sich locker am Seil hängend mühelos aus dem Wasser zu hieven, scheiterten kläglich. "Denke daran, dich wie ein Embryo aus der Startposition auf den Brettern aufzurichten. Und gib niemals auf", rief der Coach. Irgendwann, nach unzähligen Versuchen, schaffte es der MM-Reporter tatsächlich, sich gleich zweimal auf dem Wasser für wenige Meter vom Motorboot ziehen zu lassen. Doch innerhalb dieser zwanzigminütigen Try-and-Error-Versuche schluckte der Journalist zugleich selbstverschuldet viele Liter Meerwasser.
Auch in dieser anfänglichen Frustphase war der Spaßfaktor jedoch garantiert. Da beim Wake-Boarden aus rechtlichen und sicherheitstechnischen Gründen immer eine Begleitperson an Bord ist, hat die Trendsportart auch ihren Preis. 20 Minuten schlagen mit 65 Euro zu Buche. Dabei liegen auch die ökologischen und Nachhaltigkeitsaspekte Bauzá am Herzen. "Wir halten uns an die Umweltgesetze und benutzen biologisch abbaubare Produkte. Tatsächlich ist nachgewiesen, dass durch die Bewegung eines Propellers, wie bei unserem Motorboot, dem Wasser Sauerstoff beigemischt wird."